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Efringen-Kirchen Zwischen Surfbrett und Weinkeller

Kerstin Pommerenke
Bringt seine rund um den Globus gesammelte Kellerei-Erfahrung mit ins Markgräflerland: Der Australier Luke Conn, hier im Keller der Markgräfler Winzer in Ehrenstetten. Foto: Kerstin Pommerenke

Luke Conn ist "Cellarhand" bei den Markgräfler Winzern

Im Herbst wird im Keller der Markgräfler Winzer eG englisch gesprochen. Denn dann sind hier „Cellarhands“, zu deutsch Kellerhelfer aus aller Herren Länder im Einsatz, um das Stammteam zu unterstützen. Der sechsundreißigjäehrige Luke Conn aus Australien ist einer von ihnen.

Von Kerstin Pommerenke

Efringen-Kirchen/Ehrenstetten. In der Außenstelle Ehrenstetten der Markgräfler Winzer eG Efringen-Kirchen arbeitet seit ein paar Wochen ein Australier.

Wer träumt nicht ab und zu davon, nur ein paar Monate im Jahr zu arbeiten und sich im Rest der Zeit die Welt anzuschauen? Luke Conn lebt diesen Traum. Der Sechsunddreißigjährige reist seit seinem achtzehnten Lebensjahr durch die Welt. Angefangen hat alles nach der Highschool, als ihm ein Freund erzählte, dass man auf Weingütern während der Ernte gutes Geld verdienen kann.

In seinem Heimatland Australien dauert die Weinernte von Ende Januar bis Mai oder Juni. Dort fing er an, auf einem großen Weingut als sogenannte „Cellarhand“, Kellerhilfe, zu arbeiten, zehn Stunden von seinem Heimatort Warrnambool im Bundesstaat Victoria entfernt.

Größere Maschinen in Australien und den USA

Cellarhands helfen nicht bei der Ernte, sondern bei der Annahme der Trauben in der Kellerei, dem Pressen und der Fermentierung. Sie befüllen die Tanks, setzen dem Traubensaft die Hefe bei, um den Fermentierungsprozess zu starten und reinigen die Tanks nach dem Abpumpen. Maschinen wie die Mostvorklärungsanlage sind in den USA und Australien wesentlich größer und aufwendiger als hierzulande. Mit den Jahren vertiefte und veränderte sich Conns Interesse an der Arbeit. Zunächst war es eine fantastische Möglichkeit, in kurzer Zeit an Geld zum Reisen zu kommen.

Dann verstärkte sich sein Interesse an der Weinherstellung selbst. Warum und wann benutzt man welche Techniken und Zusätze? Diesen Fragen ging er nach. Inzwischen fokussiert er sich auf den Einsatz und die Wartung der unterschiedlichen Maschinen, und wie man ihre Nutzung perfektioniert.

Erster Helfer aus Übersee

Da in Deutschland im internationalen Vergleich der Wein ohne viele Zusätze produziert wird, werden die Tätigkeiten des Cellarhand und des „Winemaker“, dem dieser normalerweise zuarbeitet, meistens in Personalunion durch Weintechnologen verrichtet.

Dieses Jahr arbeiten noch eine Tschechin und ein Bulgare als Cellarhands bei der Markgräfler Winzer eG. Seit 2019 sind dort regelmäßig im Herbst internationale Helfer im Einsatz. Luke Conn ist der erste aus Übersee.

In den Vereinigten Staaten findet die Ernte etwa zeitgleich wie in Europa statt, und so kann Conn, wenn er will, an zwei Ernten im Jahr arbeiten. Seine Jobangebote findet er im Internet, auf der Facebook-Seite „Travelling Winemakers – Living the dream!!“. Dort stieß er auch auf das Angebot der Markgräfler Winzer.

Durch seine jahrelange Erfahrung, unter anderem auch in den USA, in Spanien und Portugal, kann er sich die Anstellungen inzwischen unter zahlreichen Angeboten aussuchen.

Ausschlaggebend für die Wahl der Markgräfler Winzer eG war die angebotene Unterkunft im Haus. In den USA musste er teilweise über eine Stunde An- und Abfahrt zum Arbeitsplatz in Kauf nehmen.

Liebe zu Spätzle und deutschem Brot

Außerdem liebt er Spätzle, deutsches Brot und die sympathischen Menschen im Markgräflerland, sagt er. Natürlich könne es auch manchmal einsam werden, aber Conn genießt es in der Fremde. Bei sehr langen Arbeitstagen während der Weinlese fliegen die Wochen dahin.

Und natürlich hat er inzwischen Freunde auf der ganzen Welt, die er im Rest des Jahres besucht. Aber meistens zieht es ihn ans Meer, dorthin wo es Wellen gibt, um seiner Leidenschaft nachzugehen, dem Wellenreiten. Er war schon überall auf der Welt surfen, von Portugal nach Hawaii, von Mexiko bis Indonesien.

Besonders hat es ihm Zentralamerika angetan, genauer gesagt El Salvador. Dort möchte er sich in den nächsten Jahren niederlassen. Ein Grundstück hat er schon gekauft. Zusammen mit einem Freund betreibt er einen kleinen Kaffeehandel mit angeschlossener Kaffeerösterei. Dort bieten die beiden Touristen Ausflüge ins Hochland an, wo diese bei der Ernte und anschließenden Röstung der Kaffeebohnen helfen können. In der Tat – ein traumhaftes Leben.

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