Kreis Lörrach/Rebland Mit Fasnachtsfeuern den Winter austreiben

Joachim Pinkawa

Brauchtum: Vielerorts flogen am Wochenende die glühenden Scheiben /Rege Resonanz auch in Wintersweiler

Markgräflerland/Dreiländereck - Am Wochenende leuchteten wieder die von den Feuerwehren und Vereinen veranstalteten traditionellen Fasnachtsfeuer von den Anhöhen und Hügeln des Markgräflerlandes und im Dreiländereck weit in die Rheinebene und beim Scheibenschlagen läuteten Jung und Alt die Fasnachtstage aus.

Die alemannische Fasnacht (Fasnet) ist im Markgräflerland, wie überall im alemannischen Raum, etwas ganz Besonderes und setzt sich bewusst ab vom mondänen Karneval im nordrhein-westfälischen Raum. „Fasnacht, das ist, wenn sich Historie mit Moderne, Schrecken mit Heiterkeit und Brauchtum mit Popkultur verknüpft und so zu einer Mischung wird, die es so wohl kein zweites Mal in der Welt gibt“, lautete eine Beschreibung.

Brauchtum wird seit Jahrhunderten gepflegt

Bereits seit dem 15. Jahrhundert wüten die Markgräfler Narren zur fünften Jahreszeit in den Gassen und Straßen, und die Fasnachtstraditionen sind dabei oft so alt wie die Feste selbst. Liebevoll geschnitzte originelle und oft furchteinflößende Masken, aufwendige, in Handarbeit genähte Gewänder, hierzulande Häs genannt, sowie ureigene Fasnachtsgrüße (Narri, Narro) machen die hiesige Fasnacht zu einem unvergesslichen kulturellen Erlebnis.

Zur alemannischen Fasnacht gehören zahlreiche urige Festveranstaltungen und Umzüge. Und zum Ende der Fasnachtszeit werden im alemannischen Raum am Rande der Dörfer riesige Feuer entzündet („Fasnachtsfüür“) und glühende Holzscheiben hoch in die Luft geschossen.

Trotz historisch vieler Versuche, den Alemannen mit Verboten des Fasnachtstreibens seit seiner Entstehung ihr wohl größtes und einflussreichstes Fest zu nehmen, haben sich viele Traditionen bewahrt. Am Samstagabend schafften es auch die aktuell drohenden und sogar entstandenen Absagen vieler Veranstaltungen (Basler Fasnacht) wegen des Corona-Virus und auch äußerst schlechte Wetterbedingungen nicht, die Menschen im Alemannenland von den Fasnachtsfeuern und dem Scheibenschlagen abzuhalten.

Während beispielsweise in Egringen stürmischer Wind die Flammen des zuvor entzündeten großen Fasnachtsfeuers waagerecht und mit wildem Funkengestöber über die nasse Anhöhe peitschte und eine Regenfront dem Feuer einen dampfenden Aufguss bescherte, suchten die Gäste Schutz in einem „Festzelt“. Die spätere Regenpause und weniger Wind lockte die großen und kleinen Gäste mit ihren langen Stecken bewaffnet aus dem Schutzbereich heraus und es hieß „Schibii, Schiboo“ für die im Feuer zum Glühen gebrachten und über einen Schlagtisch ins Tal geschleuderten/geschlagenen quadratischen Buchenholzscheiben.

„Schiibi, schiibo, die Schibe mues goh“, hieß es auch für die Gäste am Waldrand auf dem Katzenberg oberhalb von Wintersweiler. Allerdings hatte die Feuerwehr auf das Entzünden des großen Fasnachtsfeuers wegen des starken Windes verzichtet und dafür erwarteten drei kleinere Feuer am Wegesrand den Fackelzug der Kinder und Erwachsenen vom Dorf her. Auch dort bot ein „Unterstand“ den Gästen Regenschutz und Gelegenheit für Getränke und warmen Imbiss. Die Regepause wurde genutzt, um mit dem Scheibenschlagen zu beginnen. Jung wie Alt hatten trotzt der schlechten Wetterbedingungen erkennbar Spaß, wenn sich ihr kleines Stück Holz für einen Augenblick funkenstiebend und mit einer Leuchtspur in eine durch den Nachthimmel talwärts flirrende Sternschnuppe verwandelte. Nach den Fasnachtsfeuern ruht die närrische Zeit, bis sie im November wieder erweckt wird und das närrische Treiben im Markgräflerland neu beginnt.

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