Efringen-Kirchen Stets im Dienst der Gemeinschaft

Siegfried Feuchter
Ehrenbürger Heinz Graf aus Huttingen genießt nach einem langen Berufsleben und einem Leben als jahrzehntelanger Kommunalpolitiker seinen Ruhestand. Foto: Siegfried Feuchter

Interview mit Heinz Graf, Ehrenbürger von Efringen-Kirchen

Efringen-Kirchen - Er hat fünf Jahrzehnte eine Ära geprägt in Huttingen und in der Gemeinde Efringen-Kirchen: Heinz Graf (81), Ehrenbürger und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Zunächst engagierte er sich als Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister in Huttingen und dann von 1969 an weitere 40 Jahre als souveräner Bürgermeister und Ortsvorsteher seines Heimatorts sowie 26 Jahre als Gemeinderat in Efringen-Kirchen. Der Mann, der nie Verantwortung scheute und dessen Wort Gewicht hatte, bewegte viel.

Von Siegfried Feuchter

Über sein kommunalpolitisches Wirken hinaus, zu dem auch drei Legislaturperioden im Lörracher Kreistag gehörten, brachte sich der gelernte Techniker und Industriemeister, der in seinen letzten zehn Berufsjahren das Kalkwerk Istein leitete, in vielfältiger Weise für die Gemeinschaft ein: bei Vereinen zum Beispiel als Vorsitzender des Männerchors, beim DRK als stellvertretender Vorsitzender, im Pfarrgemeinderat oder als Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank und später als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Volksbank Dreiländereck. Die nicht vollständige Liste der zahlreichen Ämter der populären Persönlichkeit ist lang. Was macht der vitale Rentner heute?

50 Jahre haben Sie sich für Ihren Heimatort Huttingen und die Gemeinde Efringen-Kirchen in vielfältiger Weise stark engagiert und waren in Beruf und Freizeit erfolgreich. Wie haben Sie es in all den Jahren geschafft, Familie, Beruf und Ehrenamt unter einen Hut zu bringen?

Das frage ich mich, ehrlich gesagt, manchmal auch. Mit zehn Jahren kam ich nach Huttingen, mit 14 ging ich in den Sportverein und spielte in den Jugendmannschaften des FC. Parallel dazu sang ich im Gesangverein mit und wurde bereits mit 24 Jahren dessen Vorsitzender. Ein Jahr später wurde ich als Jüngster in den damaligen Gemeinderat Huttingen gewählt und ein Jahr danach Bürgermeister-Stellvertreter. Und mit 29 Jahren – im Jahr 1969 – wurde ich bei drei Gegenstimmen Bürgermeister von Huttingen. 40 Jahre Bürgermeister, Ortsvorsteher und Gemeinderat neben meinem Beruf waren schon eine herausfordernde Zeit.

"Es hat mir Spaß gemacht, mich für das Gemeinwesen und andere Menschen einzubringen"

Was hatte Sie motiviert, sich schon in jungen Jahren in führenden Positionen für die Gemeinschaft einzusetzen?

Es hat mir einfach Spaß gemacht, mich für das Gemeinwesen und andere Menschen einzubringen. Zudem habe ich mich stets gefreut, wenn man Ergebnisse vorweisen konnte. Die zeitliche Beanspruchung durch meine zahlreichen Ehrenämter war enorm, zumal ich neben anderen Aufgaben noch zehn Jahre in Efringen-Kirchen erster Bürgermeister-Stellvertreter und viele Jahre Sprecher der CDU-Fraktion im Gemeinderat war. Ohne Rückhalt in der Firma und ohne starke Unterstützung durch meine Frau und die Familie mit drei Kindern hätte ich all das nicht leisten können.

Wenn sich jemand wie Sie ein Leben lang überaus stark engagiert hat, fällt er dann nicht in das berühmte Loch, wenn er in den Ruhestand geht?

Das ist mir zum Glück nicht passiert. Auch wenn ich mich seit rund fünf Jahren aus dem öffentlichen Leben weitgehend zurückgezogen habe, pflege ich immer noch sowohl im Rathaus als auch im Kalkwerk den einen oder anderen Kontakt. Und am Dorfgeschehen nehme ich noch Anteil, besuche beispielsweise Vereinsversammlungen und Fußballspiele des FC Huttingen. Von Langeweile kann keine Rede sein. Schließlich muss ich mich auch um Haus und Garten kümmern. Außerdem züchte ich Zwerghühner und bin Mitglied im Kleintierzuchtverein Kandern.

Schauen Sie heute mit Genugtuung und Zufriedenheit auf das Erreichte und Ihre Lebensleistungen zurück?

Ja, ich bin zufrieden und freue mich über vieles, was unter meiner Mitwirkung und durch meine Anstöße beim Ausbau der Infrastruktur erreicht worden ist. Allerdings halte ich auch nicht mit Kritik hinterm Berg, wenn ich das Gefühl habe, es passiert zu wenig. So wünschte ich mir manchmal mehr Dynamik und mehr Aktivitäten in Huttingen.

"Ich sage meine Meinung, wenn mir etwas missfällt"

Mischen Sie sich also hin und wieder noch ein?

Nein, aber ich sage meine Meinung, wenn mir etwas missfällt.

Sie sind in der Gemeinde Efringen-Kirchen wegen Ihrer vielfältigen Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als Erster und bisher Einziger seit der Gemeindereform 1975 zum Ehrenbürger ernannt worden. Was bedeuten Ihnen solche Ehrungen?

Natürlich freut man sich darüber, diese Auszeichnungen sind etwas Besonderes. Vor allem hatte mich sehr gefreut, dass der Anstoß für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes von Mitarbeitern der Heidelberger Cement kam, der damaligen Eigentümerin des Kalkwerks, und dass 2009 die Abstimmung über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde einstimmig im Gemeinderat erfolgt war. Aber wichtiger ist doch, was für Huttingen und die Gemeinde Efringen-Kirchen erreicht werden konnte. Nur ein Beispiel: Der von mir angeregte Bau der Friedhofskapelle in Huttingen war umstritten. Die einen führten finanzielle Gründe an, die anderen befürchteten, dass die Kirche dadurch geschlossen werde. Heute ist man froh, dass ich mich gegen die Widerstände durchgesetzt habe.

Sie sind nicht nur eine Institution in der Gemeinde, sondern auch ein CDU-Urgestein. Welche Rolle spielt Parteipolitik in der Kommunalpolitik?

Parteipolitik spielt im Gemeinderat eine untergeordnete Rolle, vielmehr geht es meistens um die Sache. Was die CDU anbelangt, besuche ich seit dem Streit vor rund vier Jahren, als der Vorsitzende mich im Zusammenhang mit der Beisitzerwahl brüskiert hatte, keine Versammlung mehr. Ich bin überhaupt nicht zufrieden, was im Ortsverein läuft oder besser gesagt nicht läuft. Es bräuchte an der Spitze neuen Schwung. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.

"Das kommunale Geschehen verfolge ich weitgehend über die Presse"

Apropos Kommunalpolitik: Wie stark ist im Ruhestand noch Ihr Interesse am kommunalen Geschehen?

Ich bin nach wie vor interessiert und verfolge das Geschehen weitgehend über die Presse. Sitzungen besuche ich seit meinem Ausscheiden nur gelegentlich. Auch habe ich zu einzelnen Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern noch Kontakt. Wenn ich mir das Drama um das Huttinger Baugebiet, um das schon mehr als 30 Jahre gerungen wird, anschaue, dann könnte ich mich nur aufregen. Da prallen halt zwei Interessengruppen aufeinander.

Ansonsten sind Sie aber zufrieden mit der Entwicklung in der Gemeinde?

Im Großen und Ganzen schon. Kritik kann man immer üben, aber man muss fair bleiben. Und ein Bürgermeister hat es heute noch mehr als früher gar nicht einfach, er kann es nie allen recht machen. Ich bin zu meiner aktiven Zeit meistens auf der Seite der Bürgermeister gestanden, auch weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig das Amt ist.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading