Flüchtlingsunterbringung Peter Palme enttäuscht über Absage

Verena Wehrle
Geänderte Pläne: Flüchtlinge werden nun vorerst doch nicht in den Fessmann-Hallen untergebracht. Foto: /MT-Archiv

Das Landratsamt hat die Flüchtlingsunterbringung in den Fessmann-Hallen kurzfristig zurückgestellt. Der Zeller Bürgermeister Peter Palme zeigt sich ziemlich verärgert und überrascht über diese spontane Wendung.

Kurzfristig hat sich der Landkreis nun doch gegen eine Unterbringung von Flüchtlingen in den Hallen der ehemaligen Zellaerosol von Thilo Fessmann entschieden. Dies gab das Landratsamt am Freitagmittag bekannt (wir berichteten). Am Dienstagabend, 18. März, hätte eigentlich eine Bürgerinformation zur Unterbringung in Zell stattfinden sollen. Doch auch diese ist nun abgesagt. Und das nach monatelangem Ringen um einen geeigneten Standort?

Damals, als die Suche nach einem Standort in Zell begann, sei man noch sehr unter Druck gestanden, was die Flüchtlingszahlen anging, erklärt Torben Pahl, Pressesprecher des Landratsamtes, auf Nachfrage unserer Zeitung.

Kein Druck mehr

Aktuell seien die Flüchtlingszahlen weiter gesunken. „Wir haben den Druck nicht mehr“, so Pahl. Damit sei die Voraussetzung für ein schnelles Vergabeverfahren, das nur als Ausnahme genehmigt werde, nicht mehr gegeben. Dies hätte bedeutet, dass die Fessmann-Hallen erst im April 2025 bezogen werden könnten. Und dies wiederum sei zu spät, denn für den Sommer rechne man sehr wohl mit einem weiteren Anstieg der Flüchtlingszahlen, erklärt Pahl die Problematik. „Wir brauchen Unterkünfte, die wir früher einrichten können, deshalb hat es wenig Sinn, die Planungen für die Fessmann-Hallen fortzuführen.“ Die Rahmenbedingungen hätten sich nun geändert, so müsse man eben auch die Planung anpassen. Und dies erfolgte sehr kurzfristig, wie er zugibt. Erst in der verganenen Woche habe das Landratsamt die Situation neu bewertet und das, obwohl bereits für den heutigen Dienstag eine Informationsveranstaltung geplant war.

Neue Optionen

Das Landratsamt prüfe nun weitere Optionen der Unterbringung mit einer besseren Unterbringungsqualität und zwar im gesamten Landkreis. Um welche Unterkünfte es sich handelt, könne er noch nicht sagen. Nur so viel: Es handle sich nicht um Hallen, die aktuell von Gemeinden und Vereinen genutzt werden.

Bürgermeister überrascht

„Ich bin äußerst überrascht und natürlich auch enttäuscht“, sagt Zells Bürgermeister Peter Palme im Gespräch mit unserer Zeitung. Ein Dreivierteljahr habe man Gespräche geführt, „extrem viel Zeit“ und Planung – auch im Gemeinderat – investiert. „Das ist jetzt alles für die Katz’“, so Palme. Er betont: „Wir hätten gerne unseren Teil beigetragen.“ Mit den Fesmann-Hallen sei die Möglichkeit einer Unterbringung geboten worden, die alle negativen Aspekte der zuerst favorisierten Spanimatt ausgeschlossen hätte. Man hätte einen separaten Eingang, sei nah am Einkaufsladen und am Bahnhof – „eben alles, was man sich wünscht“, wundert sich Palme über die Absage.

Finanzieller Verlust

Er spricht auch den finanziellen Verlust für Fessmann an, der die Einnahmen gerne für die Weiterentwicklung des Industrieparks reinvestiert hätte. „Das ist nun auch schlecht für die Entwicklung von Zell und die Arbeitsplätze.“ Die Stadt müsse nun weiterhin eine Anschlussunterbringung zur Verfügung stellen, allerdings in Wohnungen. Und diese seien aktuell in Zell nicht vorhanden. „Wir müssen dieses Problem lösen – wie auch immer“, so Palme.

Dass die Infoveranstaltung für die Bürger so kurzfristig abgesagt wurde, sei zudem ein Problem. Denn schnell musste die Stadt die Vereine informieren, dass diese die Halle am Dienstagabend nutzen können.

Das Thema Flüchtlingsunterbringung wird zudem von der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am Montag, 25. März, gestrichen, wie Palme bekanntgibt.

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