Efringen-Kirchen Weinlager sind voll

Alisa Eßlinger
 Foto: Alexander Anlicker

Weinanbauer aus dem Rebland berichten über die Auswirkungen der Corona-Krise / Hoffnung auf gute Weinlese im Herbst

Efringen-Kirchen/Eimeldingen - Nur wegen vollen Lagern den Wein wegkippen, kommt für die Weingut-Betreiber aus dem Rebland nicht in Frage. Durch die Corona-Krise fielen vor allem die Wein-Abnahmen von Gastronomien weg. Auf Nachfrage unserer Zeitung berichten Winzer über die Auswirkungen der Krise.

Da die Gastronomien alle geschlossen waren, seien die Wein-Abnahmen deutlich zurück gegangen. „Doch durch die Lebensmittelhändler konnten wir keine signifikanten Einbußen verzeichnen“, berichtet Geschäftsführer der Markgräfler Winzer, Hagen Rüdlin.

Auch durch den Online-Shop konnte die Genossenschaft einen Zuwachs an Privatkunden erkennen. Auch wenn man nicht in die Gasthäuser kann, haben „die Konsumenten in anderen Bereichen den Genuss gefunden“, meint Rüdlin und spricht dabei die verstärkte Wein-Nachfrage durch Privatkunden an.

„Aber nur weil die Lager voller sind, würde kein Weinanbauer seinen Wein wegschütten“, so Rüdlin. Dass es bei der Weinproduktion immer mal wieder zu Schwankungen und zu gewissen Beständen kommt, sei in diesem Gewerbe eher üblich. „Wir leben jedes Jahr mit dem Risiko, dass die Reben durch einen Hagel beschädigt werden“, schildert Rüdlin. Dennoch schaut der Geschäftsführer positiv auf den kommenden Herbst, „aber wir müssen abwarten, bevor wir eine Aussage darüber treffen.“

Kalksteinweingut

„Wir haben sehr viel Wein und einen ordentlichen Vorrat, da es in der vergangnen Zeit viele starke Jahrgänge gegeben hat“, sagt der Leiter des Kalksteinweinguts in Istein, Yves Muller. Zwar könne man den Wein in den Tanks nicht lange aufbewahren, aber in den Flaschen halte sich der Wein deutlich länger. Wegschütten kommt auch bei Muller nicht in Frage: „Ich würde eher unseren Wein an eine Schnapsbrennerei spenden, bevor ich das mache.“

Auch bei dem Kalksteinweingut liefen die Wein-Abnahmen durch Gastronomien auf Null hinaus: „Das gab logischerweise Konsequenzen, aber einen Teil konnten wir über Weinhändler ausgleichen“, berichtet Muller. Die Privatkunden hätten sich am Krisen-Anfang zwar etwas zurück gehalten, aber der private Markt sei momentan besser, jedoch noch nicht auf dem selben Niveau wie davor.

„Die Internetbestellungen liefen besser“, teilt der Leiter mit. Ob dies an Corona liege oder am Frühling allgemein, kann Muller nicht einschätzen. Schließlich könne man auch auf dem Balkon Zuhause ein Schlückchen Wein trinken. Doch erst wenn etwas Zeit vergangen ist, würden sich die Auswirkungen aufzeigen, daher bleibt der Leiter vorsichtig: „Wir leben mit einer Zeitbombe, daher müssen wir abwarten, was noch kommt, denn noch sind wir nicht durch.“

Auch wenn die Gastronomien wieder geöffnet haben, laufe der Weinverkauf nur langsam wieder an. „Viele haben noch vor der Krise eingekauft und während des Lockdowns blieb die Ware liegen. Daher leben die Meisten jetzt erst einmal von ihrem Vorrat, bevor sie eine neue Bestellung aufgeben“, erklärt Muller.

Weingut Ziereisen

Gut zu tun hatte auch das Weingut Ziereisen. Päckchen mit Weinflaschen wurden auch während des Lockdowns verschickt. „Wir haben tolle Endverbraucher und unsere Privatkunden haben über die Corona-Zeit gut getrunken“, berichtet die Geschäftsführerin Edeltraut Ziereisen. Doch auch sie merkt das Ausbleiben der Bestellung von Gastronomie und Großveranstaltungen. „Wir haben Glück gehabt, dass wir breiter aufgestellt sind, so dass wir auch langlebigere Weine im Sortiment haben“, sagt Ziereisen.

Degustationen in kleinen Gruppen sind im Weingut Ziereisen ab Juli wieder möglich. Auch wenn sich Ziereisen darauf freut, ist es dennoch „komisch“: „Mir fehlt der soziale Kontakt. Es ist einfach nicht dasselbe, aber wenigstens ist jetzt Sommer und wir können die Verköstigungen draußen machen.“

Vor Degustationen im Haus habe die Geschäftsführerin noch Angst, da das Risiko einer Ansteckung doch immer noch da sei. „Die Menschen sind leider nicht mehr so vorsichtig wie am Anfang. Und da die Weinlese näher rückt, können wir eine zweite Welle nicht gebrauchen“, sagt Ziereisen und erklärt, dass sie zur Weinlese immer Mitarbeiter aus Rumänien und Polen einstellen. Eine weitere Grenzschließung würde daher bedeuten, dass sie keine Arbeiter haben. „Wir haben ein hohes Qualitätsstreben und daher wäre eine Grenzsperrung sehr fatal.“

Weingut Dieter Jacob

Dass das Lager voll ist, stört die Inhaberin des Weinguts Dieter Jacob aus Eimeldingen, Elke Jacob, nicht allzu sehr. „Wir haben das ganze Jahr Reben, das nutzt sich daher immer wieder gut ab. Aber dennoch hoffe ich, dass wir den Wein noch wegbekommen.“

Die Bestellungen seien am Anfang der Krise weniger geworden, aber mittlerweile habe es sich wieder eingespielt. „Ich bin momentan zufrieden“, sagt sie. Doch da Großveranstaltungen ausbleiben und auch die Gastronomien lange geschlossen waren, sei noch eine Menge von Wein da. „Auch wenn das Wetter bis jetzt sehr gut für die Reben ist, wissen wir noch nicht, wie der Herbst wird. Und je nachdem sind wir froh, wenn wir über einen gewissen Weinvorrat im Lager verfügen“, sagt sie.

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