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Fischingen Tolle Weine trotz schwieriger Umstände

Jutta Schütz
Das vergangenen Weinbaujahr stellte die Winzer einmal mehr vor Herausforderungen. Foto: Daniel Hengst

Das Wetter stellt die Winzer schon immer vor Herausforderungen, die aber zunehmend mit Krankheiten und Schädlingen zu kämpfen haben. Indes verabschiedet sich Weinbauberater Hansjörg Stücklin, der seinen Nachfolger Joscha Mattmüller vorstellt.

2023 war für den Weinbau ein Jahr mit besonderen Herausforderungen. Insbesondere an die „Omega-Wetterlage“ Anfang September, die Weinbauberater Hansjörg Stücklin als Wetterdatei bei der Winzerversammlung in der Läufelberghalle präsentierte, konnten sich die vielen Winzer deutlich erinnern. Der Weinbauberaterverabschiedete sich aus dem Berufsleben und stellte seinen Nachfolger Joscha Mattmüller vor.

Stücklin überließ die Präsentation mit Rückblicken auf das Weinjahr Joscha Mattmüller. Wieder einmal verzeichnete der Weinanbau einen sehr warmen bis heißen Sommer. Einige Unwetter und größere Hagelschläge kamen hinzu.

Die Winterniederschläge im Januar und Februar 2023 waren unterdurchschnittlich, erst im März regnete es mehr. Zugleich war es zu warm für die Wintermonate. Der April wiederum war zu kalt. „Das führte dazu, dass der Austrieb am 24. April dann doch fast normal war“, bemerkte Mattmüller. Der Mai war warm, der Juni und Juli waren heiß. Es gab viel austrocknenden Wind. Einer schnellen, guten Blüte folgte eine schnelle Beerenentwicklung. „Wir beobachten eigentlich seit dem Jahr 2000 diese starken Ausschläge bei der Vollblüte, die teils über drei, vier Wochen von Ende Mai bis Mitte Juni je nach Jahr schwanken können“, verdeutlichte Mattmüller.

Im Juli gab es mehrere Niederschläge, der August begann eher kühl, „zur Monatsmitte wurde es heiß und dann folgte ein großes Hagelunwetter und Starkniederschlag am 24. August“, sagte Mattmüller. Danach nahm das Beerenvolumen durch die hohe Feuchtigkeit im Boden stark zu und die Winzer mussten die Essigfäule im Auge behalten.

Die ungewöhnliche Septemberhitze und der bis zur Monatsmitte schöne Oktober sorgten dann für schöne Lesebedingungen, die aber wegen der Essigfäule auch stressig waren“, fuhr der neue Weinbauberater fort und lobte: „Wir haben ein sehr zufriedenstellendes Herbstergebnis auch wegen der topp gepflegten Anlagen – ins besondere die jungen Weine sind toll“.

Krankheiten und Schädlinge

Die Graufäule, Schlauchpilz Botrytis, musste bekämpft werden, ebenso der falsche Mehltau, Peronospera, und Oidium, der echte Mehltau. „Letzterer ist mittlerweile so etwas wie eine Leitkrankheit, oft tritt Oidium bei Rebanlagen auf, die an Waldränder angrenzen“, schilderte Mattmüller weiter. Die Kirschessigfliege (KEF) sei nicht verschwunden. Bis zu dem Unwetter am 24. August sei der Schädling, wie die heimische Essigfliege (HEF), eher „zurückhaltend“ in den Weinanlagen gewesen. Nach dem Unwetter gab es beschädigte Trauben und damit Angriffsfläche für die KEF und sich bildende Fäulnisnester. „Der Obstbau war aber viel mehr betroffen“, informierte Mattmüller. Sowohl Weinbauberater und Winzer begrüßen die vielen Niederschläge seit Oktober. „Dass es schon seit Mitte Oktober so viel und auch gleichmäßig regnet, tut Boden und Grundwasser gut“, urteilte Stücklin.

Glyphosat-Nutzung

Dass die EU-Kommission die Zulassung von Glyphosat für zehn Jahre verlängert hat, wurde von den Weinbauberatern eher begrüßt, da es hier immer noch keine gute Alternative gibt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beschloss als Folge eine Glyphosat-Eilverordnung, mit der das Anwendungsverbot von Pflanzenschutzmitteln mit Glyphosat bis zum 30. Juni ausgesetzt wird. Die Weinbauverbände bemühen sich um eine weitere Genehmigung. In Baden-Württemberg gelten die Vorgaben des Bio-Diversitätsgesetzes. Das Anwendungsverbot von Glyphosat in Wasserschutz- und Quellschutzgebieten bleibt bestehen.

Abschied

Im Anschluss an den Vortrag bot Hansjörg Stücklin einen großen Rückblick auf seine 31 Jahre in der Weinbauberatung. Insbesondere bei der Bearbeitung der Rebanlagen, im Rebschutz, der Wiederetablierung des Gutedels und der Arbeitswirtschaft habe sich viel getan, fasste er zusammen. Zudem gab es einige ganz außergewöhnliche Jahre und Wetterereignisse, die er in Erinnerung rief. Stücklin erhielt für seine Arbeit sehr viel anerkennenden Beifall. Ulrich Höferlin als Vorstandsvorsitzender der Markgräfler Winzer überreichte ihm im Namen aller Winzer einen Geschenkkorb.

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