^ Efringen-Kirchen: Zwischen Promotion und Corona - Efringen-Kirchen - Verlagshaus Jaumann

Efringen-Kirchen Zwischen Promotion und Corona

Weiler Zeitung

Ausland: Wie Felix Brunner aus Mappach, Doktorand an der Universität in San Diego, die Pandemie erlebt

Mappach/San Diego - Einladende Parks, tolle Strände und traumhaftes Wetter – das hört sich verlockend an. „Das nutzt uns allerdings derzeit wenig, denn auch wir haben wegen der Corona-Krise starke Ausgangsbeschränkungen“, sagt Felix Brunner aus Mappach. Er lebt seit fast fünf Jahren in San Diego, einer Millionenstadt im Südwesten von Kalifornien an der Pazifikküste nahe der Grenze zu Mexiko. Dort forscht der Chemiker und Doktorand an der University of California, San Diego (UCSD), die als eine der renommiertesten Universitäten der Welt gilt.

Das Virus Covid-19 legt auch das öffentliche Leben in San Diego lahm und hat dafür gesorgt, dass der 30-Jährige seinen geplanten Heimaturlaub bei seinen Eltern Anita und Günter Brunner auf noch unbestimmte Zeit verschieben musste. Denn ursprünglich sollte der Chemiker an einem Kongress in Pisa teilnehmen, den er zu einem gut zweiwöchigen Abstecher nach Mappach genutzt hätte. Bei der Konferenz in Italien wäre es darum gegangen, wie Sonnenlicht in Treibstoff umgewandelt werden kann. Denn das ist das Thema, zu dem der Doktorand an der UCSD forscht, die zu den bedeutendsten Forschungsuniversitäten in den USA gehört und weltweite Anerkennung genießt. Zugleich ist dies auch Thema seiner Promotionsarbeit.

Schon als Schüler des Müllheimer Gymnasiums hatte Felix Brunner mit seinem Forschergeist auf sich aufmerksam gemacht. Im Team mit zwei weiteren Mitschülern gewann er 2008 im Landeswettbewerb „Jugend forscht“ in Chemie, und beim Bundeswettbewerb in Berlin zwei Jahre später erhielt der Mappacher einen Sonderpreis.

Unterricht nur noch online

In den schwierigen Zeiten von Corona verbringt der junge Chemiker zwangsläufig die meiste Zeit in seiner Wohnung, die nur zehn Minuten vom Uni-Gelände entfernt liegt. Die große Universität mit rund 30 000 Studenten auf einem riesigen Campus, in der eine Reihe an Nobelpreisträgern sowie zahlreiche mit weiteren Preisen ausgezeichnete Forscher und Professoren beheimatet sind, ist seit sechs Wochen geschlossen. Das gilt auch für das Uni-Labor, in dem Felix Brunner normalerweise tätig ist. Unterricht findet nur online statt.

Kalifornien war nach Darstellung des 30-Jährigen der erste Bundesstaat in den USA, der wegen Corona Beschränkungen erlassen hatte. Wie in Deutschland während der ersten Wochen in der Krise waren im Wesentlichen nur Lebensmittelmärkte und Apotheken geöffnet.

„In den ersten zwei Wochen war alles ausverkauft. Es gab Hamsterkäufe in großem Stil. Die Leute hatten ihre Einkaufswägen voll bepackt wie nie. So etwas habe ich noch nicht gesehen“, erzählt der wissenschaftliche Mitarbeiter der University of California im Telefongespräch mit unserer Zeitung und fügt hinzu: „Und Klopapier ist bis heute Mangelware.“

Viele werden arbeitslos

In der Stadt San Diego mit seinen 1,4 Millionen Einwohnern, in der der öffentliche Nahverkehr schwach ausgeprägt ist und die meisten Leute mit dem Auto unterwegs sind, gibt es jetzt sehr viel weniger Individualverkehr. Das Geschäftsleben liegt brach, nur Supermärkte und Lieferdienste haben geöffnet. Die meisten Leute arbeiten nicht und wenn, dann meistens im Home-Office. „Sehr viele Menschen nehmen noch ihren Urlaub, anschließend werden sie arbeitslos“, sagt der Doktorand.

In San Diego selbst sei die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten im Gegensatz zum Norden Kaliforniens relativ niedrig, weil der „Shutdown“ erlassen wurde, bevor sich das Virus explosionsartig verbreiten konnte. Außerdem würden sich die Leute größtenteils an die Beschränkungen halten und kommen auch der Empfehlung nach, Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Wer das Verbot missachtet, muss eine Strafe von 1000 Dollar bezahlen. Es werde konsequent kontrolliert, deshalb seien derzeit die Strände trotz schönsten Wetters menschenleer.

Unzufrieden mit Trump

Mit der Politik Trumps sind laut Brunner sehr viele Leute in Kalifornien unzufrieden. Und je größer die Arbeitslosigkeit im Zuge der Coronakrise werde, desto größer werde diese Unzufriedenheit. „Trump redet alle zwei Stunden etwas anderes. Er wird hier in Kalifornien nicht gewinnen“, lautet die Einschätzung des 30-Jährigen mit Blick auf die Präsidentenwahl im November.

Langeweile verspürt Felix Brunner trotz Corona und der damit verbundenen Einschränkungen nicht. „Ich habe viel zu tun“, berichtet er. Dazu gehört, alte Daten aufzuarbeiten und Publikationen zu schreiben. Und zweimal in der Woche zieht es ihn in sein Labor, um „nach dem Rechten zu schauen“. Außerdem stehen wöchentlich zweimal Meetings der Doktoranden mit ihrem Professor an.

Regelmäßigen Kontakt mit seinen Eltern in Mappach und seiner in Eimeldingen wohnenden Schwester hält Felix Brunner über Skype, Facetime und WhatsApp.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading