Freiwillige Feuerwehr Kandern Kommandant Günter Lenke hört auf

Silke Hartenstein
Günter Lenke vor seinem Führungsfahrzeug, dem Einsatzleitwagen 1 Foto: Silke Hartenstein

Was Kommandant Lenke in seiner 30-jährigen Amtszeit besonders bewegt hat und was jetzt kommt, erzählt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Kommandant Günter Lenke führte 30 Jahre lang Kanderns Feuerwehr. Bei der Hauptversammlung am kommenden Samstag gibt er sein verantwortungsvolles Amt ab. Sein Nachfolger, so Lenke im Gespräch mit unserer Zeitung, werde wohl Matthias Meisinger, derzeit Abteilungskommandant der Feuerwehrabteilung Stadt. Zum 1. Januar 2025 wird die Stadt Kandern eine 50-Prozent-Stelle als hauptamtlicher Kommandant ausschreiben. Um diese wird sich der Kommandant dann bewerben müssen.

Dienst „65plus“ steht an

Lenke wird im kommenden November 65 Jahre alt. „Das Feuerwehrgesetz Baden-Württemberg sagt: Mit 65 ist als Kommandant Schluss“, erklärt er. Somit könne er mit seinem Ausscheiden nicht bis zur turnusgemäßen Hauptversammlung im April 2025 warten. Bei Einsätzen vor Ort wird er bald nicht mehr aktiv sein, bei Kanderns Feuerwehr jedoch macht er weiter. „Von 100 auf Null, das kann man nicht“, sagt er dazu. Sein künftiger Dienst heißt „65plus“. Dazu gehören etwa das Besetzen der Funkzentrale im Gerätehaus, Logistikaufgaben und die Versorgung der Einsatzkräfte nach oder während der Einsätze.

13 Jahre Gemeinderat

Lenke übte alle seine Ämter ehrenamtlich aus. 2010 bis 2021 war er Verbandsvorsitzender der Freiwilligen Feuerwehren des Landkreises Lörrach, 13 Jahre lang gehörte er für die Fraktion SPD/Unabhängige dem Kanderner Stadtrat an. Dort schied er 2022 aus mit den Worten: „Nun ist es genug.“

Kanderns Feuerwehr ist Lenke seit langem verbunden. Das begann mit seiner Mitgliedschaft im Feuerwehr-Spielmannszug. 1975 wurde er Mitgründer und 1980 Leiter der Jugendfeuerwehr, 1987 folgte das Ehrenamt als Kommandant der Abteilung Stadt und 1994 als Kommandant der gesamten Kanderner Feuerwehr. „Ich war von Anfang an in der Führung tätig“, stellt Lenke nüchtern fest.

Gesamtkommandant Günter Lenke hat die Einsätze geleitet – wie beim Brand in Riedlingen. Foto: zVg/Freiwillige Feuerwehr Kandern

Bis 2017 arbeitete er als Chemietechnologe bei der Novartis AG in Basel. Diese legte seinem Ehrenamt keine Steine in den Weg: „Ich wurde immer zu Einsätzen, Fortbildungen und Übungen freigestellt, ohne Kosten bei der Stadt einzufordern.“ Sehr dankbar ist Lenke für die Unterstützung durch seine Ehefrau Gerlinde und die drei Kinder. Und dafür, dass ein Kommandant auch mal Freizeit hat, sorgen zwei Stellvertreter. „Ich hatte immer sehr gute Stellvertreter und tolle Abteilungskommandaten“, freut er sich.

Schwere Zeit nach Brand

Das für ihn emotionalste Ereignis war der Brand des Kanderner Feuerwehrgerätehauses am 5. Juli 2013. Beim Anruf der Polizei habe er zuerst an einen Scherz gedacht, erinnert er sich, und: „Es war ganz schwer, auch die Zeit danach.“ Erst im Mai 2016 konnte die Feuerwehr wieder in ihr neu errichtetes Domizil einziehen.

Einsätze bleiben im Kopf

In Lenkes Amtszeit fiel die Serie von Brandstiftungen in den Mehrfamilienhäusern an der Waldeckstraße: „Da standen die Leute auf dem Balkon und riefen um Hilfe.“ Auch gab es immer wieder Sturm- und Hochwassereinsätze. Letzteres, so Lenke, sei besser geworden seit Fertigstellung der Kanderner Hochwassersicherung. Ein schlimmes Jahr sei 2005 gewesen: Zwei Tote gab es beim Flugzeugabsturz an der Scheideck, dazu kam der Großbrand in der Rehaklinik Marzell, ein heftiges Hagelunwetter und in Hammerstein der Großbrand eines Stalls mit 50 Rindern. In sein Gedächtnis eingebrannt haben sich auch die vielen Verkehrsunfälle in den 1980er- und 1990er-Jahren auf der L134 durch das Kandertal: „Da ist man manchmal nachts im Bett gelegen und hat die Verstorbenen und Verletzten gezählt.“ Zur Bewältigung solcher schweren Einsätze, sagt Lenke, helfe den Kameraden: „Reden, reden, reden. Das ist ganz wichtig.“ Bei Bedarf stehen zudem Notfallseelsorger bereit.

Zusammenhalt ist wichtig

Zu seinen Aufgaben gehören auch die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung, Verwaltungsarbeiten und die Besetzung verantwortungsvoller Positionen innerhalb der Feuerwehr. Aktuell gibt es 188 Feuerwehrleute in Kandern und den Ortsteilen, 18 Kameraden kamen 2023 hinzu. „Die Ausrüstung und das Verständnis für die Feuerwehr hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert“, stellt Lenke erfreut fest, und: „Was immer schön ist: Wenn sich Leute für einen Feuerwehreinsatz bedanken. Das ist etwas sehr Gutes für die Moral und für die Truppe.“ Das Wichtigste, findet er, „ist die Kameradschaft untereinander“. Die Kameradschaft bleibt. Dazu kommt nun mehr Zeit für seine Familie und seine Hobbies: E-Biken, Schwimmen und Laufen.

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