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Efringen-Kirchen Wie begegnen die Winzer dem Klimawandel?

Ingmar Lorenz
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich aufgrund des Klimawandels in den Reben viel verändert. Foto: Ingmar Lorenz

Landwirtschaft: Für Weinbauern in der Regio werden durch den Klimawandel Anpassungen notwendig

Efringen-Kirchen - Es klingt dramatisch: Laut einer Studie könnte die weltweite Weinanbaufläche künftig aufgrund des Klimawandels um bis zu 85 Prozent schrumpfen. Allerdings machen die steigenden Temperaturen vor allem Winzern in ohnehin heißeren Anbaugebieten direkt zu schaffen. Im Markgräflerland ist die Lage zumindest mit Blick auf den Vegetationsverlauf noch weniger problematisch. Das Thema selbst beschäftigt die Winzer jedoch zunehmend.

Die Auswirkungen des Klimawandels auf den weltweiten Weinanbau haben Forscher laut eines Spiegel-Artikels im Fachblatt „Proceedings of the National Academy of Science“ veröffentlicht. Sie kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die Anbauflächen bei einer Klimaerwärmung von zwei Grad um 56 Prozent schrumpfen könnten. Bei einer Erwärmung von vier Grad wären gar 85 Prozent der Anbauflächen betroffen.

Gleichzeitig wird aber auch deutlich, dass wohl vor allem ohnehin heiße Regionen gravierende Probleme bekommen werden. Die deutsche Weinwirtschaft sei hingegen noch der „Gewinner des Klimawandels“, wird Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut in dem Artikel zitiert.

Blütebeginn inzwischen im Schnitt 20 Tage früher

Im Markgräflerland sei es in den vergangenen Jahrzehnten in den Reben durch den Klimawandel zu deutlichen Veränderungen gekommen, erklärt Weinbauberater Hansjörg Stücklin. Durchschnittlich habe sich der Blütebeginn zwischen 1976 und 2019 um 20 Tage nach vorne verschoben. Ähnliche Verschiebungen lassen sich beim Reife- und Lesebeginn beobachten.

Höhere Mostgewichte, aber auch neue Probleme

Die wärmeren Temperaturen führen zugleich dazu, dass die Mostgewichte steigen, was seitens der Winzer grundsätzlich auch angestrebt wird. Allerdings gelte es aufzupassen, denn hohe Mostgewichte könnten auch mehr Alkohol und weniger Säure bedeuten. „Die Kellerwirtschaft lernt aber, mit diesen Veränderungen umzugehen“, betont Stücklin.

Das bestätigt auch Hagen Rüdlin, Geschäftsführer der Markgräfler Winzer eG. Durch die höheren Temperaturen und den komprimierteren Vegetationsverlauf müssten sich Abläufe teils neu einspielen. Dem Kellermanagement komme dabei eine besonders hohe Bedeutung zu.

Auch die Themen Pilzbefall, Fäulnis und Wassermangel speziell in jungen Anlagen haben für die Winzer inzwischen an Bedeutung gewonnen, erklärten Stücklin und Rüdlin übereinstimmend.

Höhere Temperaturen auch während der Lese

Auch bei zahlreichen weiteren Abläufen in den Reben hätten sich durch den Klimawandel Veränderungen gegeben, erklärt Stücklin. So könne etwa die Hitze an den Lesetagen selbst zum Problem werden, da es bereits in den Bottichen zur Gärung kommen könnte oder die Maische später mit relativ viel Energieaufwand abgekühlt werden müsste. „Das bedeutet, dass immer öfter in den frühen Morgenstunden gelesen werden muss, wenn es noch kühl ist.“ Vor diesem Hintergrund, erklärt der Weinbauberater, biete sich für viele Winzer auch zunehmend der Einsatz des Vollernters an.

Eine Möglichkeit für die Winzer, sich an die steigenden Temperaturen anzupassen, besteht zudem darin, Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Syrah anzubauen, was zum Teil auch schon gemacht wird. Dieses Vorgehen biete sich laut Stücklin speziell in den besonders guten Lagen an.

Die Zukunft des Gutedels sieht der Weinbauberater in diesem Zusammenhang aber gewährleistet. Die Sorte komme mit den höheren Temperaturen verhältnismäßig gut klar, während es beispielsweise der Riesling schwerer habe. Auch Rüdlin bestätigt: „Der Gutedel wird in unserem Sortiment ein wichtiger Bestandteil bleiben.“

Rüdlin: Winzer sind nicht Gewinner des Klimawandels

Den Umgang mit dem Klimawandel in der Weinwirtschaft will Rüdlin aber nicht nur mit Blick auf den Vegetationsverlauf verstanden wissen. Es sei ein globales Phänomen und man könne keinesfalls davon sprechen, dass die Winzer die „Gewinner des Klimawandels“ seien, erklärt der Geschäftsführer der Genossenschaft. Diese Sichtweise blende die immensen globalen Probleme aus, die sich durch den Klimawandel ergeben. Die Herausforderungen seien grundlegender Art. „Von daher verbietet es sich aus meiner Sicht, das für uns positiv zu werten“, findet Rüdlin klare Worte.

Winzer müssen proaktiv gegensteuern

Denn auch den Winzern sei klar, dass es gelte, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Markgräfler Winzer eG sei sich sehr bewusst, dass man nicht nur auf die Veränderung reagieren, sondern auch proaktiv entgegensteuern müsse, so Rüdlin. Entsprechende Punkte, an denen man diesbezüglich ansetzen könnte, erkennt der Geschäftsführer unter anderem in den Bereichen Handel oder auch Verpackung.

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