Fischingen Ein Schmuckstück auf vier Rädern

Siegfried Feuchter

Udo Frank hat einen 88 Jahre alten DKW F2 Reichsklasse

88 Jahre hat der Dampfkraftwagen auf dem Buckel. Wenn Udo Frank aus Fischingen gelegentlich seinen DKW, ein Frontantriebswagen, Modell F2 Reichsklasse, aus der Garage holt und bei schönem Wetter durch die Gegend oder zum Einkaufen tuckert, dann zieht er mit seinem alten Gefährt viele staunende Blicke auf sich. Der Oldtimer mit seinen 600 Kubikzentimetern, seinen zwei Zylindern und 18 PS ist nicht nur eine Rarität, er verkörpert auch ein Stück Familiengeschichte. Es ist ein Erbstück, das der 79-Jährige mit Hingabe pflegt.

Von Siegfried Feuchter

Fischingen - Nur noch eine Handvoll dieses Kleinwagens mit Frontantrieb, der bis 1935 in Zwickau produziert wurde, gibt es in Deutschland. Erstzulassung war am 4. Juli 1934. Udo Franks Vater Ludwig, ein in der BASF Ludwigshafen beschäftigter Maschinenbau-Ingenieur, hatte damals den Wagen mit seinem Drei-Gang-Getriebe für 1200 Reichsmark gekauft. „Schon als Kind hatte mich dieses Auto fasziniert“, sagt Udo Frank, der in Mannheim aufgewachsen ist. Während des Zweiten Weltkriegs wurde auch die Stadt an Rhein und Neckar stark zerbombt, weshalb Ludwig Frank seine Frau und den kleinen Udo aus Sicherheitsgründen mit dem DKW nach Kulmbach in Oberfranken brachte. Dort lebten die Großeltern von Udo Frank. „Das war eine Zwei-Tagesreise“, erzählt der Oldtimer-Liebhaber, der seit 1990 in Fischingen lebt und beruflich als Diplom-Volkswirt bei der Suchard in Lörrach und bei Prognos Basel jeweils im Marketingbereich tätig war.

Von 1934 bis 1964 war der Wagen regelmäßig im Einsatz

Der DKW stand dann ein paar Jahre in Kulmbach in einer Scheune, ehe es 1953 wieder zurück nach Mannheim ging. Bis 1964 war der Wagen das Hauptauto der Familie Frank. Danach stand der Oldtimer meist in der Garage, denn er wurde kaum mehr benutzt. Nach dem Tod seines Vaters 1988 übernahm Udo Frank das Schmuckstück auf vier Rädern. Für ihn war sofort klar: Der Wagen musste umfassend restauriert werden, wenn das historische Auto, das in der leicht feuchten Garage gelitten hatte, fahrtüchtig bleiben sollte.

Auf der Suche nach einem Fahrzeugrestaurator war ihm ein Fernsehbeitrag im SWR behilflich. Dort kam Heinz Luthringshausen, erfolgreicher Motorradrennfahrer und Vorsitzender eines Motorradclubs, der in Otterbach bei Kaiserslautern ein Motorradmuseum betrieb, zu Wort. Dieser suchte nämlich als Leihgabe für das Museum ein Megola-Motorrad, das zwischen 1921 und 1925 gebaut wurde.

Megola-Motorrad als Leihgabe - im Austausch für die Restaurierung

Just so ein Motorrad hatte Udo Frank noch als Erbstück in seiner Garage stehen. Er nahm Kontakt zu Luthringshausen auf. Schnell wurde man sich einig. Der Fischinger gab sein Motorrad als Leihgabe fürs Museum, im Gegenzug musste der Motorradrennfahrer seinen DKW restaurieren. Luthringshausen zerlegte den Oldtimer in all seine Einzelteile und restaurierte ihn drei Jahre lang. 1992 kam das hochpolierte Kunstwerk auf Rädern wieder nach Fischingen – mit TÜV-Abnahme.

Nur bei schönem Wetter holt Udo Frank seinen Oldtimer aus der Garage, der in den 88 Jahren bislang 96 000 Kilometer gefahren wurde. „Der Wagen mit Seilzugbremse und Holzkarosserie als Besonderheit ist gar nicht einfach zu fahren“, sagt der Fischinger. In der Familie sei die 26-jährige Enkeltochter die einzige, die den außergewöhnlichen Wagen fahren könne. Der 79-Jährige hegt und pflegt seine Rarität. In der Garage wird stets eine Decke übers Auto gezogen, damit es nicht verstaubt. Schließlich will Udo Frank noch einige Jahre seine Freude und seinen Fahrspaß mit dem besonderen Auto haben.

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