Efringen-Kirchen Traum vom eigenen Circus erfüllt

Daniel Hengst
Clown Alessandro, nach dem der Circus benannt ist, feiert diesen Freitag in der Manege seinen zwölften Geburtstag. Foto: Daniel Hengst

Mischa und Jasmin Sundelius haben jahrelang für die eigene Manege gearbeitet und gespart. Im Jahr 2021 ist es dann soweit: Die beiden Artisten geben ihm den Namen ihres Sohnes Alessandro.

In der Corona-Zeit steht die Circusfamilie Sundelius in Freiburg. „Auftritte waren nicht möglich“, sagt Cathrin Sundelius zurückblickend. Ungewohnt, aber notwendig war es da, für das Überleben einer „geregelten Arbeit“ nachzugehen. Dennoch wagten Mischa und Jasmin, die seit Jahren sparten, den Schritt. Statt sich weiter engagieren zu lassen, gründen sie ihren eigenen Circus.

Der Start ist nicht einfach. Die wichtigste Anschaffung ist ein eigenes Zelt mit der entsprechenden Ausstattung. Der eigene Wohnwagen war zwar da, doch es braucht sehr viel mehr für das ganze Equipment.  „Wir sind halbe Schweden“, sagt Mischa Sundelius. Eine Besonderheit ist, dass die Mutter von Dennis und Mischa nicht als „Circuskind“ geboren ist, sondern sie ihren Mann vor 38 Jahren in Deutschland kennenlernte und sich anschloss.

Die Eltern haben in Schweden ihren Circus. Dort arbeitete damals Mischas Bruder Dennis mit seiner Frau Cathrin, die während Corona im Quartier der Eltern von Mischa und Dennis in Schweden bleiben. Mischa und Jasmin waren hingegen beim Circus von Jasmins Eltern gestrandet und überdauerten die Zeit bei Freiburg.

Schicksalsschlag

Als im Jahr 2021 die Aufführungen wieder begannen, gelang der Start ganz gut. Neben Mischa und Jasmin war noch der Bruder seiner Frau dabei und eine Freundin der Familie. Kim wohnt in Karlsruhe und kommt für die Auftritte immer angereist.  Jasmins Bruder verließ dann allerdings bald das noch junge Familienunternehmen.

Das Schicksal schlug 2022 zu: In Kirchhofen bei Freiburg verletzte sich der Sohn Alessandro beim Aufbau. Der Circus Alessandro stand von Mai bis August nahezu ausschließlich in Breisach. Dennis und Cathrin kamen zur Unterstützung aus Schweden hinzu. Die Eltern haben sich vor allem um ihren damals zehnjährigen Sohn gekümmert, der in Breisach mehrfach operiert wurde.

Seither ist das Brüderpaar zusammen und betreibt den Circus. Mischa, 33 Jahre, und Jasmin, 31 Jahre, haben die Kinder Alessandro, zwölf Jahre, und Marylou, vier Jahre. Dennis und Cathrin sind 35 und 31 Jahre alt und haben die Kinder James, Taylor, Destiny und Lionel, die elf, neun, sieben und vier Jahre alt sind.

Sie alle treten in der Manege auf. „Die Kinder müssen nicht auftreten, sie werden nicht gezwungen“, sagt Cathrin, die zum Beispiel mit ihrem Mann an den Strapaten, Schlingen mit denen es unter die Kuppel hinauf geht, arbeitet.

Sie alle hätten dies freiwillig von Kindesbeinen an gelernt. Cathrin hat als kleines Kind schon an ihrer Beweglichkeit gearbeitet und tritt sonst noch als Schlangenmensch auf. „Das Programm braucht Abwechslung, deshalb ist dies in diesem Jahr nicht zu sehen.“ Die Kinder trainieren von klein auf mit. Marylou ist als Vierjährige oft ganz ungeduldig und zupft in der Manege an der Hand von Dennis, wenn sie noch etwas weiteres zeigen möchte. Sie ist bereits sehr beweglich.

Entbehrungen gewohnt

Über die Circusschule Hessen haben die Kinder eine feste Lehrerin, die sie begleitet und unterrichtet. Diese meldet den Nachwuchs in der Schule vor Ort an. Cathrin selbst hat keinen Schulabschluss. „Die Grundlagen reichen für das Circusleben“, sagt Cathrin. Wer dies nicht möchte, der wird bis zum Schulabschluss gefördert. Die 31-Jährige liebt es, morgens in die freie Natur treten zu können. „In Wohnungen halte ich es nur zwei bis vier Stunden aus.“ Dieses Leben halte sicherlich Entbehrungen bereit, doch kenne man es nicht anders. Seit einem Monat stehe ein reparierter Lastwagen in der Werkstatt. Es werde gespart, um ihn auszulösen. Dennoch: Immer wieder vor einem anderen Publikum zu spielen, dies sei etwas Besonderes.

Alessandro ist übrigens nahezu wieder hergestellt. Er tritt im ersten Teil als Clown Bepino auf. Am Freitag wird er zwölf Jahre alt. Das schönste Geschenk für ihn wäre eine gut besuchte Vorstellung an seinem Jahrestag am 5. April, ab 16 Uhr an der Landstraße 137, der Isteiner Straße. „Manege frei“ heißt es am Samstag, 6. April, ab 15 Uhr, und zur Abschlussvorstellung am Sonntag, 7. April, ab 14 Uhr.

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