Das ist mir zum Glück nicht passiert. Auch wenn ich mich seit rund fünf Jahren aus dem öffentlichen Leben weitgehend zurückgezogen habe, pflege ich immer noch sowohl im Rathaus als auch im Kalkwerk den einen oder anderen Kontakt. Und am Dorfgeschehen nehme ich noch Anteil, besuche beispielsweise Vereinsversammlungen und Fußballspiele des FC Huttingen. Von Langeweile kann keine Rede sein. Schließlich muss ich mich auch um Haus und Garten kümmern. Außerdem züchte ich Zwerghühner und bin Mitglied im Kleintierzuchtverein Kandern.
Schauen Sie heute mit Genugtuung und Zufriedenheit auf das Erreichte und Ihre Lebensleistungen zurück?
Ja, ich bin zufrieden und freue mich über vieles, was unter meiner Mitwirkung und durch meine Anstöße beim Ausbau der Infrastruktur erreicht worden ist. Allerdings halte ich auch nicht mit Kritik hinterm Berg, wenn ich das Gefühl habe, es passiert zu wenig. So wünschte ich mir manchmal mehr Dynamik und mehr Aktivitäten in Huttingen.
"Ich sage meine Meinung, wenn mir etwas missfällt"
Mischen Sie sich also hin und wieder noch ein?
Nein, aber ich sage meine Meinung, wenn mir etwas missfällt.
Sie sind in der Gemeinde Efringen-Kirchen wegen Ihrer vielfältigen Verdienste mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und als Erster und bisher Einziger seit der Gemeindereform 1975 zum Ehrenbürger ernannt worden. Was bedeuten Ihnen solche Ehrungen?
Natürlich freut man sich darüber, diese Auszeichnungen sind etwas Besonderes. Vor allem hatte mich sehr gefreut, dass der Anstoß für die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes von Mitarbeitern der Heidelberger Cement kam, der damaligen Eigentümerin des Kalkwerks, und dass 2009 die Abstimmung über die Verleihung der Ehrenbürgerwürde einstimmig im Gemeinderat erfolgt war. Aber wichtiger ist doch, was für Huttingen und die Gemeinde Efringen-Kirchen erreicht werden konnte. Nur ein Beispiel: Der von mir angeregte Bau der Friedhofskapelle in Huttingen war umstritten. Die einen führten finanzielle Gründe an, die anderen befürchteten, dass die Kirche dadurch geschlossen werde. Heute ist man froh, dass ich mich gegen die Widerstände durchgesetzt habe.
Sie sind nicht nur eine Institution in der Gemeinde, sondern auch ein CDU-Urgestein. Welche Rolle spielt Parteipolitik in der Kommunalpolitik?
Parteipolitik spielt im Gemeinderat eine untergeordnete Rolle, vielmehr geht es meistens um die Sache. Was die CDU anbelangt, besuche ich seit dem Streit vor rund vier Jahren, als der Vorsitzende mich im Zusammenhang mit der Beisitzerwahl brüskiert hatte, keine Versammlung mehr. Ich bin überhaupt nicht zufrieden, was im Ortsverein läuft oder besser gesagt nicht läuft. Es bräuchte an der Spitze neuen Schwung. Mehr will ich dazu gar nicht sagen.
"Das kommunale Geschehen verfolge ich weitgehend über die Presse"
Apropos Kommunalpolitik: Wie stark ist im Ruhestand noch Ihr Interesse am kommunalen Geschehen?
Ich bin nach wie vor interessiert und verfolge das Geschehen weitgehend über die Presse. Sitzungen besuche ich seit meinem Ausscheiden nur gelegentlich. Auch habe ich zu einzelnen Gemeinderäten und Verwaltungsmitarbeitern noch Kontakt. Wenn ich mir das Drama um das Huttinger Baugebiet, um das schon mehr als 30 Jahre gerungen wird, anschaue, dann könnte ich mich nur aufregen. Da prallen halt zwei Interessengruppen aufeinander.
Ansonsten sind Sie aber zufrieden mit der Entwicklung in der Gemeinde?
Im Großen und Ganzen schon. Kritik kann man immer üben, aber man muss fair bleiben. Und ein Bürgermeister hat es heute noch mehr als früher gar nicht einfach, er kann es nie allen recht machen. Ich bin zu meiner aktiven Zeit meistens auf der Seite der Bürgermeister gestanden, auch weil ich aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig das Amt ist.