Efringen-Kirchen Strom der Spenden reißt nicht ab

Beatrice Ehrlich

Warme Sachen für die Ukraine

Auf überwältigenden Zuspruch ist der Aufruf zu einer Spendenaktion zweier Ukrainerinnen aus Efringen-Kirchen gestoßen. Eine Stunde nach Beginn der Sammlung im Alten Kindergarten stapeln sich die ersten Kartons mit warmen Sachen bereits bis unter die Decke.

Von Beatrice Ehrlich

Efringen-Kirchen - Der Zustrom von Autos, die vor dem Kindergarten halten, reißt nicht ab. Kartons, Tüten, Taschen, Rucksäcke voller Decken, Plumeaus, Skisachen, Schuhe und Winterkleidung werden von ihren Besitzern und ukrainischen Helfern aus Efringen-Kirchen ausgeladen und in das alte Kindergartengebäude gebracht. Dort steht Nataliia Danilchenko, eine der beiden Initiatorinnen zwischen Kleiderstapeln, die schon den ganzen Raum ausfüllen und nimmt die Spenden persönlich entgegen.

„Das wärmt mir das Herz“, sagt eine der Initiatorinnen

Die Mutter von drei Söhnen und Managerin, die in Kiew Geschäftsführerin war, sucht nach Worten. „Das wärmt mir das Herz“, sagt sie und: „Ich umarme jeden, der bei unserer Aktion mitmacht“. Sie sei froh, auf diese Art etwas für ihre Heimat tun zu können. Für den Transport und die Verteilung der gesammelten Sachen in der Ukraine arbeitet sie mit den Organisationen „Concordia 3000“ und „Güteengel der Ukraine“ zusammen. Sie sollen unter anderem Geflüchteten aus stark vom Krieg betroffenen Regionen der Ukraine in Kiew zugute kommen, darunter vielen kleinen Kindern, wie Danilchenko erläutert.

Ein großer statt einem kleinen Lastwagen voll

Dass so viel zusammenkommt, hat sie überrascht. Hundert Herzen mit gelbem und blauem Zuckerguss, den Farben der ukrainischen Flagge, als Dankeschön für die Spender waren schon nach 20 Minuten weg. Danilchenko hatte sie am Vortag mit ihrem Sohn Dima hier im Alten Kindergarten gebacken. Immer wieder schaut sie staunend auf die Tüten und Koffer mit Kleidern, die sich auch im Nebenraum und im Eingangsbereich stapeln. „Wir hatten an einen kleinen Lastwagen gedacht, aber jetzt brauchen wir einen großen“, sagt sie.

Mit den Organisationen in der Ukraine ist sie dafür in ständigem Austausch. Mehrere Frauen und Männer aus der ukrainischen Gemeinschaft, aber auch spontan dazugestoßene Helferinnen aus den Reihen der Spender sortieren, was abgegeben wurde, und packen alles, was zu brauchen ist, in bereit gelegte Umzugskartons, die auch schon zur Neige gehen. Ab und zu muss allzu Verschlissenes oder Dreckiges aussortiert werden, aber nur selten.

Menschen haben ihre Schränke geleert

Nicht nur in Efringen-Kirchen haben die Menschen ihre Schränke, Dachböden und Keller geleert. Die Autos kommen auch aus den umliegenden Orten, manche sogar aus den benachbarten Landkreisen. Ein älterer Herr bringt mindestens zehn Wolldecken. Seine Frau habe die gesammelt, er wisse nicht wozu, sagt er. Jetzt, wo sie nicht mehr lebt, trennt er sich davon.

„Wir haben früher viel gecampt“, sagt eine Spenderin aus dem nördlichen Markgräflerland, die Schlafsäcke und Rucksäcke, aber auch feste Schuhe abgibt.

„Wir gehen heim und haben warm“

Der Spendenaufruf im Gemeindeblatt und in den Zeitungen hat viele zum Nachdenken gebracht. „Ich sag mir oft, wie gut es uns eigenlich geht. Wir gehen heim und haben warm“, sagt eine Frau aus Huttingen, die gerade prall gefüllte Tüten aus ihrem Auto auslädt. „Da kommen einem die Tränen“, sagt eine andere, gerührt vom Anblick der Spenden, aber auch erschüttert vom Gedanken an den Krieg in der Ukraine.

Andere setzen sich auch kritisch mit dem eigenen Lebenstil auseinander. Etwa eine Frau aus Istein, die warme, Kleider, Mützen und Pullover dabei hat. Für sie sei der Aufruf auch ein willkommener Anlass zum „Ausmisten“ gewesen. „Wir haben doch alle zu viel in unseren Schränken“.

Die von Nataliia Danilchenko und Tatiana Zahaietska initiierte Spendenannahme geht weiter am heutigen Samstag von 10 bis 13 Uhr am Alten Kindergarten Efringen-Kirchen, Nikolaus-Däublin-Weg 10. Gesammelt werden Decken, Schlafsäcke, warme Kleidung, Schuhe sowie Kerzen, Powerbanks und Taschenlampen.

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