Frauschola und Jazz-Saxofon in Schopfheimer Kirche Meditatives Klangabenteuer

Jürgen Scharf
Die Freiburger Frauenschola und Holger Rohn (links) eröffnen das kirchenmusikalische Jahresprogramm. Foto: Jürgen Scharf

Die Freiburger Frauenschola Exsulta Sion hat sich mit dem Jazz-Saxofonisten Holger Rohn zusammengetan und die neue Konzertreihe der katholischen Kirchengemeinde Mittleres Wiesental eröffnet.

Das Hilliard Ensemble und der norwegische Saxofonist Jan Garbarek haben es vor fast 30 Jahren vorgemacht: mittelalterliche liturgische Gesänge mit modernen Saxofonklängen zu verbinden.

Auf den Spuren dieses Alte-Musik-Vokalensembles wandeln die Freiburger Frauenschola Exsulta Sion und der Emmendinger Saxofonist Holger Rohn, die eine langjährige Zusammenarbeit verbindet. Auch sie schaffen ein solches spezielles Klangerlebnis wie seinerzeit Garbarek und die Hilliards in ihrer legendären „Officium“-Aufnahme.

Einstimmiger Gesang

Noch heute braucht es die Bereitschaft zum Zuhören bei dieser frühen christlichen Musik, dem gregorianischen Choral mit seiner Einstimmigkeit. Diese alte melismatische Monodie verlangt den mitschwingenden Raum, und das meinte Kantor Andreas Mölder, als er am Samstag in St. Bernhard sagte, dass sich die katholische Kirche in Schopfheim für Gregorianik eigne.

Mit diesem Gastkonzert der Schola eröffnete Mölder sein neues kirchenmusikalisches Jahresprogramm. Früher hat Mölder selber in der Männerschola mitgesungen, er stammt aus dem Münstertal wie Dirigent Christoph Hönerlage, bei dem er studiert hat und der Professor für Gregorianik und Liturgiegesang in Regensburg ist.

Acht klare Frauenstimmen

Statt Männerstimmen gab es acht klare Frauenstimmen zu hören, klangschön und rein vorgetragene Psalme und Lobgesänge, im Zentrum das titelgebende „Magnificat“, ein Lobgesang Mariens aus der Tradition der katholischen Liturgie.

Nach dem Einzug der Sängerinnen in die Kirche wandelte das Ensemble im Altarraum und sang auch um den Taufstein herum. Zu hören gab es einen homogenen Zusammenklang der Stimmen; die Frauenschola machte vokal einen harmonierenden Eindruck. Hier wird die Tradition der biblisch-liturgischen Gesänge gepflegt und neu entdeckt anhand intonatorisch reinster Gregorianik.

Und wie diese Frauenstimmen klangen, mit natürlichem Tonfall, so natürlich tönte auch das hinzutretende Saxofon. Holger Rohn, der an der Jazz- und Rockschule Freiburg unterrichtet, griff Motive aus den Gesängen für seine Improvisationen auf.

Das war kein esoterischer New-Age-Jazz mit Weichspüler, das waren vielmehr klar definierte Klangskizzen mit deutlich umrissenen melodischen Motiven.

Helle Klangräume

Rohn wechselte vom Sopran- zum Tenorsaxofon, spielte die individuellen Kompositionen schlicht, aber virtuos mit dynamisch geschmeidigem Ton. So entstanden helle, lichte Klangräume.

Dabei hat er nicht, wie Garbarek 1994, über den Vokalsätzen improvisiert, sondern im Wechsel zu den alten Gesängen: also ein Dialog zwischen alter und neuer Tonsprache, Vergangenheit und Gegenwart – eine avantgardefähige Neue Einfachheit in sakraler Spielart.

Es war ein Klangabenteuer, bei dem die Töne im Kirchenraum stehen blieben und Grenzen gesprengt wurden, eine besondere Klangwelt, recht meditativ.

Ein Höhepunkt war das Magnificat mit alternierenden Saxofonimprovisationen anstelle der üblichen Orgel: eine kontrastreiche Abwechslung der Verse zwischen Gesang und Instrument. Interessant zu verfolgen war auch die Zeichengebung von Chorleiter Christoph Hönerlage: eine beredte, die Musik sehr persönlich vermittelnde Dirigierweise.

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