^ Efringen-Kirchen: Landwirt sein ist wieder gefragt - Efringen-Kirchen - Verlagshaus Jaumann

Efringen-Kirchen Landwirt sein ist wieder gefragt

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Heinz Kaufmann, BLHV-Vorsitzender im Kreis Lörrach, schilderte die aktuelle Lage bei den Landwirten der Region. Foto: Beatrice Ehrlich

Klare Worte bei der Kreisversammlung des BLHV in Blansingen

Seine Einschätzungen teilte der BLHV-Kreisvorsitzende bei der gemeinsamen Kreisversammlung der Bezirke Lörrach und Müllheim des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV) in Blansingen. Die Marktverwerfungen, eingeläutet durch die Corona- Pandemie hätten sich mit dem Ukraine- Krieg fortgesetzt, stellte Kaufmann fest. Dies zeige sich an der allgemeinen Teuerung, für die Landwirte besonders an den gestiegenen Grundkosten für Unterhalt und Betrieb von Maschinen, besonders aber auch beim Kauf von Dünger, da die Ukraine als großer Düngemittellieferant ausfällt. „Die Produktion im eigenen Land ist viel wichtiger geworden“, so Kaufmanns Beobachtungen. Der Landwirt sei in der öffentlichen Wahrnehmung einer der wichtigsten Berufe geworden. „Das ist sehr erfreulich“, konstatierte er.

Sorge um ertragreiche Flächen

Der BLHV habe eigene Vorschläge zur Beschleunigung der Energiewende abgegeben, wolle beim Ausbau der Windkraft beteiligt werden und suche die Zusammenarbeit mit den Naturschutzverbänden, wobei letzteres in der Region immer besser funktioniere, bilanzierte er. „Naturschutz ist wichtig und wir wollen unseren Beitrag vor Ort leisten. Wir müssen aber auch darauf achten, dass Erzeugungsflächen erhalten bleiben, vor allem, weil der Flächenfraß durch Gemeinden und Investoren gerade im Rheinvorland zuungunsten sehr guter, ertragreicher Äcker und Wiesen ungebremst weitergeht, fasste er die Sorgen der Landwirte zusammen. Im Bereich des BLHV Müllheim kommt hier noch der Ausbau der Rheintalbahn hinzu.

Mindestlohn ist schwierig

Schwierig bleibt für Landwirte der Mindestlohn. Sonderkulturen, wie es sie vielfach im Markgräflerland wie beim Gemüseanbau und Beerenanbau gibt, könne man angesichts der Arbeitskosten kaum noch so produzieren, dass sie sich anschließend noch zu einem vertretbaren Preis verkaufen lassen.

2022: Jahr der Extreme

Bezogen auf die Landwirtschaft, sei 2022 ein Jahr der Extreme gewesen. Beregnungen auf manchen Flächen hätten wegen der Trockenheit früh einsetzen müssen, was kostenintensiv gewesen sei. Dies gelte vor allem für die Maisfelder zwischen Bad Krozingen und Neuenburg. Die Getreideernte war von guter Qualität. Beim Mais und Gemüse, habe es Ausfälle, teils großflächiger gegeben. „Angesichts der Versorgungskrise sollten wir versuchen, ob man zeitweise ökologische Vorrangflächen für die Nahrungsmittelerzeugung mit heranziehen kann“, überlegte er.

Kaufmann ergänzte, dass man BLHV und Landwirte bei den Informationsveranstaltungen zu den Biotopverbänden mit einbeziehen sollte, damit man zusammen entscheidet, welche Flächen geschont und welche landwirtschaftlich genutzt werden können. Allgemein gebe es ein großes Interesse am Landschaftserhalt. Sehr negativ sehen die Landwirte die mögliche Schließung des Schlachtbetriebs in Schönau - Tiere sollten nicht über lange Strecken transportiert werden.

Junge Leute in den Startlöchern

Verginiya Kaerger freute sich, dass die Bedeutung des Berufs des Landwirts wieder in der breiten Masse angekommen ist“. In der Geschäftsstelle in Müllheim wurde das Personal aufgestockt, denn insbesondere die steuerliche und Rechtsberatung haben stark zugenommen. Allein 2022 habe es 305 Rechtsberatungen gegeben. Testamentsberatungen werden wichtiger. Immer noch haben viele Landwirte keine Patienten- und Vorsorgevollmacht. „Leute, macht das, es ist superwichtig, gerade wenn man einen Betrieb führt“, rief Kaerger. Trotz junger Landwirte, die gerne einen Betrieb eröffnen würden, würden viele Landwirte keinen Nachwuchs finden, hielt sie fest.

Die neue Grundsteuer sei hier nicht hilfreich gewesen, sie rechne mit enorm vielen Widersprüchen. Die Mitgliederzahlen haben sich positiv entwickelt, sie stehen bei 2392. Für die Geschäftsstelle will sie Beratungsmöglichkeiten außerhalb von Müllheim anbieten, unter anderem eine erste am 27. Februar in Schönau.

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