Evonik Konzernumsatz sinkt um 17 Prozent

pm
Der Evonik-Standort Rheinfelden ist zweigeteilt und liegt direkt am Rhein. Foto: Evonik Industries AG

Der Spezialchemiekonzern, der auch in Rheinfelden vertreten ist, will schlanker werden und in Deutschland 1500 Stellen abbauen.

Die Firma Evonik hat im Jahr 2023 die im Sommer reduzierte Prognose trotz des anhaltend ungünstigen Umfelds erreicht. Das bereinigte EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte) des Spezialchemiekonzerns lag nach Unternehmensangaben bei 1,66 Milliarden Euro und damit innerhalb der angestrebten Spanne von 1,6 bis 1,8 Milliarden. Der Konzernumsatz sank um 17 Prozent auf 15,3 Milliarden Euro, wie der Konzern im Nachgang seiner Bilanzpressekonferenz am Montag verlauten ließ.

Konzern wird umgebaut

„Die vielen Krisen weltweit haben uns das Ergebnis verhagelt“, sagt Christian Kullmann, Vorsitzender des Vorstandes. „Insgesamt sind wir noch mit einem blauen Auge davongekommen. Das verdanken wir vor allem den großen Kraftanstrengungen aller Beschäftigten. Die Rahmenbedingungen werden jedoch nicht leichter, daher werden wir unseren grundlegenden Konzernumbau fortsetzen.“

Der Fokus auf das Liquiditätsmanagement hat sich Evonik zufolge als sehr erfolgreich erwiesen. Auf Jahressicht lag der Free Cashflow (also die Summe der Mittel, die dem Unternehmen nach allen Ausgaben innerhalb einer Periode frei zur Verfügung stehen) bei 801 Millionen Euro und damit sogar noch über dem Vorjahreswert. Dies liege vor allem am umsichtigen Management des Nettoumlaufvermögens und Disziplin bei den Investitionen, wie aus der am Montag veröffentlichten Mitteilung von Evonik hervorgeht.

„In schwierigen Zeiten gilt es zuallererst das Geld zusammenzuhalten“, wird Maike Schuh, Finanzvorstand von Evonik, darin zitiert. „Wir haben unsere Handlungshoheit bewahrt. Das war bisweilen schmerzhaft, aber es war auch erfolgreich. Daher werden wir diese Maßnahmen im laufenden Jahr fortsetzen.“

Unveränderte Dividende

Der Vorstand werde der Hauptversammlung am 4. Juni vorschlagen, die jährliche Dividende unverändert bei 1,17 Euro je Aktie zu belassen. Dies entspreche einer hoch attraktiven Dividendenrendite von etwa sieben Prozent, wie der Konzern mitteilt.

Die Verkaufsmengen reflektierten die ungünstigen Rahmenbedingungen. Sie sanken Evonik zufolge im vergangenen Jahr um acht Prozent, die Preise um drei Prozent.

Unter dem Strich weist Evonik im Jahr 2023 ein Konzernergebnis von minus 465 Millionen Euro aus. Dieser Wert wurde von außergewöhnlich hohen Wertminderungen und Belastungen aus Strukturmaßnahmen geprägt, die bereits nahezu vollständig in den ersten drei Quartalen berücksichtigt wurden. Im Vorjahr hatte das Konzernergebnis 540 Millionen Euro betragen.

Keine Erholung erwartet

Für das Jahr 2024 erwartet Evonik bisher keine echte konjunkturelle Erholung. Sachinvestitionen werden auf etwa 750 Millionen Euro begrenzt. Das bereinigte EBITDA soll auf 1,7 bis zwei Milliarden Euro steigen, bei einem Umsatz von 15 bis 17 Milliarden Euro.

Streichen, wo es geht

„Wir dürfen uns auch bei leichten Erholungssignalen nichts vormachen: Was wir derzeit erleben, ist keine konjunkturelle Schwankung, sondern eine massive, konsequente Veränderung unseres wirtschaftlichen Umfelds“, sagt Kullmann. „Darauf reagieren wir mit einer dauerhaften Veränderung unserer Organisationsstruktur im Rahmen des Programms ‚Evonik Tailor Made‘.“

Zu Beginn wurden in den vergangenen Monaten zunächst sämtliche Strukturen und Abläufe im Unternehmen umfangreich analysiert. Die erste Phase ist jetzt abgeschlossen. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird eine neue Zielorganisation entworfen, die bis Ende 2026 etabliert werden soll. Auf administrative Aktivitäten, die nicht direkt das Geschäft unterstützen, will Evonik künftig, wo immer möglich, verzichten. Zugleich sollen wesentliche Aufgaben in der neuen Struktur konsequent gebündelt werden. Die Anzahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands werde auf maximal sechs reduziert, zugleich würden Prüf- und Freigabeverfahren erheblich beschleunigt, teilt das Unternehmen mit.

Stellenabbau

Im Ergebnis soll Evonik damit schlanker, schneller und deutlich günstiger werden. Weltweit sollen bis zu 2000 Stellen entfallen, davon überproportional viele Führungspositionen. Der größte Teil dieser Anpassung entfällt nach Unternehmensangaben mit rund 1500 Stellen auf Deutschland. Evonik rechnet damit, dass die jährlichen Kosten nach Abschluss des Programms 2026 um rund 400 Millionen Euro niedriger liegen werden. Diese Einsparungen entfallen zu rund 80 Prozent auf Personalkosten und zu rund 20 Prozent auf Sachkosten. Erste Effekte sollen sich bereits im laufenden Jahr positiv auswirken.

Wie der geplante Stellenabbau im Detail sozialverträglich gestaltet wird, werden Vorstand und Mitbestimmung in den kommenden Wochen verhandeln, wie es in der Mitteilung des Spezialchemiekonzerns abschließend heißt.

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