Fahrnauer Post Stadt verschärft den Tonfall

Anja Bertsch
Einzige Post-Anlaufstelle für ganz Schopfheim – und entsprechend gut besucht: Die Filiale im Bahnhof Foto: Anja Bertsch

Die Stadt ist nicht mehr bereit, sich von der Post in Sachen Fahrnauer Filiale vertrösten zu lassen: In einem scharfen Schreiben fordert sie die Post selbst wie die Bundesnetzagentur zum Handeln auf.

Wie die Stadt mitteilt, hat der Technische Beigeordnete Thomas Schmitz die Deutsche Post und die Bundesnetzagentur als zuständige Aufsichtsbehörde in einem Anschreiben dringend dazu aufgefordert, „im Sinne des §2 der Postdienstleistungsverordnung“ zu handeln und dafür zu sorgen, dass in Fahrnau wieder eine Postfiliale Einzug hält; im betreffenden Paragrafen sind unterm Stichwort „Nicht-Diskriminierung“ „die Qualitätsmerkmale der Briefbeförderung“ hinterlegt. Man sei „nicht mehr bereit, sich vertrösten zu lassen“, wird das Büro des Beigeordneten in der Mitteilung der Stadt zitiert.

Monatelange Hängepartie

Tatsächlich zieht sich die Angelegenheit nun seit über zehn Monaten, und es ist beileibe nicht das erste Schreiben, das aus dem Schopfheimer Rathaus in Richtung Post verschickt wird. Bis jetzt allerdings ohne greifbares Ergebnis. Immerhin: Mittlerweile sei die Bundesnetzagentur in Aktion getreten und prüfe den Fall, erläutert der städtische Pressesprecher Marcus Krispin auf Nachfrage unserer Zeitung.

Tonfall wird schärfer

Ausdrücklich spricht die Stadt in ihrer Mitteilung von einem „Streit“ mit den zuständigen Einrichtungen; der Tonfall habe sich zwischenzeitlich deutlich verschärft, so Krispin. Auch wenn die Stadtverwaltung formal nicht zuständig sei, stehe man „selbstverständlich für die Interessen der Bürger Schopfheims bei den zuständigen Behörden ein“.

Zum Hintergrund: Seit zehn Monaten gibt es in Fahrnau keine Postfiliale mehr. Bis dahin hatte der Betreiber eines Geschäfts in der Werderstraße die Dienstleistungen angeboten – die Zusammenarbeit mit der Post dann aber aufgekündigt: Der große Aufwand für die Postgeschäft hatte sich nicht mehr gerechnet; die Post sei nicht bereit gewesen, die Konditionen zu verbessern, so der Betreiber damals.

Vergebliche Partnersuche

Die Post würde das in ihren Augen bewährte Modell – über einen Partner die Postdienstleistungen vor Ort anzubieten – in Fahrnau gerne fortführen, findet aber offenbar keinen neuen Geschäftspartner: „Für die von der Post favorisierte Lösung konnte diese bislang niemanden gewinnen“, heißt es dazu aus dem Büro des Technischen Beigeordneten. Nun fordere man von der Post, eine eigene Filiale zu eröffnen, um den „Verpflichtungen gegenüber der Bürgerschaft gerecht zu werden.“

Eigene Filiale gefordert

Eine geeignete Immobilie sei bereits gefunden, hatte der Technische Beigeordnete im Gemeinderat Ende Februar erklärt; das Landratsamt habe die Post aufgefordert, eine Nutzungsänderung zu beantragen. Warum das bis dahin nicht geschehen war, blieb damals offen.

Die Post selbst hatte im Sommer vergangenen Jahres versucht, die damals neu eröffnete Filiale im Schopfheimer Bahnhofsgebäude als Ersatz für die wegfallende Fahrnauer Filiale zu verkaufen. Der Standort in der Innenstadt indes ist aus Sicht vieler Fahrnauer mit Blick auf den deutlich längeren Weg kaum eine befriedigende Alternative. Tatsächlich muss in Gemeinden mit mehr als 4000 Einwohnern eine Filiale innerhalb von maximal 2000 Metern erreichbar sein; auf diese Vorschrift der Postdienstleistungsverordnung beruft sich auch die Stadt bei ihren Forderungen nach einer Filiale in Fahrnau. Je nach Adresse sind es von Fahrnau aus auch mal über drei Kilometer bis zum Schopfheimer Bahnhof.

Nur noch eine Post

Mittlerweile ist die Postfiliale im Bahnhof im Übrigen in der Argumentation der Post nicht nur Ersatz für die weggefallene Fahrnauer Filiale, sondern auch gleich noch für die zwischenzeitlich ebenfalls geschlossene Post im Pflughof. Diese war nach Ermittlungen gegen den Filialleiter ebenfalls im vergangenen Sommer aufgelöst worden.

In den ersten Verlautbarungen hatte die Post beteuert, auch hier einen Nachfolger zu suchen und die Pflughof-Post wiedereröffnen zu wollen. Wenige Wochen später jedoch kassierte das Unternehmen diese Zusage wieder. Als Argument diente dabei ausgerechnet die kurz vorher neu eröffnete und damals noch als Ersatz für Fahrnau deklarierte Dependance im Bahnhof. Deren Eröffnung hatte ja gerade wegen der Entfernung nach Fahrnau und wegen der Nähe zur (damals noch existierenden) Pflughof-Post für Stirnrunzeln gesorgt.

Post ändert Argumentation

Diese kritische Argumentation machte sich die Post nun ganz nonchalant zu eigen, um sie gegen eine Wiederbelebung der Pflughof-Post in Stellung zu bringen. „Eine weitere Filiale im Pflughof wäre wirtschaftlich unrentabel wegen der räumlichen Nähe“ zur Bahnhofspost, hieß es im Wortlaut in einer Stellungnahme zu den Gründen für die endgültige Schließung der Pflughof-Post.

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