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Efringen-Kirchen Von Preiskampf und Kostendruck

Ralph Lacher
 Foto: Ralph Lacher

Politische Lage macht den Bauern zu schaffen

Markgräflerland - Das Getreide ist ausgesät, die Obstbäume im Markgräflerland blühen, die ersten Spargelstangen werden geerntet: die Bauern in der Region starten in die Saison – und das mit durchaus zwiespältigen Gefühlen.

Die Witterung, die bis dieser Tage ziemliche Trockenheit brachte, vor allem aber die politischen Rahmenbedingungen bereiten Sorgen. „Wir müssen für die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die europäische Landwirtschaft und die Ernährungssicherheit in Afrika Verantwortung übernehmen“, heißt es etwa in einer aktuellen Stellungnahme des Präsidenten des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), Bernhard Bolkart.

Er betont, dass es nicht nur darum geht, die eigene Lebensmittelversorgung zu sichern, sondern auch darum, Verantwortung gegenüber den Ländern zu übernehmen, die auf nun ausbleibende Getreidelieferungen angewiesen sind. Der BLHV unterstützt in diesem Zusammenhang als kurzfristige Maßnahme die Forderung der christdemokratischen Europaparlamentarier, so genannte ökologische Vorrangflächen zum kurzfristigen Anbau von Protein- und Ölpflanzen freizugeben.

Immer höhere Auflagen beim Pflanzenschutz

Der BLHV erklärt auch, dass man in Deutschland „auf allen gesellschaftlichen sowie politischen Ebenen ein neues Bewusstsein für unsere Ernährungssouveränität benötige“. Es sei nicht hinnehmbar, dass in Deutschland hohe Umwelt- und Sozialstandards umgesetzt und gleichzeitig Lebensmittel aus Ländern importiert würden, die diese Standards nicht einhielten, so der BLHV.

Diese Problematik sieht auch Kreisobstbauberater Klaus Nasilowski. Die in Deutschland stets deutlich höheren Auflagen beim Pflanzenschutz, konkret in diesem Jahr auslaufende Zulassungen für Mittel gegen die Kirschessig- und die Kirschfruchtfliege, könnten den Kirschenanbau im Markgräflerland in seiner Gesamtheit bedrohen. „Wenn wir keine Mittel gegen diese Schädlinge erhalten, ist der Kirschenanbau bei uns gefährdet“, sagt Nasilowski. Es seien zwar Versuche mit ökologischen Mitteln, auch mit staatlicher Unterstützung, am Laufen – doch bis diese konkrete Ergebnisse bringen, brauche es Zeit. Zeit, die die Erzeuger nicht haben.

Des Weiteren, so der Kreisobstbauberater, fürchten die Obstbauern im Markgräflerland die prognostizierten Frostnächte in den Tagen bis Mitte April. Hier gäbe es aber seit zwei Jahren eine staatlich geförderte „Mehr-Gefahrenversicherung“, die viele Obstbauern in der Region abgeschlossen haben.

Damit reagierten die Bauern letztlich darauf, dass man in den letzten fünf Jahren drei mal starke Spätfröste hatte, wie Lorenz Boll, Geschäftsführer des Erzeugergroßmarkts Südbaden (EGRO) ausführt.

Überangebot an Kirschen aus Polen und der Türkei

Boll sieht dazu durch die Ukraine-Krise Probleme vermarktungstechnischer Art auf die hiesigen Erzeuger zukommen. Russland habe schon Kernobst aus den Benelux-Ländern nicht abgenommen und bei der Kirschenernte sei zu befürchten, dass polnische und türkische Kirschen nicht nach Russland geliefert werden und dann den EU-Markt und auch Deutschland unter Preisdruck setzen.

Gute Preise benötige man aus vielen Gründen, sagt Boll. Da sind die von Nasilowski genannten Probleme mit drohenden Mindererträgen wegen der Einschränkungen im Pflanzenschutz, gleichzeitig aber auch enorm gestiegene Kosten für Dünger, Pflanzenschutz und vor allem Energie. Auch der neue Mindestlohn würde hiesige Erzeugnisse verteuern. Dazu komme die starke Verunsicherung der Verbraucher und eine zu befürchtende Konsumzurückhaltung, meint der erfahrene Obst- und Gemüse-Vermarkter Boll.

Der Referatsleiter Pflanzenbau im Lörracher Landratsamt, Rolf Hess, sieht in der vom BLHV geforderten Bepflanzungsmöglichkeit von ökologischen Vorrangflächen Probleme vor allem praktischer Art.

Die Getreidebauern hätten den Großteil ihrer Flächen bereits Anfang März bepflanzt und auch der Saatgut-Markt sei angespannt wegen der Ukraine-Krise. So sei es schwierig, etwa deutlich mehr Sonnenblumen und vor allem Weizen anzupflanzen. Vielmehr gelte es für die hiesigen Erzeuger, darauf zu achten, die bestmögliche Menge von ihren Flächen zu ernten. Im Bereich Pflanzenschutz und Düngung sieht Hess wie auch sein Kollege Nasilowski ökologische und ökonomische Probleme. Düngemittel seien ebenso enorm verteuert auf dem Markt wie auch Pflanzenschutzmittel. Und die Energiekosten seien da noch gar nicht berücksichtigt. Aus Kosten- und Umweltgründen dürfte deshalb eher verhalten gedüngt werden, schätzt Hess.

Preise für Verbraucher steigen

Klar sein dürfte, so Hess, dass auf die Verbraucher deutlich höhere Preise für Nahrungsmittel zukommen – der börsengehandelte Weizen hat aktuell ein Preisniveau von mehr als dem Doppelten aus dem Vorjahr.

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