Efringen-Kirchen Suche nach neuem Standort läuft an

Ingmar Lorenz
Um Fluglärm auf deutschem Boden zu erfassen, soll in Efringen-Kirchen nach einem neuen Standort für eine Messstation gesucht werden. Foto: sba

Fluglärm: Messungen in Huttingen oder Wintersweiler denkbar / BISF kritisiert Verzögerung

Efringen-Kirchen -  Für die Messstation, die den Fluglärm über deutschem Boden erfasst, sucht der EuroAirport einen neuen Standort. Dieser könnte voraussichtlich bei Huttingen oder Wintersweiler liegen. Durch mobile Messungen im Vorfeld soll der feste Standort ermittelt werden.

Die Gemeinde hat dabei ihre Unterstützung zugesichert. Die BISF kritisiert indes, dass die neue Mess-Infrastruktur nicht längst Realität ist.

Dass der Flughafen im Gemeindegebiet Efringen-Kirchen nach einem neuen Standort für die Lärmmessstation suchen will und die Gemeinde dabei unterstützend tätig werden wird, war ein Ergebnis einer Video-Konferenz am Donnerstag. An dieser nahmen neben Vertretern des EuroAirports auch die Gemeinde Efringen-Kirchen, das Landratsamt Lörrach, das Regierungspräsidium Freiburg sowie die Bürgerinitiative Südbadischer Flughafenanrainer (BISF) teil.

Keine Daten mehr für das Messtool

Ein neuer Standort ist nötig, weil die Messstation im Efringen-Kirchener Kernort seit der Änderung der Flugrouten im Jahr 2019 keine aussagekräftigen Daten mehr liefern konnte. Denn die Flugzeuge hatten das Messgerät seither schlichtweg nicht mehr überflogen. Sie verkehren seither weiter nördlich über Huttingen und Wintersweiler.

Im Januar dieses Jahres war daher beschlossen worden, dass die Mess-Ergebnisse aus Efringen-Kirchen nicht mehr in das sogenannte Messtool zur Erfassung des Fluglärms mit einfließen sollen. Dies wurde sowohl von politischer Seite als auch bei der BISF positiv aufgenommen.

Zugleich pochte man aber darauf, eine sinnvolle Messinfrastruktur auf deutschem Boden zeitnah zu verwirklichen, also in dem Bereich zu messen, über dem die Flugzeuge tatsächlich auch fliegen. Denn man stand zugleich vor dem Problem, dass es in dieser Situation überhaupt keine Lärmmessung mehr auf deutschem Boden gab, war doch die Station in Efringen-Kirchen die einzige außerhalb Frankreichs und der Schweiz.

Unterstützung bei der Standortsuche

Bürgermeister Philipp Schmid erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Gemeinde den Flughafen bei der Suche nach einem neuen Standort für die Messungen nach Kräften unterstützen wird. Bei Vor-Ort-Terminen soll ausgelotet werden, wo im Bereich von Huttingen beziehungsweise Wintersweiler Standorte infrage kommen könnten. Dazu werden auch die jeweiligen Ortsvorsteher mit ins Boot geholt.

Bei der Suche eines geeigneten Standorts spielen viele verschiedenen Faktoren eine Rolle, wie der Flughafen auf Anfrage mitteilt. Wichtig ist unter anderem die Differenz zwischen dem gemessenen Lärmniveau des Fluglärms und dem mittleren Grundgeräuschpegel. Diese muss mindestens 15 dB aufweisen.

Zudem ist die Detektion von mindestens 50 Pozent der relevanten Flugbewegungen nachzuweisen. Andere störende Lärmquellen gilt es zu meiden, die technische und administrative Machbarkeit der Installation der Messinfrastruktur am gewählten Standort muss gegeben und das Umfeld entsprechend sicher sein. „Aus diesen Gründen sind vorgängige mobile Messungen zur Überprüfung und Validierung eines Standorts notwendig“, heißt es seitens des Flughafens. Man gehe davon aus, dass die mobile Messstation dazu noch im Sommer ihren Betrieb aufnehmen kann.

Erfassung der Lärmwerte ist notwendig

Wie Bürgermeister Schmid betont, sei zwar die Belastung durch Fluglärm auch in jenen Teilen der Gemeinde, die von den Flugzeugen direkt überflogen werden, im Allgemeinen gering. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass aufgrund der Corona-Pandemie der Flugverkehr zuletzt deutlich abgenommen habe und erst jetzt wieder mehr am Himmel los sei.

Der Flughafen merkt mit Blick auf den Fluglärm über Deutschland zudem an, dass die Flugzeuge sich nach dem Überqueren der Grenze bereits auf einer Höhe von etwa zwei Kilometern über dem Boden befinden. Der Fluglärm in dieser Höhe sei somit nicht vergleichbar mit den Geräuschpegeln, die bedeutend näher am Flughafen festgestellt werden.

Zugleich aber räumt man seitens des EuroAirports ein: „Selbstverständlich können sich Anwohner in Deutschland auch durch Flugzeuge in dieser Höhe gestört fühlen.“

Dass eine Erfassung der Lärmwerte in Deutschland und damit eine Messstation im Gemeindegebiet von Efringen-Kirchen absolut sinnvoll und notwendig ist, daran besteht für Bürgermeister Schmid kein Zweifel. „Es ist wichtig, um valide Daten zu haben.“ Wie man mit diesen Daten dann umgehen wird, stehe auf einem anderen Blatt. Darüber werde man sich gesondert austauschen müssen, sobald die Messergebnisse vorliegen.

Dass genau dies bisher noch nicht der Fall ist, kritisiert die BISF. Es sei aus Sicht der Bürgerinitiative nicht ersichtlich, warum die verlässliche Messinfrastruktur in Deutschland noch immer nicht realisiert worden sei, so Vorsitzender Jürgen Fingerle.

Mess-Infrastruktur lässt zu lange auf sich warten

Ende Dezember war mitgeteilt worden, dass in der ersten Jahreshälfte mit einem neuen, geeigneten Standort der Messinfrastruktur zu rechnen sei. Ein Konzept hätte vom Flughafen eigentlich schon vor mehreren Monaten vorgestellt werden sollen, stattdessen habe man noch in der Sitzung am Donnerstag in erster Linie darüber gesprochen, welche Möglichkeiten und Herausforderungen es bei der Lärmmessung in Efringen-Kirchen gebe, zeigt sich Fingerle vom derzeitigen Stand der Dinge enttäuscht. „Wir fühlen uns an der Nase herumgeführt“, findet er deutliche Worte. Man wünsche sich seitens der Bürgerinitiative möglichst schnell ein probates Mittel, den Ist-Zustand in Sachen Fluglärm über deutschem Boden objektiv erfassen zu können.

Solidarische Kompromisse sind nötig

Dass verlässliche Daten unabdingbar sind, betont auch Bürgermeister Schmid. Allerdings weist er zugleich darauf hin, dass der EuroAirport für die Attraktivität der Regio von enormer Wichtigkeit sei. Gleichzeitig bringe ein Flughafen aber immer auch Belastungen mit sich. Damit müsse man leben. Es gehe in diesem Spannungsfeld darum, solidarische Kompromisse auch im Sinne der trinationalen Interessen zu finden.

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