Auch die Themen Pilzbefall, Fäulnis und Wassermangel speziell in jungen Anlagen haben für die Winzer inzwischen an Bedeutung gewonnen, erklärten Stücklin und Rüdlin übereinstimmend.
Höhere Temperaturen auch während der Lese
Auch bei zahlreichen weiteren Abläufen in den Reben hätten sich durch den Klimawandel Veränderungen gegeben, erklärt Stücklin. So könne etwa die Hitze an den Lesetagen selbst zum Problem werden, da es bereits in den Bottichen zur Gärung kommen könnte oder die Maische später mit relativ viel Energieaufwand abgekühlt werden müsste. „Das bedeutet, dass immer öfter in den frühen Morgenstunden gelesen werden muss, wenn es noch kühl ist.“ Vor diesem Hintergrund, erklärt der Weinbauberater, biete sich für viele Winzer auch zunehmend der Einsatz des Vollernters an.
Eine Möglichkeit für die Winzer, sich an die steigenden Temperaturen anzupassen, besteht zudem darin, Sorten wie Merlot, Cabernet Sauvignon oder Syrah anzubauen, was zum Teil auch schon gemacht wird. Dieses Vorgehen biete sich laut Stücklin speziell in den besonders guten Lagen an.
Die Zukunft des Gutedels sieht der Weinbauberater in diesem Zusammenhang aber gewährleistet. Die Sorte komme mit den höheren Temperaturen verhältnismäßig gut klar, während es beispielsweise der Riesling schwerer habe. Auch Rüdlin bestätigt: „Der Gutedel wird in unserem Sortiment ein wichtiger Bestandteil bleiben.“
Rüdlin: Winzer sind nicht Gewinner des Klimawandels
Den Umgang mit dem Klimawandel in der Weinwirtschaft will Rüdlin aber nicht nur mit Blick auf den Vegetationsverlauf verstanden wissen. Es sei ein globales Phänomen und man könne keinesfalls davon sprechen, dass die Winzer die „Gewinner des Klimawandels“ seien, erklärt der Geschäftsführer der Genossenschaft. Diese Sichtweise blende die immensen globalen Probleme aus, die sich durch den Klimawandel ergeben. Die Herausforderungen seien grundlegender Art. „Von daher verbietet es sich aus meiner Sicht, das für uns positiv zu werten“, findet Rüdlin klare Worte.
Winzer müssen proaktiv gegensteuern
Denn auch den Winzern sei klar, dass es gelte, dem Klimawandel entgegenzuwirken. Die Markgräfler Winzer eG sei sich sehr bewusst, dass man nicht nur auf die Veränderung reagieren, sondern auch proaktiv entgegensteuern müsse, so Rüdlin. Entsprechende Punkte, an denen man diesbezüglich ansetzen könnte, erkennt der Geschäftsführer unter anderem in den Bereichen Handel oder auch Verpackung.