Efringen-Kirchen Starker Einsatz für die Gemeinschaft

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Walter Silbereisen genießt den Ruhestand, engagiert sich aber weiter ehrenamtlich. Foto: Siegfried Feuchter

Interview mit Walter Silbereisen

Dem Efringen-Kirchener Walter Silbereisen (73), der selbst einmal Bürgermeister werden wollte, liegt seine Heimatgemeinde sehr am Herzen. Davon zeugen sein vielfältiges Interesse am kommunalen Geschehen und sein langjähriger ehrenamtlicher Einsatz bei Vereinen und in der Kommunalpolitik, wo er als Mitglied der Freien Wähler-Fraktion auch zehn Jahre dem Kreistag und fünf Jahre dem Regionalverband angehörte. Unsere Zeitung sprach mit ihm.

Efringen-Kirchen hat seit kurzem eine neue Bürgermeisterin. Sind Sie als ehemaliger Hauptamtsleiter und engagierter Bürger zufrieden mit der Wahl?

Ja, das bin ich. Es musste eine Veränderung geben, denn in der Bevölkerung gab es eine große Unzufriedenheit. Ich bin deswegen oft von Bürgern angesprochen worden.

Mit einer Anzeige gegen den früheren Bürgermeister Wolfgang Fürstenberger haben Sie zu dessen Abwahl beigetragen. Haben Sie das im Nachhinein schon mal bereut?

Ich lege Wert darauf, dass ich keine anonyme Anzeige, wie mir mal vorgeworfen wurde, erstattet habe, sondern dies ganz offiziell tat. Ich konnte es nicht mehr mit meinem Gewissen vereinbaren, dass im Rathaus nicht alles ordnungsgemäß gelaufen ist. Das hatte mir gesundheitlich stark zugesetzt. Im Übrigen war ich im Rathaus nicht der Einzige, der über diese Vorgänge Bescheid wusste.

Manche Leute unterstellten Ihnen, dass es sich um eine persönliche Rache handelte, da Sie Jahre zuvor selbst Bürgermeister werden wollten, jedoch gegen Fürstenberger die Wahl verloren hatten.

Das stimmt nicht. Von Rache kann keine Rede sein, denn ich habe bis dahin mit Fürstenberger viele Jahre vertraulich zusammengearbeitet. Doch gesundheitlich hat mir am Ende das Ganze so zugesetzt, dass ich etwas unternehmen musste.

War das Amt eines Bürgermeisters ein Lebenstraum von Ihnen?

Ein Lebenstraum sicher nicht. Doch ich sah es als Weiterführung meiner Karriere an, schließlich habe ich mich im Kernort Efringen-Kirchen, der keinen Ortsvorsteher hatte, um sehr vieles gekümmert und war für die Bürger immer Ansprechpartner. Zudem wusste ich, wo die Gemeinde der Schuh drückt. Mein Fehler im Wahlkampf war es damals, nichts versprochen zu haben, weil ich wusste, wie es um die Finanzen bestellt war. Aber das ist alles Schnee von gestern, das Leben ging trotzdem weiter.

Sie sind stark verwurzelt mit der Gemeinde und nach wie vor sehr engagiert. Wie oft trifft man Sie noch im Rathaus an?

Nur wenn ich dienstlich etwas zu erledigen habe. Es gibt ja eh nur eine Handvoll Leute, die aus meiner Zeit noch im Rathaus tätig sind. Die Fluktuation war in der Vergangenheit groß.

Mischen Sie sich noch ein?

Ich bin noch viel im Ort unterwegs. Wenn mir Missstände auffallen, dann melde ich dies per E-Mail. Allerdings war ich oft enttäuscht, dass vieles gar nicht weiterverfolgt wurde. Mit dem Wechsel an der Spitze des Rathauses hoffe ich, dass dies besser wird und die Dinge angepackt werden.

Ist es Ihnen schwer gefallen loszulassen, als Sie in den Ruhestand gingen?

Überhaupt nicht, es ist eine Last von mir gefallen, der Druck war weg. Gesundheitlich geht es mir jetzt viel besser.

Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung der Gemeinde?

In den vergangenen Jahren ist meines Erachtens leider nicht viel gegangen, die Entwicklung hat nach meiner Beobachtung in manchen Bereichen stagniert. Ich habe neue Impulse vermisst.

Ehrenamtliches Engagement haben Sie immer groß geschrieben. Singen Sie noch beim Sängerbund mit?

Ja, außerdem bin ich Vorsitzender des Fördervereins, in dem ich gute Mitstreiter habe. Wir haben in Eigeninitiative zwei Bammerthäuschen saniert, aber auch unter anderem jüngst einen großen, erfolgreichen Flohmarkt organisiert. Die Einnahmen sind für den Verein wichtig, zumal es wegen Corona drei Jahre kein Winzerfest und keinen Flohmarkt mehr gab. Auch habe ich mich um die Beschilderung von Wanderwegen und die Anbringung von Hinweistafeln, etwa auf dem Panoramaweg oder den beiden Bammerthäuschen gekümmert.

Apropos Winzerfest: 16  Jahre standen Sie an der Spitze der Winzerfestgemeinschaft.

Das war eine schöne Zeit, in der die Vereine bei der Ausrichtung des größten Fests in Efringen-Kirchen gut zusammengearbeitet haben. Der Höhepunkt während meiner Amtszeit war der Bau der Winzerfesthalle im Gewerbegebiet. 250 000 D-Mark hatten die Vereine an Rücklagen für dieses Gebäude gebildet, ohne die es das Winzerfest wohl nicht mehr gäbe. Früher waren es sieben Vereine, die das Fest veranstalteten, heute sind es noch fünf. Dieses Jahr soll es nach den coronabedingten Absagen der Vorjahre wieder ein Winzerfest geben.

Wenn man so engagiert war wie Sie, kommt da keine Langeweile im Ruhestand auf?

Überhaupt nicht. Ich mache ja noch einiges. Zusammen mit Karlheinz Dyballa und Karlheinz Bosshardt habe ich ein provisorisches Storchennest auf der Lutherkirche installiert, auf dem sich jetzt wieder Störche angesiedelt haben. Wir wollen im nächsten Herbst ein festes Nest anbringen. Da meine Frau Lena noch Orgeldienst versieht und die Gemeinde derzeit keinen Kirchendiener hat, kümmere ich mich zusammen mit Karlheinz Bosshardt auch um das Kirchengebäude und helfe im Wechsel beim Kirchendienst mit. Auch wollte ich mich nach dem Berufsleben verstärkt im Museum einbringen, doch das hat leider nicht funktioniert. Ich bedauere es sehr, dass im Museum so wenig Aktivitäten stattfinden.

Ihre Hobbys pflegen Sie als geselliger und vielseitig interessierter Mensch aber noch. Oder?

Natürlich. Ich liebe die Berge, wandere sehr gerne und habe auch schon größere Trekkingtouren mit dem Alpenverein gemacht. Auch unternehme ich gern Reisen mit meiner Frau, um andere Länder und Kulturen kennzulernen. Bei Besuchen des TuS-Stammtisches und eines Rentner-Stammtisches mit ehemaligen Rathaus-Kollegen pflege ich die Geselligkeit. Und in Haus und Garten gibt es auch immer etwas zu tun. Außerdem kümmere ich mich um meine Reben und helfe bei der Organisation des Landweinmarkts am 28.  April mit. Seit Jahren beschäftige ich mich mit der Ahnenforschung und habe die Stammbäume der ganzen Familie bis ins 15. Jahrhundert aufgestellt. Von Langeweile also keine Spur.

Zur Person

Walter Silbereisen,
Jahrgang 1949, war 31 Jahre Hauptamtsleiter seiner Heimatgemeinde Efringen-Kirchen, in der er auch aufgewachsen ist. Der Diplom-Verwaltungswirt, der seit knapp zehn Jahren im Ruhestand lebt, engagierte sich zeitlebens in vielfältiger Weise. 23 Jahre war er Vorsitzender des Sängerbunds Efringen-Kirchen, wo er weiterhin im Chor mitsingt. Noch heute ist er Vorsitzender dessen Fördervereins. Walter Silbereisen stand zudem 16 Jahre an der Spitze der Winzerfestgemeinschaft und organisierte hauptverantwortlich die Winzerfeste. Zehn Jahre gehörte er der Fraktion der Freien Wähler im Kreistag an. Beim TuS Efringen-Kirchen spielte er von Kindesbeinen an Fußball, von der C-Jugend bis zur „Ersten“, und bis zum 61. Lebensjahr noch bei den Alten Herren. Ehrenamtlich kümmert sich der passionierte Bergwanderer unter anderem um das Gebäude der Lutherkirche.

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