Schopfheim-Enkenstein Baustellen-Zwist schwelt noch immer

Gudrun Gehr
Wegen einer Hochwasser-Baustelle war ein Teil Enkensteins im vergangenen Jahr vom übrigen Dorf abgeschnitten. Foto: Anja Bertsch

Der Hochwasserschutz war einmal mehr Thema im Enkensteiner Ortschaftsrat. Hochgespült wurde dabei auch nochmal der Zwist um die Baustelle mitten im Dorf, der die Bürgerschaft Ende vergangenen Jahres gespalten hatte.

Als Referent war Remko Brouwer vom Tiefbauamt Schopfheim und Leiter der Maßnahmen eingeladen.

Ein Bürger erkundigte sich nach dem Grundstück beim Rathaus, wo der Gresgerbach im Zuge der Ausgleichsmaßnahmen etwas zu großzügig aufgeweitet wurde. Remko Brouwer erläuterte, dass hier mit Steinen bereits teilweise wiederaufgefüllt wurde. Weitere Auffüll-Maßnahmen sollen bei Bedarf in Absprache mit möglichen Kaufinteressenten ergriffen werden.

Der Bürger erkundigte sich weiterhin, was mit dem Versprechen der Stadt Schopfheim für die Einrichtung eines Parkplatzes im Unterdorf während der Baustellensperrung geschehen sei. Dieses Versprechen habe sich nicht erfüllt und sei wohl „versandet“. Brouwer meinte, dass die damalige Baustellensperrung zügig beendet werden konnte, sodass sich die Einrichtung eines Parkplatzes erübrigt habe.

Große Enttäuschung

Zur Erinnerung: Ab September war die zentrale Kreuzung im Dorf wegen Bauarbeiten in Sachen Hochwasserschutz mehrere Wochen lang gesperrt; die Bewohner des Oberdorfs – oder zumindest der motorosierte Verkehr – waren dadurch vom Rest des Dorfes abgeschnitten und gezwungen, lange Umweg nach Zell oder Schopfheim in Kauf zu nehmen. Die Diskussionen im Dorf waren scharf, die Fronten verhärrtet.

In den Äußerungen einer weiteren Besucherin des Ortschaftsrates wurde deutlich, dass die Verärgerung einiger Bewohner des Oberdorfes nach der Baustellensperrung unverändert groß ist. Der Bürgerin war es ein Anliegen, mitzuteilen, dass sich nicht alle betroffenen Anwohner – es handelte sich um rund 50 Personen – danebenbenommen hätten. Das Wegräumen der Sperrungen gehe aufs Konto einer Minderheit. Nunmehr seien aber alle Anwohner „über einen Kamm geschoren worden“.

Kritik am Bürgermeister

Bei der Auseinandersetzung sei es nicht um die Person der Ortsvorsteherin gegangen. Die Bürgerin kritisierte ferner den Schopfheimer Bürgermeister Dirk Harscher, der bei seiner Rede beim Neujahrsempfang in Langenau „noch Öl ins Feuer gegossen habe“. Mit betroffenen Bürgern habe er nicht gesprochen, er habe genauso wenig wie die Ortsvorsteherin interveniert, sondern den Streit noch mehr angeheizt. Von den Besuchern erhielt die Bürgerin Applaus.

Remko Brouwer nahm hierzu Stellung: Die Ortsvorsteherin habe sich stets für den Ort eingesetzt und immer die Belange des Dorfes im Blick gehabt. Sie habe sich stark für die Umsetzung des Hochwasserprojektes engagiert. In Sachen Baustellensperrung hätte es jedoch keine Alternative zur Absperrung des Teilbereichs gegeben.

Arbeiten fortgeschritten

Brouwer berichtete, daß ganz aktuell die Anschlüsse zum Auslauf des Rohres gefertigt wurden. Das Rohr sei nun im Notfall bereits einsatzbereit. Nunmehr muß die Straße wieder hergestellt werden, auch Ausgleichsmaßnahmen müssen erfolgen. Der Aushub muß beseitigt und eine Streuobstwiese angelegt werden.

Am Ende des Gresgerwegs werde es innerhalb der nächsten zwei bis drei Wochen weitere Einschränkungen geben, es könne auch kurzfristig zu Vollsperrungen kommen. Vorerst bekommt Enkenstein einen provisorischen Straßenbelag. Nach der Sanierung der L 139 aus Richtung Langenau gehen die endgültigen Feinbelagsarbeiten weiter auf der Ortsdurchfahrt Enkenstein bis zum Ortsende in Richtung Wieslet.

Neue Bushaltestellen

Eine neue Bushaltestelle in Richtung Langenau wird an der L 139 in Höhe des ehemaligen und zwischenzeitlich abgerissenen Hauses Leonhard eingerichtet, gegenüber wird ein Gehweg installiert. Ein Zebrastreifen sei aus rechtlichen Gründen nicht zulässig. Für Busse aus Richtung Langenau wird eine neue barrierefreie Bushaltestelle an der Verkehrsinsel am Lachsgrabenweg eingerichtet.

Einige Bürger kritisierten, daß die Tempo 30-Zone von vielen Fahrzeuglenkern wohl nicht ernst genommen werde und diese mit erhöhter Geschwindigkeit durch den Ort „bretterten“.

Enormer Schaden fürs Dorf

Das Schlusswort ergriff Ortsvorsteherin Eva Brutschin, welche den Brandbrief der betroffenen Bewohner des Oberdorfs an die Behörden und eine unsachliche Veröffentlichung zum Rathausverkauf in der „Fasnachtszittig“ kritisierte. Sie sagte: „Dies bewirkt nur, dass sich hier niemand ernsthaft um den Erwerb des Rathauses bemüht.“

Nach mehrmaligen Prüfungen sei bei den Bauträgern Stadt und Landratsamt entschieden worden, dass die Sperrung bleiben müsse. „Daran habe ich mich gehalten, hier gab es keine Chance zur Gegenwehr.“ Die Beseitigung der Sperrung sei ein „Angriff auf die Demokratie“ gewesen – „das waren keine Kleinigkeiten, sondern Straftaten“. Brutschin abschließend: „Dies hat dem Dorf enorm geschadet.“

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