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Efringen-Kirchen Starkregen zwingt zum Umdenken

Jutta Schütz
Sehr gut besucht war der Ackerbautag in der „Engemühle“. Foto: Jutta Schütz

Ackerbautag: Landwirte informieren sich über Hochwasserschutz durch entsprechende Bepflanzung.

Efringen-Kirchen - Umweltgerechter und trotzdem rentabler Ackerbau – damit beschäftigte sich Rolf Hess vom Sachgebiet beim sehr gut besuchten Ackerbautag in der „Engemühle“.

Hubert Sprich, Pflanzenproduktionsmanager bei der ZG Raiffeisen beschäftigte sich mit den Anbauempfehlungen im Mais- und Getreidebau und den Marktaussichten. Dem Erosionsschutz wurde mit einem Vortrag von Landwirtschaftsberater Michael Remi von der „Chambre Agriculture Alsace“, der hierzu interessante Erkenntnisse und Lösungsansätze vermittelte, viel Raum eingeräumt (wir berichten noch).

Die Erträge bei Mais und Weizen im südlichen Markgräflerland waren trotz der großen Trockenheit 2018 zumindest auf den Flächen, die einen lehmigen Untergrund haben, recht gut, informierte Rolf Hess. Anders sah es auf den kiesigen Böden entlang des Rheins aus.

Abtrag bei Starkregen vorbeugen

Mit Blick auf die zunehmenden und vor allem punktuellen Starkregenereignisse empfahl Hess größere Schläge zu unterteilen und hier unterschiedliche Kulturen zu pflanzen und sich zudem mit den Nachbarn zwecks Bepflanzung abzusprechen. „Dass es gerade punktuell bei Unwettern unglaubliche Regenmengen gibt, wie etwa im vergangenen Jahr wiederholt bei Egringen oder Schallbach, das hatten wir vor zehn, zwanzig Jahren so noch nicht. Wir müssen deshalb umdenken“, stellte er fest. Bemerkenswert sei, dass die Starkregenereignisse auch deshalb fatale Folgen haben, weil sie öfter in Kombination mit weniger Wind auftreten. Der Regen setzt sich über einer bestimmten Fläche fest, sagte er.

Eine Mischung aus Wintergerste, Winterweizen, Mais, Triticale oder Kleegras mache insbesondere auf den großen Feldern Sinn, um einem Abtrag bei Regen vorzubeugen. „Als Bewirtschafter weiß man, wo es bei Starkregen kritische Flächen gibt, denen man Aufmerksamkeit bei der Aussaat und vorher auch bei der Feldbearbeitung, Stichwort Grubbern, widmen muss“, setzte Hess sein Vertrauen in die anwesenden Landwirte. Begrünungsstreifen oder kleinere Brachflächen, vor allem in der Nähe von Bebauungen aber auch Straßen, die zwar nicht das Wasser aufhalten, wohl aber als Puffer den Schlamm und damit den Abtrag von Ackerboden zurückhalten, werden immer wichtiger.

Die Anlage von Feldern quer zum Hang sei eine weitere Maßnahme, riet er. Zudem müssten Abflüsse sauber gehalten werden – hier sind auch die Gemeinden gefragt. Im südlichen Markgräflerland kommt es bei Starkregen bei bestimmten Orten immer wieder zu Schäden – vor allem bei Egringen und Schallbach, aber 2018 auch bei Wollbach und Rümmingen. Gelegentlich sind auch Kreisstraßen wie bei Bad Bellingen und die B 3 von Schlammabgängen betroffen. In einzelnen Ortschaften gibt es deshalb jetzt runde Tische für Bürger und Landwirte, um sich zwecks Problemlösungen auszutauschen.

Hubert Sprich, Pflanzenproduktionsmanager bei der ZG Raiffeisen, konnte den Landwirten von derzeit guten Marktpreisen berichten. Weizen wird derzeit für 170 Euro pro 100 Kilogramm gehandelt, Mais liegt mit 160 Euro pro 100 Kilogramm etwas darunter. Diese Preise sind 20 Euro höher, als es im Vorjahr der Fall war, gab er weiter. Die höheren Preise resultieren daher, dass es in Mitteleuropa aufgrund des heißen, trockenen Sommers weniger Ertrag gab.

Die Preise allerdings könnten in nächster Zeit auch wieder fallen, denn anders als in Deutschland oder in Frankreich haben etwa Russland, aber auch die Ukraine einen feuchteren Sommer erlebt und nun kommt die Ukraine mit Mais auf den Markt, der im Preissegment günstiger angesetzt werden wird, baute Sprich vor.

Für das Jahr 2019 sei zu beobachten, dass sowohl in Frankreich wie in Deutschland mehr Weizen ausgesät wurde und wird – vermutlich aufgrund der höheren Preise. Zudem habe der Maiswurzelbohrer „stark zugelegt“, was eine Umorientierung bei der Bewirtschaftung von manchen Feldern erfordert. Insbesondere bei Schliengen und Mauchen, sowie bei Holzen, Tannenkirch und Bad Bellingen landeten teilweise mehr als 300 Käfer in einer Falle. Blansingen war ein weiterer Schwerpunkt. Die „Hotspots“ sind Schliengen mit 749 Käfern und Blansingen mit 426 Käfern pro Falle.

Sprich riet den Landwirten zudem, beim Saatgut nicht zu viel Geld in Mais zu investieren und sich hier geringer zu bevorraten, denn ab Sommer 2019 ist die Beize gegen Vogelfraß nicht mehr zulässig. Diese Maissorten erhalten keine Zulassung mehr und müssen eventuell als Sondermüll deklariert werden.

Eine interessante Alternative zu Mais und Getreide ist nach wie vor gentechnikfreies Soja, das verstärkt nachgefragt werde, so Sprich. Hier seien die Preise stabil gut – und auch Soja gab es 2018 wegen der Trockenheit weniger als sonst.

Eine gute Nachricht für alle Freunde regionaler Braukunst: Sprich schlug den Landwirten vor, sich mit dem Thema „Anbau von Braugerste“ zu beschäftigen. Diese entwickelt sich überall da gut, wo der Boden nicht zu viel Eiweiß aufweist. 11,5 Prozent Eiweiß ist hier die Grenze. Gerade auf den eher sandigen und kiesigen Böden am Rhein könnte es gute Standorte für Braugerste geben – also dort, wo es Mais und Weizen bei Trockenheit schwer haben. „Die Preise für Braugerste sind nicht schlecht, zudem beteiligen sich zwei große regionale Brauereien an Programmen, die Braugerste, die regional erzeugt wird, fördern wollen“, erläuterte Sprich.

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