Hockenheim - Das Leben ist kein Wunschkonzert, das ist nichts Neues. Aber manchmal gehen die innigsten Sehnsüchte und heißesten Wünsche tatsächlich beinahe im Tagestakt in Erfüllung. Nico Rosberg musste sich am Sonntagabend wahrscheinlich richtig fest kneifen, um ganz sicherzugehen, dass das alles kein Traum ist, der da seit zehn Tagen vor seinen Augen abläuft. Am Freitag vorvergangener Woche heiratete er Freundin Vivian Sibold, am Sonntag darauf wurden die deutschen Fußballer Weltmeister und exakt eine Woche danach feierte der 29 Jahre alte Silberpfeil-Pilot den ersten Formel-1-Sieg bei einem Großen Preis von Deutschland. „Das ist ein ganz besonderer Tag und ein ganz besonderes Gefühl für mich“, jubelte der gebürtige Wiesbadener auf dem Podium, „danke, liebe Fans, für eure Unterstützung, die war fantastisch – ich habe die Stimmung gespürt bis ins Auto.“
Für Mercedes war es nur ein fast perfektes Wochenende – zum siebten Doppelsieg, den Daimler-Chef Dieter Zetsche in Hockenheim garantiert gerne gefeiert hätte, reichte es nicht ganz. Lewis Hamilton war als Dritter hinter Williams-Mann Valtteri Bottas über die Ziellinie gefahren, was allerdings eine ziemlich respektable Leistung darstellte. Der Brite war nach einem Bremsproblem im Qualifying 15. geworden und wegen eines Getriebewechsels um weitere fünf Plätze strafversetzt worden – von Platz 20 kämpfte sich Hamilton, mal mit mehr, mal mit weniger Ellbogeneinsatz, nach vorne. „Ich habe getan, was möglich war. Es war schwierig, durchs Feld zu kommen“, sagte der Brite, der in der WM-Wertung 14 Punkte hinter Rosberg liegt und überlegen musste, ob das Glas nach diesem Grand Prix halb voll oder halb leer ist. „Ich bin von ganz hinten aufs Podium gefahren“, sagte er nach kurzer Bedenkzeit, „also ist das Glas halb voll.“