Efringen-Kirchen Räume zu: Museum geht auf Wanderschaft

Daniel Hengst
Die Dauerausstellung zeigt zum Beispiel die bäuerliche Küche aus der Zeit vor gut 100 Jahren. Foto: Daniel Hengst

Die fehlenden Fluchtwege veranlassten den Gemeinderat zwei Etagen der Alten Schule die öffentliche Nutzung zu entziehen. Wechsel- und Wanderausstellungen sind im Saal der Alten Schule und im Foyer des Rathauses möglich.

Der Gemeinderat hat das Ober- und Dachgeschoss der Alten Schule von einer öffentlichen Nutzung ausgeschlossen. Damit verfügt das Museum in der Alten Schule über keine öffentlichen Räume mehr. Mit zwölf Stimmen für den Verwaltungsvorschlag, vier Enthaltungen und einer Gegenstimme wurde dies am Montagabend nach längerer Diskussion beschlossen.

Museumsleiterin Maren Siegmann, Mitglieder des Fördervereins Museum Alte Schule, Vertreter der Kammerkonzerte Efringen-Kirchen und einige Vertreter mehr, die Räume dort nutzen, kamen zur Ratsversammlung. Entsprechend viele Fragen, alle zum Entzug der öffentlichen Nutzung, und wie es mit dem Museum weiter geht, wurden gestellt.

„Die Gemeinde ist in der Pflicht, einen zweiten Fluchtweg bereit zu halten“, informierte Bürgermeisterin Carolin Holzmüller. Dabei erinnerte die Rathauschefin daran, dass im Obergeschoss, in dem sich die Dauerausstellung des Museums befinde, und im Dachgeschoss, welches für Wechsel- und Kunstausstellungen genutzt wurde, diese zweiten Fluchtwege fehlen würden. Das Dachgeschoss habe sie bereits im vergangenen Jahr nicht mehr nutzen lassen. Mit einem Gutachter habe im vergangenen Jahr eine Begehung stattgefunden. Dieser habe die fehlenden Fluchtwege bemängelt. Mit Absicht sei kein Gutachten beauftragt worden. „Bei einer Begehung bekommen wir die Infos, bei einem Gutachten wird eine Verpflichtung daraus, sofort zu handeln“, erläuterte Holzmüller.

„Wir müssen das Gebäude und das Museum voneinander trennen“, sagte Holzmüller. Es besteht keine Absicht, das Museum zu schließen. Wechselausstellungen seien im Saal denkbar. Hierfür habe es bereits Angebote der Musikschule gegeben, andere Räume zu nutzen als den Saal der Alten Schule. Für zeitlich begrenzte Ausstellungen würde sich ebenso das Rathausfoyer anbieten, das derzeit mit der Eisenbahnausstellung belegt sei. Diese werde vor der Kommunalwahl abgebaut und eine Nutzung sei nach der Wahl für das Museum möglich.

Foto: Daniel Hengst

Den Entzug der öffentlichen Nutzung im Gebäude erklärte die Bürgermeisterin ebenfalls. Demnach dürften öffentliche Räume genutzt werden, von der Öffentlichkeit und für die Öffentlichkeit. Für die dauerhafte Schließung sei ein Gemeinderatsbeschluss notwendig, meinte Holzmüller. Das bedeute nicht, dass dieselbe Nutzung später nicht mehr möglich sei.

Alles ausgeschöpft

Karl-Friedrich Hess (SPD) wollte von der Verwaltung wissen, ob alles getan worden sei, damit das Museum geöffnet bleiben könne. Rudolf Ritz (Grüne) bezeichnete die Vorlage als schwach, und dass nicht alles ausgeschöpft worden sei. Ritz zitierte die Landesbauordnung, pochte auf Bestandsschutz und erklärte, dass eine „konkrete Gefahr“ vorliegen müsse, die er nicht sehe. Zudem sei es möglich, Räume für bis zu 15 Personen offen zu halten, wenn diese je nach Gebäudehöhe mit Steckleitern oder mit einer Drehleiter gerettet werden könnten.

Carolin Holzmüller hielt entgegen, dass die Aufstellfläche für die Feuerwehr nicht ausreichend sei. Ferner erinnerte sie an den Konsens im Gemeinderat, alle baulichen Anstrengungen zurückzustellen, bis das Gemeindeentwicklungskonzept (GEK) durchgeführt worden sei. Die Bürgermeisterin fand es nicht gut, dass jetzt angedeutet würde, dass man das Museum geöffnet lassen könne. Dies ginge nur mit baulichen Maßnahmen. „Sie können die Ortsvorsteher hier fragen“, sagte Holzmüller, die in ihren Orten Vorhaben hätten, die für weniger Geld machbar wären. Wieso also die Alte Schule jetzt vorziehen? Zu jedem der 70 Gemeindeeigenen Gebäude gebe es eine Gruppe, die ihr Gebäude als das wichtigste sehe. Durch das GEK solle untersucht werden, was den Bürgern wichtig wäre, um dann eine absehbare Rangliste zum Abarbeiten zu haben. Holzmüller appellierte im Gemeinderat daran, die Bürger, Gruppen sowie deren Interessen nicht gegeneinander auszuspielen.

Keine Öffungszeit

Kevin Brändlin (FDP/FB), aber auch Karl-Friedrich Hess befürchteten, dass durch den Entzug der öffentlichen Nutzung später, wenn die öffentliche Nutzung wieder ermöglicht werden solle, weitreichendere Anforderungen an Brandschutz und die Fluchtwege gestellt würden. „Gibt es nicht etwas, das nicht so drastisch, endgültig klingt?“, meinte Brändlin, der vorschlug, die Öffnungszeit des Museums auf Null zu setzten. „Das kommt einer Schließung gleich, die wir nicht wollen“, brachte Carolin Holzmüller das Gegenargument.

Foto: Daniel Hengst

Als Grund für den nicht zeitlich begrenzten Entzug der öffentlichen Nutzung führte Holzmüller an, dass nicht klar sei, wann die Fluchtwege für das Museum gebaut würden. Mit dem Ende des GEK rechne sie erst im Frühjahr bis Mitte 2025. Mittel im Haushalt würden dann für 2026 bereitgestellt, wobei dann noch fraglich sei, wann die Alte Schule an der Reihe sei. Damit ließ die Rathauschefin durchblicken, dass es Jahre dauern könne, bis in der Alten Schule wieder das Museum öffne.

Selina Denzer (Grüne) hielt fest, dass der Beschluss nicht die Aufgabe des Museums zur Folge habe und auch der Verkauf des Gebäudes nicht bevorstehe, sondern es einzig um die benötigten Fluchtwege ginge. Danach entschied sich die Mehrheit im Gemeinderat dafür, dass die Räume im Ober- und Dachgeschoss der Alten Schule nicht mehr öffentlich genutzt werden dürfen.

Das Museum Alte Schule hat bis zur Schließung der Räume immer mittwochs von 14 bis 17 Uhr geöffnet – am heutigen Mittwoch, 21. Februar, vielleicht zum letzten Mal.

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