Bürgermeister Philipp Schmid erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass die Gemeinde den Flughafen bei der Suche nach einem neuen Standort für die Messungen nach Kräften unterstützen wird. Bei Vor-Ort-Terminen soll ausgelotet werden, wo im Bereich von Huttingen beziehungsweise Wintersweiler Standorte infrage kommen könnten. Dazu werden auch die jeweiligen Ortsvorsteher mit ins Boot geholt.
Bei der Suche eines geeigneten Standorts spielen viele verschiedenen Faktoren eine Rolle, wie der Flughafen auf Anfrage mitteilt. Wichtig ist unter anderem die Differenz zwischen dem gemessenen Lärmniveau des Fluglärms und dem mittleren Grundgeräuschpegel. Diese muss mindestens 15 dB aufweisen.
Zudem ist die Detektion von mindestens 50 Pozent der relevanten Flugbewegungen nachzuweisen. Andere störende Lärmquellen gilt es zu meiden, die technische und administrative Machbarkeit der Installation der Messinfrastruktur am gewählten Standort muss gegeben und das Umfeld entsprechend sicher sein. „Aus diesen Gründen sind vorgängige mobile Messungen zur Überprüfung und Validierung eines Standorts notwendig“, heißt es seitens des Flughafens. Man gehe davon aus, dass die mobile Messstation dazu noch im Sommer ihren Betrieb aufnehmen kann.
Erfassung der Lärmwerte ist notwendig
Wie Bürgermeister Schmid betont, sei zwar die Belastung durch Fluglärm auch in jenen Teilen der Gemeinde, die von den Flugzeugen direkt überflogen werden, im Allgemeinen gering. Allerdings dürfe man nicht vergessen, dass aufgrund der Corona-Pandemie der Flugverkehr zuletzt deutlich abgenommen habe und erst jetzt wieder mehr am Himmel los sei.
Der Flughafen merkt mit Blick auf den Fluglärm über Deutschland zudem an, dass die Flugzeuge sich nach dem Überqueren der Grenze bereits auf einer Höhe von etwa zwei Kilometern über dem Boden befinden. Der Fluglärm in dieser Höhe sei somit nicht vergleichbar mit den Geräuschpegeln, die bedeutend näher am Flughafen festgestellt werden.
Zugleich aber räumt man seitens des EuroAirports ein: „Selbstverständlich können sich Anwohner in Deutschland auch durch Flugzeuge in dieser Höhe gestört fühlen.“
Dass eine Erfassung der Lärmwerte in Deutschland und damit eine Messstation im Gemeindegebiet von Efringen-Kirchen absolut sinnvoll und notwendig ist, daran besteht für Bürgermeister Schmid kein Zweifel. „Es ist wichtig, um valide Daten zu haben.“ Wie man mit diesen Daten dann umgehen wird, stehe auf einem anderen Blatt. Darüber werde man sich gesondert austauschen müssen, sobald die Messergebnisse vorliegen.
Dass genau dies bisher noch nicht der Fall ist, kritisiert die BISF. Es sei aus Sicht der Bürgerinitiative nicht ersichtlich, warum die verlässliche Messinfrastruktur in Deutschland noch immer nicht realisiert worden sei, so Vorsitzender Jürgen Fingerle.
Mess-Infrastruktur lässt zu lange auf sich warten
Ende Dezember war mitgeteilt worden, dass in der ersten Jahreshälfte mit einem neuen, geeigneten Standort der Messinfrastruktur zu rechnen sei. Ein Konzept hätte vom Flughafen eigentlich schon vor mehreren Monaten vorgestellt werden sollen, stattdessen habe man noch in der Sitzung am Donnerstag in erster Linie darüber gesprochen, welche Möglichkeiten und Herausforderungen es bei der Lärmmessung in Efringen-Kirchen gebe, zeigt sich Fingerle vom derzeitigen Stand der Dinge enttäuscht. „Wir fühlen uns an der Nase herumgeführt“, findet er deutliche Worte. Man wünsche sich seitens der Bürgerinitiative möglichst schnell ein probates Mittel, den Ist-Zustand in Sachen Fluglärm über deutschem Boden objektiv erfassen zu können.
Solidarische Kompromisse sind nötig
Dass verlässliche Daten unabdingbar sind, betont auch Bürgermeister Schmid. Allerdings weist er zugleich darauf hin, dass der EuroAirport für die Attraktivität der Regio von enormer Wichtigkeit sei. Gleichzeitig bringe ein Flughafen aber immer auch Belastungen mit sich. Damit müsse man leben. Es gehe in diesem Spannungsfeld darum, solidarische Kompromisse auch im Sinne der trinationalen Interessen zu finden.