^ Etappe in Schopfheim: Radschnellweg ist aufgespurt - Schopfheim - Verlagshaus Jaumann

Etappe in Schopfheim Radschnellweg ist aufgespurt

Anja Bertsch
Lörrach (Bild) hat längst eine, Hausen bekommt sie bald – und auch für Schopfheim gibt es nun entsprechende Pläne: Eine Fahrradstraße Foto: Kristoff Meller

Eine komfortable und schnelle Verbindung für Radfahrer im Wiesental: Das ist das Ziel des Radschnellwegs RS7. Im Gemeinderat wurde nun die aktuelle Trassenführung für Schopfheim vorgestellt.

Anfangs- und Endpunkt der geplanten Verbindung sind klar: Schopfheim und Basel. Wie genau die Velofahrer allerdings von S. nach B. – und an die Orte dazwischen – kommen, ist seit Jahren Gegenstand intensiver Diskussionen. Auch für die Etappe rund um Schopfheim hat sich die Streckenführung gegenüber den ersten Ideen verändert, auf Grundlage von Anregungen und Einwände der Kenner vor Ort. Die aktuelle „Vorzugstrasse“ wurde am Montag von Vertretern des Landratsamts im Gemeinderat vorgestellt.

Die Route

Der Einstieg in den RS7 aus Richtung Hausen kommend ist am Fahrnauer „Hirschen-Kreisel“ (Haupstraße/Kürnberger Straße) geplant. Über Blasi- und Roggenbachstraße soll die Route etwa 1,5 Kilometer durch Fahrnau bis an die Himmelreichstraße heranführen.

Diese Etappe soll als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Heißt: Fahrräder haben Vorrang und dürfen auch nebeneinander fahren. Autos sollen allerdings weiter erlaubt sein. Es gilt (wie jetzt bereits) Tempo 30, zugleich ist die Straße aber vorfahrtsberechtigt. Die Parkbuchten können erhalten bleiben, Parken auf der Straße wird aber nicht mehr erlaubt sein.

Einen (Gedanken)sprung weiter, soll die Trasse vom Kreisel Schwarzwald-/Hebelstraße ebenfalls in Form einer Fahrradstraße über Schwarzwald- und weiter über Belchenstraße, Blauenstraße und nochmals über Belchenstraße führen, um auf dieser (bzw. dem Landwirtschaftsweg, auf den diese mündet) dann aus Schopfheim herauszuführen – und hier dann auch den Anschluss an die „Maulburger Etappe“ zu finden. Dafür ist es nötig, dass der Radweg die Bahnlinie quert; geplant ist hierfür ein eigenes „Ingenieursbauwerk“ (sprich: Brücke oder Unterführung) wenige Meter hinter dem bereits existierenden Bahnübergang Hohe Flum-Straße.

Blinder Fleck

Während die Streckenführung durch Fahrnau und dann wieder ab Kreisel Schwarzwald/Hebelstraße klar ist, ist noch unklar, wie die beiden Etappen verbunden werden sollen. Hauptproblem ist, dass dafür irgendwie die Bahnlinie überquert werden muss. Zur Auswahl stehen drei Übergänge (Himmelreich-, Wehrer – oder Hebelstraße); das wiederum ist Ausgangsmaterial für vier Varianten, die die Planer ausgeknobelt haben, um den Lückenschluss – Luftlinie sind es gerade einmal 300 Meter – zu schaffen. Die Entscheidung darüber, welche es denn werden soll, ist bis auf Weiteres vertagt – „aufgrund der Komplexität vieler in diesem Korridor zusammenlaufenden Planungen (Ausbau Wiesentalbahn, Bebauungsplan Kohlengässle, Verkehrskonzept) sowie unterschiedlicher Nutzungsansprüche aller Verkehrsarten.“

Wesentliche Änderungen

Gegenüber den letzten Plänen gibt es zwei wesentliche Änderungen, die sich auch Erkenntnissen aus dem parallel laufenden Verkehrskonzept verdanken, wie in der Sitzung betont wurde. In Fahrnau etwa war ursprünglich eine Führung über die Hauptstraße geplant; mit der Verlegung auf Blasi-/Roggenbachstraße berücksichtige man den mit über 6000 Fahrzeugen täglich hohen Verkehrsdruck auf der Hauptstraße; auf der Parallelroute sei er nur halb so hoch.

Im Ortszentrum sollte der Radweg an der Bahnlinie entlang über die Bannmattstraße führen statt wie nun geplant über die Schwarzwaldstraße. Die kann mit täglich 4000 Fahrzeugen zwar auch nicht gerade als verkehrsberuhigt gelten; die Planer zeigten sich aber zuversichtlich, dass sich der Verkehr auf ein für eine Fahrradstraße verträgliches Maß herunterdimmen lasse. Einen Beitrag werde die Schließung des Krankenhaus leisten; weiteres könne über sonstige Maßnahmen erreicht werden.

Großer Bedarf

Grundsätzlich zeigten die Verkehrszählungen, dass es in Schopfheim ein „wirklich hohes Potenzial an Radverkehr gibt“, wie der zuständige Planer betonte. Aus Hausen etwa wurden an einem Herbsttag über 1200 Radler am Tag gezählt; Befragungen ergaben zudem, dass es schon heute weiträumige Fahrbeziehungen zwischen Zell und Maulburg gibt. „Viel Potenzial – und viel Bedarf“, fasste der Planer zusammen. Weitere Erhebungen zeigten: „Die Trasse passt zur heutigen Situation – dazu, wie der Radverkehr ohnehin schon verläuft.“ .

Einordnungen der Verwaltung

Der erste Landesbeamte Ulrich Höhler nutzte die Gelegenheit, im Gemeinderat eine Lanze für Radschnellverbindung und die anvisierte Trassenführung zu brechen: Grundsätzlich richteten sich die Pläne nicht gegen etwas, sondern stünden für eine Ausweitung des Angebots umweltschonender Mobilitätsformen; der RS7 sei das „Rückgrat eines kommunalen Radverkehrsnetzes.“ Bürgermeister Dirk Harscher flankierte: „Wir wollen ein klares Signal: Ja zum Umdenken, wie man Kurz- und Mittelstrecken fährt. Mit dem Rad – und zwar sicher.“ Vom Gemeinderat bekam die Vorzugsvariante 14 Ja-, zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen.

Stimmen aus dem Gemeinderat

Wohlwollen im Großen und Ganzen, kritische Anregungen im Detail: So war die Stimmungslage der Gemeinderäte zum RS7.

Kita und Elternatxi

Verbesserungsbedarf sahen Peter Ulrich (SPD) und Sven Hendrik Wünsch (Freie Wähler) mit Blick auf die Kita im Lus: 24 eingezeichnete Parkplätze fielen dort unter anderem für den Hol- und Bringverkehr weg, wenn die Blauenstraße zum Radschnellweg umdeklariert würden. Alternativ-Vorschlag Ulrichs: Die Route auf der parallel verlaufenden Belchenstraße weiterführen und den Kanal mit einer Brücke queren.

Parken

Apropos Parken: Werden Blasi-, Roggenbach- und Schwarzwaldstraße zur Fahrradstraße umdeklariert, ist dort kein Parken auf der Fahrbahn mehr erlaubt. Zwar seien dort keine eingezeichneten Parkplätze betroffen – praktisch genutzter Parkraum aber eben doch, merkte Wünsch an.

Anbindung

Kaum der gelebten Praxis entspreche der Startpunkt des RS7 am Hirschenkreisel, so Wünsch weiter: Aus Hausen führen die meisten doch entlang der Wiese. Suboptimal auch die Anbindung auf der anderen Seite in Richtung Maulburg, wo für teuer Geld eine Bahnüber- oder -unterquerung gebaut werden müsste: „Wir halten es für zumutbar, dass die Radler den vorhandenen Bahnübergang (Hohe Flum-Straße) nutzen“, so Ulrich.

Kosten und Grundsätzliches

Letztlich gelinge es angesichts der Bedingungen eben nicht, eine echte Fahrradschnellstraße ins Werk zu setzen, ging Wünsch ins Grundsätzliche: „Eigentlich können Radfahrer die Trasse doch jetzt schon fahren. Ich weiß nicht, ob der tatsächliche Mehrwert das viele Geld rechtfertigt, das hier ausgegeben wird.

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