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Efringen-Kirchen Zwei selbstbewusste Kandidaten

Beatrice Ehrlich

Bürgermeisterwahl: Philipp Schmid und Carolin Holzmüller stellen sich in der Mehrzweckhalle vor

Die Kandidatenvorstellung für die Bürgermeisterwahl am Montagabend stieß auf sehr großes Interesse. Die Mehrzweckhalle in Efringen-Kirchen war bis auf den letzten Platz besetzt, im hinteren Bereich standen weitere Zuhörer.

Von Beatrice Ehrlich

Efringen-Kirchen - Wenn man davon ausgeht, dass die Efringen-Kirchener ihren Bürgermeister ja schon kennen – Amtsinhaber Philipp Schmid war einer der beiden Kandidaten, die sich an diesem Abend vorstellten – dann könnte man zu dem Schluss kommen, die Anwesenden seien vor allem gekommen, um seine Konkurrentin Carolin Holzmüller kennenzulernen. Die 33-jährige Agrarmanagerin, Lokalpolitikerin und Mitglied der FDP aus Weingarten (Baden), hatte ihre Bewerbung erst Anfang dieses Monats bekanntgegeben.

Informationsbedarf zu beiden Kandidaten

Aber auch zum Amtsinhaber gab es offenbar Informationsbedarf: Einige der, manchmal auch in kritischer Absicht gestellten Fragen, richteten sich explizit an Philipp Schmid. Der Applaus am Ende der jeweiligen Vorstellungsrede war bei beiden Kandidaten gleich laut und lang. So entstand der Eindruck, dass viele im Saal – ausgenommen derer, die sich bereits öffentlich zur Unterstützung der einen oder des anderen bekannt hatten – ihre Wahlentscheidung noch nicht endgültig getroffen haben und sich bei einer Veranstaltung wie dieser gründlich informieren wollten, einerseits über die Persönlichkeiten der beiden Kandidaten andererseits über die inhaltlichen Akzente, die diese in den kommenden Jahren setzen wollen.

Der dritte Kandidat, der seine Bewerbung eingereicht hat, „Dauerkandidat“ Samuel Speitelsbach trat an diesem Abend nicht auf.

Selbstdarstellung mit verschiedenen Nuancen

Philipp Schmid, der gemäß der Reihenfolge des Bewerbungseingangs als erster sprach, präsentierte sich als Teamplayer und erfahrener Verwalter. Mit seinen kraft Amtes erworbenen Einblicken in die kommunalen Verhältnisse und seiner Führungserfahrung stellte er sich als denjenigen dar, der die Gemeinde angesichts von Herausforderungen epochalen Ausmaßes – „den größten seit dem Zweiten Weltkrieg“ – mit sicherer Hand durch schwere Zeiten steuern könne.

Wie zu Beginn seiner Rede angekündigt, vermied er dabei das Wörtchen „Ich“ und rückte stattdessen sein Vorhaben in den Mittelpunkt, zusammen mit dem Gemeinderat und der Verwaltung „vernünftige Entscheidungen“ treffen und die Weichen für die Entwicklung der Gemeinde in den kommenden Jahren stellen zu wollen.

„Vernünftige Entscheidungen“

„Gehen Sie wählen, egal wer am Ende vorne liegt“, brach er am Ende seiner Rede eine Lanze für demokratische Beteiligung ganz allgemein. Dann bat er aber schlussendlich doch noch um die Stimmen der Anwesenden. „Ich liebe meinen Beruf und wäre glücklich, ihn weiter hier in Efringen-Kirchen ausüben zu können“.

Carolin Holzmüller ihrerseits konnte mit ihrem freundlichen, selbstbewussten Auftreten, lokalpolitischem Hintergrundwissen – in ihrem Heimatort Weingarten gehört sie seit vielen Jahren dem Gemeinderat an – und zugleich mit ihrer erstaunlich guten Kenntnis der Verhältnisse vor Ort punkten. Sie bewies Einfühlungsvermögen, etwa als sie auf die Zuhörerfrage nach einer besseren Integration Geflüchteter – auch aus der Erstaufnahmeeinrichtung des Landkreises – Zugewandtheit zusicherte, statt sich wie der Bürgermeister auf seine Nichtzuständigkeit zu berufen.

„Das Rathaus als Servicestelle“

„Als Bürgermeisterin muss das Wohl von Menschen, die sich in der Gemeinde aufhalten, und sei es nur vorübergehend, für mich genauso relevant sein“, stellte sie klar. Informiert zeigte sie sich bei den Themen Verkehr sowie beim Interessenausgleich zwischen der Ausweisung von Bauland – die sie befürwortet – und der Erhaltung hochwertiger Flächen für die Landwirtschaft – deren Bedeutung ihr ebenfalls bewusst ist. Das Rathaus als Servicestelle, die Bürger – „Sie“ – als eigentlicher Sinn und Zweck ihres Tuns: Holzmüller präsentierte sich empathisch und bürgernah.

Zurückhaltung beim Wahlausschuss

Komplett im Hintergrund hielt sich während der Fragerunde der Wahlausschuss, der diese Veranstaltung organisiert hatte. Sein Vorsitzender Karl Rühl, aber auch die anderen Mitglieder machten keinerlei Anstalten, in die Fragerunde einzugreifen, etwa durch Begrenzung der Redezeit oder die Festlegung einer bestimmten Reihenfolge bei der Beantwortung der Fragen. Philipp Schmid ergriff freimütig die Gelegenheit, bei den meisten Fragen als erster das Wort zu ergreifen.

Als prägender Eindruck bleibt am Ende des Abends dennoch der Respekt in Erinnerung, mit dem sich die beiden direkt nebeneinandersitzenden Kandidaten gegenseitig, aber auch die Zuschauer den Kandidaten entgegentraten.

Respektvoller Umgang miteinander

Die beiden Kontrahenten gingen sich nicht gegenseitig an. Allenfalls bei genauem Hinhören, gewissermaßen „zwischen den Zeilen“, konnte man Kritik am anderen in Form winziger Nadelstiche vernehmen. Die Anwesenden hörten genau zu, ließen sich aber während der Veranstaltung nicht in die Karten schauen.

Mit einer einzigen Ausnahme – Holzmüller gab ihrem Staunen darüber Ausdruck, dass im Gebiet „Schlöttle 3“ seit ihres dreimonatigen Praktikums bei den Markgräfler Winzern vor neun Jahren immer noch nicht gebaut wurde – wurden einzelne Aussagen der Kandidaten nicht beklatscht. Die Wahl bleibt spannend.

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