Efringen-Kirchen „Trotz schwieriger Lage wachsen wir“

Siegfried Feuchter
Blick auf das moderne Tanklager der Markgräfler Winzer Foto: Siegfried Feuchter

Interview:
Die Lage auf dem Weinmarkt ist schwierig. Dennoch kann die Genossenschaft Markgräfler Winzer mit ihrer Erzeugermarke wachsen, wie Hagen Rüdlin, Geschäftsführender Vorstand der Markgräfler Winzer, verdeutlicht.

Der Weinkonsum ist weiter rückläufig, und die Betriebskosten sind stark gestiegen. Wie die größte Genossenschaft des Markgräflerlandes darauf reagiert und vor welchen Herausforderungen die Weinwirtschaft generell steht, wollte unsere Zeitung von Hagen Rüdlin wissen.

Die deutsche Weinwirtschaft bezeichnet die aktuelle Gesamtsituation als „zunehmend prekär“ wegen der Konsumentenzurückhaltung, der stark gestiegenen Betriebskosten und der Inflation. Wie beurteilen Sie die Lage der Markgräfler Winzer eG?

Dass die Gesamtsituation in der deutschen Weinwirtschaft prekär ist, lässt sich nicht leugnen. In den vergangenen 24 Monaten wurden auf dem deutschen Weinmarkt 150 Millionen Flaschen Wein weniger gekauft und konsumiert. Dieser stark rückläufige Konsum trifft zudem auf konstant hohe Kosten in der Produktion und Verarbeitung. Eine toxische Mischung. Von dieser Entwicklung können wir uns natürlich nicht gänzlich entkoppeln. Dass wir mit unserer Erzeugermarke dennoch konstant wachsen können, gibt uns Hoffnung.

Europaweit geht der Weinverbrauch zurück, die Franzosen legen sogar Flächen still. Glauben Sie, dass dies nur eine vorübergehende Erscheinung ist, oder muss sich die Weinwirtschaft auch in Zukunft auf einschneidend veränderte Bedingungen einstellen?

Die aktuell sehr drastisch sichtbaren Veränderungen in Europa werden den Weinmarkt nachhaltig beeinflussen. Das Ende dieser Veränderungen ist noch nicht erreicht. Die Angebotsmenge muss der realistisch vermarktbaren Nachfrage angepasst werden. Dieser Strukturwandel wird auch harte Einschnitte mit sich bringen.

Welche Einschnitte sind dies?

Eine Veränderung des Landschaftsbildes zum Beispiel, wenn Flächen stillgelegt werden.

Werden Flächenstilllegungen künftig auch in Baden ein Thema sein? Denn schon jetzt können Rebflächen nur schwer verpachtet oder verkauft werden, weil Winzer mit der Erlössituation unzufrieden sind.

In allen deutschen Weinanbaugebieten werden Flächen stillgelegt werden, da eine rentable Bewirtschaftung unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht mehr gegeben ist. Gegenwärtig gibt es bei uns aber noch keine Flächenstilllegungen. Ebenso gibt es Entwicklungen, dass sich Betriebe auf diese Marktsituation einstellen und ihre Kapazitäten durch ein klares Kostenmanagement optimieren und anpassen.

Wie können Sie als Geschäftsführer der größten Winzergenossenschaft des Markgräflerlandes gegensteuern?

Der Wunsch aktiv gegensteuern zu können, ist sehr groß. Leider haben wir nicht für alle Bereiche eine wirkliche Option, etwas zu ändern. So sind die Kosten für Flaschen, Verschlüsse und Kartonagen nach wie vor auf einem hohem Niveau, was uns sehr zu schaffen macht. Zugute kommen uns die schlanken und effizienten Strukturen. Ebenso sind wir in der Lage, immer wieder neue Impulse und Anreize für unsere Kunden und Konsumenten zu schaffen. So präsentieren wir einen neuen Artikel in unserer erfolgreichen „MRKGRFLR“-Linie. Mit unserem Souvignier Gris haben wir eine erste weiße Piwi Rebsorte im Sortiment, die sich in den ersten vier Wochen bereits über großen Zuspruch freuen darf.

Gutedel ist die dominierende Rebsorte und Spezialität des Markgräflerlandes. Wird das so bleiben?

Ja, ich gehe fest davon aus. Gutedel ist ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal unserer Region, dem Markgräflerland. Zudem bringt Gutedel die Möglichkeit, eine große Bandbreite unterschiedlicher Weinstilistiken abzubilden, was auch in der Vermarktung viel Potenzial bereithält.

Alkoholfreies Bier gehört seit Langem zum Standardsortiment. Wird es künftig auch alkoholfreie Weine bei den Markgräfler Winzern geben?

Bereits seit mehreren Jahren haben wir mit unseren Winzersekten Nobilé Blanc PUR und unserem Nobilé Rosé PUR zwei alkoholfreie Produkte im Sortiment. Somit ist das für uns keine Neuerung. Bei alkoholfreien Weinen steht unsere Entscheidung noch aus, da dies sensorisch nicht so einfach ist.

Wenn der Weinverbrauch rückläufig ist, ist Werbung umso wichtiger. Was wird getan?

Für unseren Bereich, das Markgräflerland, existiert gegenwärtig keine funktionierende übergeordnete Werbungs- oder Kommunikationsstruktur für die Weinbranche. Aus diesem Grund engagieren sich einige Vertreter von Genossenschaften und Weingütern in einer gemeinsamen Projektgruppe, um eine neue tragfähige Struktur zu etablieren.

Zur Person

Hagen Rüdlin
 (47) ist seit rund neun Jahren Geschäftsführender Vorstand der Winzer eG in Efringen-Kirchen. Vor seinem Engagement in Efringen-Kirchen war der studierte Betriebswirt bei namhaften national und international agierenden Getränkeunternehmen tätig.

Mit rund 920 Hektar
 Ertragsfläche zwischen Batzenberg im Norden und Grenzacher Hornfelsen im Süden sind die Markgräfler Winzer die größte Genossenschaft des Markgräflerlands und die zweitgrößte in Baden. Sie beschäftigt insgesamt 47 Mitarbeiter in Voll- und Teilzeit. 

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