Von Clemens Leutz Efringen-Kirchen. Die Efringen-Kirchener Feuerwehr, die ihr 150-jähriges Bestehen feiert, spiegelt auch die Geschichte des Doppeldorfs. So fällt die Gründung nicht zufällig in die Jahre nach der1848er Revolution. Aus der Taufe hob die Feuerwehr der Kirchener „Anker“-Wirt und 48er Revolutionär Friedrich Rottra. Auch in Lörrach, wo die Feuerwehr ihr Jubiläum 2009 feierte, war der erste Kommandant Markus Pflüger ein Akteur der Badischen Revolution. Die ältesten Feuerwehren in Baden sind oft aus politisch revolutionär, also demokratisch eingestellten Turnvereinen hervorgegangen. Und letztlich sind Feuerwehrwesen und demokratische Selbstverwaltung bis heute eng verknüpft. Vor der Organisierung in Freiwilligen Feuerwehren – in Baden entstanden 1846 die ersten in Heidelberg und Karlsruhe-Durlach, der Begriff „Feuerwehr“ wurde 1847 das erste Mal in einer Karlsruher Zeitung verwendet – gab es zwar kein fest strukturiertes Feuerlöschwesen, aber immerhin eine Feuerschutzverordnung. Sie stammte von 1770, erlassen von Markgraf Karl-Friedrich von Baden. Sie forderte bereits trennende Brandmauern zwischen Küche, Stall und Scheune, und 1782 wurden Strohdächer wegen der großen Brandgefahr weitgehend verboten. Schnaps brennen durfte man im „Buchhus“ nur tagsüber, Dreschen und Flachs hecheln nie bei offenem Licht. 1770 erhielt Kirchen die erste Feuerspritze, und die Bürger löschten mit ledernen Feuereimern. Allerdings fehlte eine planvolle Leitung. Der „Anker“-Wirt Friedrich Rottra hatte deshalb schon lange die Idee, eine Feuerwehr in Kirchen zu gründen. 1865 setzte er sie schließlich zusammen mit dem Dorfpfarrer Albert Böckh um. Der schwere Brand in jenem Jahr in Wintersweiler gab dazu den endgültigen Ausschlag. 94 Männer traten der neuen Wehr bei, darunter waren übrigens auch 15 jüdische Bürger, was in etwa ihrem Bevölkerungsanteil in Kirchen entsprach. Dass ein Pfarrer zu den Mitbegründern der Feuerwehr wurde, war wichtig; denn noch immer musste man verbreitete, christlich motivierte Vorbehalte gegen Feuerwehren bekämpfen. Tief Gläubige wehrten sich dagegen, mit einem Löscheinsatz unbotmäßig in Gottes Willen und Walten einzugreifen – wenn es irgendwo brennt, wird Gott auch wollen, dass es brennt. Friedrich Rottra, der alten Markgräfler Familien entstammt, wollte nicht einfach „nur“ Bauer, Wirt und Metzger werden, sondern war ab 1847 auch Ratschreiber, gründete eine Sparkasse als Fürsorge drohender Hungerjahre und schloss sich der 48er Revolution an. Dafür hat ihn die großherzogliche Obrigkeit auch prompt im Turm in Lörrach inhaftiert. Wieder in Freiheit, wählten ihn die Kirchener zum Gemeinderat, später wurde Rottra gar Landtagsabgeordneter in Karlsruhe.