^ Erzeugergemeinschaft Gersbach: Mitbegründer verabschiedet sich - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Erzeugergemeinschaft Gersbach Mitbegründer verabschiedet sich

MT

Auf das vergangene Jahr und auch auf die Anfänge blickten die Teilnehmer der Hauptversammlung der Vereine Bergland und der Erzeugergemeinschaft Gersbach zurück. Mit Rolf Strohm verabschiedete sich einer der Initiatoren aus dem Vorstand.

Rolf Strohm hatte die Fleischdirektvermarktung im Jahr 1989 gemeinsam mit Pfarrer Gerhard Trautwein und fünf Landwirten aus der Taufe gehoben und seither eng begleitet, teilt der Verein mit.

Rückblick

Bei der Hauptversammlung erinnerten Vorsitzender Martin Bechtel und Schriftführerin Andrea Meyer an die Geschehnisse des vergangenen Vereinsjahrs, in dem die regionalen Schlachtmöglichkeiten und das Weidefest herausragten. Dieses habe auch wegen des Brauchtumsumzugs viel Zuspruch erfahren. Dass noch einmal ein so großer Umzug stattfinden konnte, sei das Verdienst von Willi Greiner. Er habe viel Zeit und Kraft dafür eingebracht und große Verantwortung übernommen, betonte Bechtel und überreichte sowohl ihm als auch Schriftführerin Andrea Meyer und der Rechnerin Sabrina Apfel-Zimmermann Präsente für deren vielfältige Arbeit.

Schlachthof

Bechtel berichtete auch vom jüngsten Treffen von Vertretern der Firma Hieber, des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), regionaler Metzger und der Erzeugergemeinschaft Gersbach wegen der Übernahme des Schlachthofs Schönau durch eine Gesellschaft, an der neben drei Metzgern aus der Region auch die Direktvermarktung über eine Mindesteinlage beteiligt wäre. Martin Bechtel und Martin Weißlämle von Hieber erläuterten, dass das Vorhaben unter anderem rechtlich und im Blick auf seine Wirtschaftlichkeit hin geprüft worden sei. Es gebe genug Auslastung für den Betrieb. Hieber würde gegebenenfalls auch die Zerlegung in Schönau vornehmen lassen. Der BLHV, der Landkreis und der Schönauer Gemeinderat ständen hinter dem Erhalt des Schlachthofs. 46 der 47 anwesenden Mitglieder stimmten für eine Beteiligung an der Gesellschaft, die noch zu gründen ist. Martin Weißlämle begrüßte das positive Signal der Mitglieder. Das stärke die Regionalität und passe zu dem steigende Kundeninteresse am regionalen Angebot der Erzeugergemeinschaft, so der Verein.

Wahlen

Bei den Wahlen wurden Schriftführerin Andrea Meyer sowie Peter Krumm und Christian Waßmer als Vorsitzende im Dreierteam ebenso einstimmig wiedergewählt wie die drei Aktiv-Beisitzer Martin Hasler, Michael Kiefer und Rainer Jost. Nicht mehr zur Wahl als Passiv-Beisitzer stand der 85-jährige Rolf Strohm.

Ehrung

„Es tut allen Mitgliedern im Herzen weh, eine Persönlichkeit wie Rolf Strohm aus dem Vorstand zu verabschieden“, sagte Vorsitzender Martin Bechtel unter lang anhaltendem Beifall, als er Rolf Strohm ein Präsent überreichte, verbunden mit den allerbesten Wünschen für seine Gesundheit.

Die Anfänge

Strohm dankte für die Anerkennung und bekannte, dass ihm der Verzicht auf eine erneute Kandidatur schwer gefallen sei, schließlich habe er die Vermarktungsinitiative von Anfang an intensiv und gerne begleitet. Angefangen habe alles in den 80er Jahren mit den Seminaren der Kirchengemeinde Gersbach unter Leitung von Pfarrer Gerhard Trautwein, bei denen es um praxistaugliche Möglichkeiten zum organisch-biologischen Landbau ging.

Teilgenommen hätten damals neben zahlreichen Landwirten aus der Region auch kommunalpolitisch tätige Bürger, die mit den vielfachen Herausforderungen in der Höhenlandwirtschaft vertraut waren und – wie er selbst – zusätzlich auch die touristischen Interessen an einer gepflegten Erholungslandschaft einbrachten.

Die Fleischpreise seien damals in den Keller gerutscht. Die meisten Landwirte hätten nur kleine Viehbestände gehabt und seien dem Preisdiktat der Viehhändler ausgeliefert gewesen.

Von den Ämtern sei ebenso wenig Hilfe zu erwarten gewesen wie vom damaligen Bauernpräsidenten, der „vor allem die Interessen der Großagrarier bedient“ habe. Und auf europäischer Ebene hätten nur Betriebe Fördergelder erhalten, die der Devise „Wachse oder weiche“ Folge leisteten. Die meisten Höhenlandwirte seien nur schwer über die Runden gekommen.

In dieser problematischen Gemengelage habe man überlegt, ob man über Eigeninitiativen die Lage bessern könne, statt nur weiter Hilfe von „oben“ einzufordern. Nach mühsamen Recherchen habe man schließlich erste Gehversuche zur Selbstvermarktung im Gersbacher Schlachthaus unternommen. Es habe Rückschläge gegeben. Letztlich sei das Durchhaltevermögen der beteiligten Landwirte aber belohnt worden, insbesondere, als es zu einer Kooperation mit Hieber kam.

Strohm wünschte der Vermarktungsinitiative, dass das in der Kooperation gewachsene gegenseitige Vertrauen ebenso erhalten bleibt wie das der Kunden. Zum Schluss dankte Strohm der aktuellen, „sachlich, kooperativ und zielstrebig arbeitenden Vereinstruppe“, in der er sich „sehr wohl gefühlt“ habe.

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