Fischingen Mögliche Betroffene melden sich zu Wort

Weiler Zeitung
Beim Betriebsrundgang auf dem Hof Foto: Joachim Pinkawa Foto: Weiler Zeitung

Landwirtschaft: Gespräch mit Christoph Hoffmann zur Beschäftigung von Erntehelfern

Von Joachim Pinkawa

Fischingen. „Arbeitsminister Heil darf unsere Winzer und Landwirte nicht belasten“, lautet die Kernaussage zu dem Vorhaben von Arbeitsminister Hubertus Heil, dass der Zeitraum für die sozialversicherungsfreie Beschäftigung von Erntehelfern von 70 auf 50 Tage verkürzt werden soll. Bei einem Ortstermin in Fischingen beim Weingartenhof der Familie Denzer machte sich der FDP-Bundestagsabgeordnete Christoph Hoffmann vor Ort ein Bild.

Neben den Gastgebern Susanne und Georg Denzer nahmen an der Gesprächsrunde auch Geschäftsführer Stefan Fünfschilling vom Fünfschilling-Hof, Obstbaumeister und Betriebsleiter Kevin Brändlin vom Obsthof Brändlin in Huttingen, Verginiya Kaerger vom Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverband sowie Vorstandssprecher und Geschäftsführer Simon Schumacher vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern teil.

Der Status quo mit der gültigen 70-Tage-Regelung stellte sich für alle Beteiligten als notwendig und erhaltungswürdig heraus, da bei den handarbeitsintensiven Obst-, Gemüse- und Weinbaubetrieben die Ernteperioden und Feldarbeiten mehr als zwei Monate betragen. Damit würde die 50-Tagefrist diese Betriebe massiv treffen und in ihrer Existenz bedrohen und gefährden, da heute schon Helfer fehlen, um die Ernten vollständig einzufahren, hieß es.

Nach Schätzungen der Verbände und Betriebe würden für die kurze mögliche Arbeitsdauer viele Erntehelfer gar nicht mehr anreisen, und Ernteverluste von bis geschätzten 20 Prozent könnten entstehen. Eine Beibehaltung der dreimonatigen kurzfristigen Beschäftigung sichere nicht nur die Erzeugung von hochwertigem Obst und Gemüse aus der Region, sondern reduziere auch den enormen Verwaltungsaufwand deutlich und ermögliche den Anreiz, die Beschäftigungen überhaupt anzunehmen.

„Durch die neue Regelung würden lediglich die Sozialkassen aufgebläht, aber die Betriebe hätten das Nachsehen, was politisch und wirtschaftlich nicht verständlich ist, da es an der Realität völlig vorbei geht“, äußerte sich Fünfschilling kritisch. Brändlin meinte: „Früher war der größte Unsicherheitsfaktor für uns Produzenten das Wetter, heute ist es die Politik.“

„Wir brauchen Planungssicherheit, damit wir die Investitionen, die teilweise allein im Maschinenbereich in die Hunderttausende gehen, wirtschaftlich auf ein gesundes Fundament stellen können“, erklärten Susanne und Georg Denzer. Zu dem würden gerade die Erntehelfer gehören, denn die Ernte müsse, um auch im internationalen Wettbewerb künftig weiter bestehen zu können, nicht nur kostengünstig, sondern vollständig und zeitkonform eingebracht werden.

Hoffmann bedankte sich für die Einblicke und Eindrücke „aus der Praxis für die Politik“. Ein entsprechender Antrag, den Hoffmann und einige weitere Abgeordnete sowie die FDP-Fraktion bereits formuliert haben, soll im Bundestag eingebracht werden, um die Neuregelung der 70-Tage-Begrenzung auf eine 50-Tage-Begrenzung nach der zum Jahresende regulär auslaufenden Übergangsfrist nicht wirksam werden zu lassen.

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