Die Suche mit Drohne und Wärmebildkamera stellt die mit Abstand effektivste Methode dar. Wir können mit dieser Technik bei guten Bedingungen ein bis drei Hektar in der Minute absuchen. Die klassischen Methoden brauchen deutlich länger. Außerdem haben wir festgestellt, dass diese Form der Suche auch gründlicher ist. Wir haben beispielsweise noch Kitze in Wiesen gefunden, die bereits vorher zu Fuß und mit Hunden abgesucht worden sind.
Was passiert mit einem geretteten Rehkitz?
Wenn das Kitz noch nicht mobil ist, Stichwort Duckreflex, wird es vorsichtig mit Gummihandschuhen und Gras in den Händen aufgenommen und außerhalb der Wiese geschützt unter einer luftigen und mit Gras abgedeckten Holzkiste oder ähnlichem gesichert. Sobald die Wiese abgeflogen wurde, sollte die Mahd beginnen, damit die gefundenen Kitze nicht zu lange von der Rehgeiß getrennt sind und dann Durst oder Hunger leiden müssen. Nach der Mahd werden die Kitze umgehend wieder freigelassen. Durch die Fieplaute nehmen Geiß und Kitz Kontakt auf und finden wieder zusammen. Wenn das Kitz schon mobil ist, versuchen die Kitzretter, das Kitz in Richtung des nächsten Waldstücks abzudrängen. Das ist nicht ganz einfach, da einige Kitze versuchen, wieder in die Wiese zurückzukehren und dabei auch nicht immer im hohen Gras bemerkt werden.
Das Einzugsgebiet des Vereins erstreckt sich bis in die Kreise Waldshut und Breisgau-Hochschwarzwald. Haben Sie genügend Drohnenpiloten, um den Anforderungen für ein so großes Gebiet gerecht zu werden?
Obwohl wir uns in drei Jahren von sechs auf 16 Piloten verstärken konnten, haben wir nicht genug Piloten, um alle Landkreise abzudecken. Insbesondere in den beiden genannten Landkreisen wären Interessenten mit Drohnenerfahrung sehr willkommen.
Wie viel muss ein Drohnenpilot für seine Ausrüstung investieren?
Eine komplette Ausstattung mit Drohne, Wärmebildkamera, Monitor, Funkgeräten und Akkus kostet etwa 7000 Euro. Die Rehkitzrettung Südbaden versucht, die Piloten bei der Anschaffung zu unterstützen. Dazu sind wir auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Landwirt, Jäger und Rettungsteam?
In der Regel sind Jagd und Landwirtschaft eng miteinander verwoben. Meistens stellen die Jäger die Kitzretter zur Verfügung und kümmern sich um die Freilassung der Kitze. Wenn Jäger und Landwirte an einem Strang ziehen, können sie gemeinsam viel Tierleid vermeiden und zur Gewinnung hygienischer Futtermittel beitragen.
Sind die Rettungseinsätze kostenlos?
Die Rehkitzrettung Südbaden ist ein gemeinnütziger Verein. Unsere Rettungseinsätze sind immer kostenlos. Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist aber keine Voraussetzung für den Einsatz. Wir freuen uns über neue Mitgliedschaften oder Spender, damit wir die komplexe Drohnentechnik instand halten und auch neue Piloten ausbilden können. Mitgliedsanträge sowie unsere Bankverbindung findet man auf unserer Webseite www.rehkitzrettung-suedbaden.de.
Sie sind Jäger und Drohnenpilot. Trifft diese Doppelfunktion auf alle aktiven Vereinsmitglieder zu?
Wir sind ein gut gemischtes Team von Piloten. Etwa 50 Prozent unserer Piloten sind Jäger und Piloten, die andere Hälfte hat keinen Bezug zur Jagd.
Was war bislang Ihr schönstes Erlebnis bei der Rehkitzrettung?
Es ist immer wieder schön, wenn man Kitze finden und retten kann. Mein schönstes Erlebnis war die Rettung eines Kitzes, dessen Mutter vorher bei einem Verkehrsunfall getötet wurde. Wir konnten das Kitz einfangen und auf einem Bauernhof unterbringen.