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Einzelhandel in Schopfheim „Ladensterben“ erhitzt die Gemüter

Werner Müller
Immer mehr Leerstände in der Innenstadt beschäftigen die Gemeinderäte von Schopfheim. Foto: /Werner Müller

Die Leerstände in der Innenstadt treiben den Gemeinderat um. Mark Leimgruber (CDU) warnt vor einer „beängstigender Entwicklung“. Er berichtet auch von Umsatzrückgängen von bis zu 40 Prozent im Einzelhandel.

Dicke Sorgenfalten am Ratstisch: Das grassierende Ladensterben in der Innenstadt bereitete dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung Kummer – und löste im Handumdrehen einen lebhaften Wortwechsel aus.

Den Stein ins Rollen brachte Mark Leimgruber. „Das ist eine beängstigende Entwicklung“, sagte er mit Blick auf etliche leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt und fügte hinzu, der örtliche Einzelhandel beklage zum Teil Umsatzrückgänge von bis zu 40 Prozent.

Zu wenig Parkplätze

Das sei Grund genug, demnächst im Gemeinderat erneut über das Thema Innenstadt zu diskutieren, regte der CDU-Stadtrat an. Dabei müsse man „ohne Scheuklappen und in aller Offenheit“ auch darüber reden, ob manche Entscheidungen des Gemeinderats in der jüngsten Vergangenheit diese negative Entwicklung eventuell beschleunigt hätten. Leimgruber spielte dabei unter anderem auf den Wegfall von etlichen Parkplätzen im Zusammenhang mit der Möblierung der Hauptstraße an.

Bei Bürgermeister Dirk Harscher rannte der CDU-Stadtrat damit offene Türen ein. Er hoffe zwar, dass der Kelch des weiteren Ladensterbens an der Markgrafenstadt vorübergehe, sagte das Stadtoberhaupt. Aber die allgemeine Entwicklung sei doch sehr bedenklich. Jedes Jahr gäben beispielsweise bundesweit 9000 Einzelhändler auf.

Tatsache sei, dass sich das Einkaufsverhalten stark verändert habe. „Andere Städte sind aber noch schlimmer dran“, meinte Harscher. Gleichwohl sei geplant, dass sich der Arbeitskreis Innenstadt sowie Schopfheim Aktiv demnächst mit dem Thema auseinandersetzen.

An eigene Nase fassen

Der Ehrlichkeit halber müsse man zugeben, dass der Einzelhändler für viele heutzutage vor allem Amazon und Otto heiße, gab Peter Ulrich zu bedenken. „Da können wir uns alle an die eigene Nase fassen“, mahnte der SPD-Stadtrat. Im Zusammenhang mit dem Ladensterben gebe es immer drei Seiten – neben dem örtlichen Einzelhandel und der betroffenen Kommune halt auch den Konsumenten.

Vorbild Nagold

Eine ganz andere Sicht der Dinge vertrat hingegen Jürgen Fremd von den Grünen. „Das Thema Stadtentwicklung hat in Schopfheim keine wirkliche Bedeutung“, kritisierte er und fügte süffisant hinzu, dass die Leerstände in der Innenstadt wachsen, obwohl ja immer noch viel Verkehr durchfahren dürfe, den einige doch für unverzichtbar halten. Dabei hätten eigentlich doch alle ein „Paradebeispiel“ vor Augen, dass es auch anders geht – die Stadt Nagold nämlich, die man vor Jahren gemeinsam mit dem Bus besucht habe.

„In den entscheidenden Gremien bei uns fehlt es an der Begeisterung für dieses Thema“, monierte der Grünen-Stadtrat. So sei beispielsweise der geplante Verkauf der Hebelschule aus Sicht einer echten Stadtplanung nicht zu fassen. „Wir haben die Wahl“, schloss Fremd, „entweder anpacken oder aufgeben.“

Das wollte Dirk Harscher indes so nicht stehen lassen. „Auch in Nagold schließen Geschäfte, sogar ein Kaufhaus in Familienbesitz“, konterte der Bürgermeister. Die Schopfheimer Innenstadt „komplett für den Verkehr zu sperren, wäre der Untergang“, warnte er.

Auf dem Holzweg

„Wir sind in Schopfheim und nicht in Nagold“, widersprach auch Mark Leimgruber dem Stadtrat der Grünen. Er könne den ständigen Verweis auf die angebliche Musterstadt „nicht mehr hören.“ Fremd sollte sich mal hinterfragen, ob vielleicht nicht er selbst „auf dem Holzweg“ sei.

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