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Efringen-Kirchen Unmut über neue Standards

Jutta Schütz
Ackerbaufeldtag in Wintersweiler, rechts im Bild Jochen Winkler, der Fakten zu wärmetoleranten Maissorten erklärt. Foto: Jutta Schütz

Im Landkreis wird wenig Mais angebaut. Das war beim Ackerbaufeldtag in Wintersweiler zu erfahren.

Unwetter, Klimaveränderung, neue Vorschriften zur Bodenbearbeitung und ein Überblick über den Schädlingsbefall im Mais: Die Themen des Feldtags in Wintersweiler waren vielfältig.

Die Unwetter im Juni, Juli und August trafen die Ackerbaulandwirte zwischen Schliengen und dem Dinkelsberg nicht so schlimm, denn größere Hagelschläge gab es in der Region bis auf einen im Juli in Blansingen und Istein wenige.

Getreideanbau nimmt zu

„Gerade noch rechtzeitig für das Wachstum und die Kornreifung“ verbesserten sich die Wetterverhältnisse laut Rolf Hess, Sachgebietsleiter Landwirtschaftliche Erzeugung und Vor-Ort-Kontrolle im Landratsamt Lörrach. Mit vor Ort war die neue Fachbereichsleiterin für Landwirtschaft und Naturschutz im Landratsamt, Helena Hirschmann, die sich den rund 40 Landwirten, die zur traditionellen Informationsveranstaltung gekommen waren, vorstellte.

Jochen Winkler als Ansprechpartner für Pflanzenbau und Pflanzenschutz im Fachbereich Landwirtschaftliche Erzeugung zählte auf, was die Landwirte beschäftigte: Dazu gehören der Witterungsverlauf, Schädlinge wie Maiswurzelbohrer und Maiszünsler, Pflanzenschutzmittelreduktion, Erosionsprävention im Landkreis (wir berichten noch), Biodiversität durch die Anlage von Blühstreifen und die Marktsituation.

7000 Hektar an Ackerfläche hat der Landkreis gesamt. Etwa auf 2500 bis 2700 Hektar im Landkreis wird Mais angebaut. „Zu Spitzenzeiten waren es rund 3500 Hektar mit Maisanbau“, berichtete Rolf Hess. Zugenommen habe der Getreideanbau.

Allein 1700 Hektar entfallen auf den Weizenanbau, hinzu kommen Flächen für Wintergerste, Hafer, Dinkel und Raps. Auf 600 Hektar wird Feldgemüse erzeugt, der Sojaanbau, unter anderem bei Wintersweiler, stehe konstant bei etwa 100 Hektar, so Hess.

Dass mehr Weizen im Landkreis angebaut wurde, sei der Marktlage zuzuschreiben. Denn nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs war Weizen gefragt. Zu Beginn des Jahres 2023 wurden noch rund 250 bis 300 Euro pro Tonne gezahlt, jetzt seien es 200 bis 220 Euro pro Tonne, berichtete Hess. Russland bietet seinen Weizen stark verbilligt an, das ist einer der Gründe. Preisdruck kommt auch aus der Ukraine.

Mehr Maiswurzelbohrer

Die Landwirte ärgerten sich, dass sie vor Ort unter strengeren Vorschriften Mais und Getreide erzeugen als es in anderen Ländern gefordert wird. „Für den Import nach Deutschland sollten die gleichen Bedingungen bei der Erzeugung gelten, die wir befolgen müssen“, kommentierte einer der verärgerten Landwirte. Wichtig ist für die ab Mitte Oktober anstehende Körnermaisernte, dass dieser möglichst wenig Feuchtigkeit enthält, denn die hohen Energiekosten für die Trocknung könnten den Gewinn stark mindern. Daher hoffen die Landwirte auf möglichst viel Sonne in den nächsten vier Wochen.

Das Schädlingsvorkommen wurden ebenfalls bewertet: Schwerpunkte des Maiswurzelbohrerbefalls im Landkreis sind Schliengen mit einem deutlichen Anstieg von 2766 Funden in 2022 auf heuer 5557 Funde, Efringen-Kirchen mit 2588 Funden (2022: 2826) und Eimeldingen mit Binzen mit 1607 Funden (2022: 1183). Hier hilft bei der Bekämpfung am effektivsten die Fruchtfolge.

Schlupfwespen helfen

Ein weiterer Schädling, der Maizünsler, „kann sehr gut umweltfreundlich mit der Ausbringung von Schlupfwespen (Trichogramma) bekämpft werden“, bemerkte Hess.

Ein Ackerunkraut, das noch recht neu am Oberrhein vorkommt und in der Schweiz schon auf der schwarzen Liste der invasiven Neophyten steht, „ist das Erdmandelgras, wobei es leider noch nicht die eine Bekämpfungsstrategie gibt“, berichtete Winkler, der die Pflanze als Ansichtsexemplar vorzeigte.

Info

In der Kritik:
Für viel Unmut sorgten die GLÖZ-Standards, wobei GLÖZ die Abkürzung für “guter landwirtschaftlicher und ökologischer Zustand von Flächen“ ist. Diese im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU für 2023 erlassenen, neuen GLÖZ-Standards besprach Winkler mit Fokus auf das wichtige Thema Erosionsschutz. Die anwesenden Landwirten kritisierten die Vorgaben teils als „praxisfern“ und „praxisuntauglich“. Die Standards müssen aber eingehalten und nachgewiesen werden, um sich Direktzahlungen der sogenannten Ersten Säule, den Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen, sowie der Ausgleichszulagen aus der Zweiten Säule zu sichern.

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