Fußball „Das war ein ganz anderer Auftritt“

Uli Nodler und Michael Hundt

Fußball WM 2022 in Katar: Unsere Experten haben das Wort – Füllkrug muss in die deutsche Startelf

Deutschland ist zurück, hat nach dem Mut machenden Auftritt gegen Spanien wieder gute Chancen, in die K.o.-Phase der WM einzuziehen. Mit Zweikampfstärke, großer Laufbereitschaft und einem neu erwachten Glauben an die eigene Stärke verdiente sich die deutsche Mannschaft das 1:1-Unentschieden gegen Spanien, einem erklärten WM-Favoriten.

Von Uli Nodler und Michael Hundt

Doha. Was war in diesen fesselnden 97 Minuten mit der deutschen Mannschaft passiert? Eine Menge. Flick ist es nach der Niederlage gegen Japan gelungen, an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Zudem erlöste Costa Rica mit seinem überraschenden Sieg gegen Japan die deutsche Elf fünf Stunden vor dem Auftritt gegen Spanien vom größten Druck.

Einsatz und Entschlossenheit prägten sodann den Auftritt gegen Spanien. Die Iberer hatten über weite Strecken zwar Feldvorteile, doch die deutsche Mannschaft stemmte dem spanischen Kombinationsspiel leidenschaftlich entgegen, besaß am Ende die besseren Chancen, um dieses Match sogar noch zu gewinnen.

Gut getan haben der Flick-Elf auch die personellen Umstellungen. Goretzka spielte neben Kimmich und Gündogang von Beginn an. So gelang es den Spaniern nicht, wie gewohnt im Spielaufbau die Fäden zu ziehen. Dennoch konnte Süle nach etwas mehr als einer Stunde Spielzeit den Führungstreffer des WM-Favoriten nicht verhindern.

Wer nun gedacht hatte, dass sich Hansis Jungs von diesem Rückstand nicht mehr erholen würden, sah sich getäuscht. Flick wechselte im Gegensatz zum Japan-Spiel perfekt, brachte Sané und vor allem Füllkrug. Der Sturmtank von Werder Bremen, der vor einem halben Jahr noch in der zweiten Liga gespielt hatte, pumpte in der Schlussphase mit Urgewallt die Kugel zum 1:1-Ausgleich in den Knick. Hallelujah, Deutschland hat wieder einen echten Mittelstürmer.

Von unseren Experten wollen wir nun wissen: Hat Bundestrainer Hansi Flick aufgrund der Erkenntnisse aus dem Spanien-Spiel seine Stammelf gefunden? Muss Füllkrug nach seinem Gala-Auftritt im nächsten Match von Beginn an spielen?

Alen Kovac, Trainer des Tischtennis-Bundesligisten ESV Weil: „Das Spiel der Deutschen gegen Spanien hat mit sehr gut gefallen. Nicht nur spielerisch, sondern vor allem der kämpferische Einsatz war herausragend. Ich bin ziemlich sicher, dass die Spieler, die von Flick eingesetzt wurden, auch im weiteren Turnierverlauf gute Karten haben. Da hat mich gegen Spanien keiner enttäuscht.

Ja der Füllkrug ist ein Spielertyp, den ich bislang im deutschen Team vermisst habe. Deshalb wäre ich sehr dafür, dass dieser echte Mittelstürmer mit seiner Abschluss-Qualität gegen Costa Rica von Beginn an spielt.“

Tiziano Di Domenico, Trainer des Verbandsligisten FV Lörrach: „Auch das deutsche Spiel gegen Japan war 60 Minuten lang okay. Da hätte es schon 2:0 oder 3:0 für Deutschland stehen müssen. Nun gegen Spanien, einen deutlich besseren Gegner als es die Japaner waren, war die deutsche Mannschaft in der Lage, zwei, drei Gänge hochzuschalten. Das geschah mit einer Aufstellung, die man auch in den kommenden Spielen so laufen lassen kann.

Nun hat Deutschland auch noch einen treffsicheren Stoßstürmer. Füllkrug tut der Mannschaft gut, egal, ob er jetzt von Beginn an spielt oder von der Bank kommt.“

André Leuchtmann, Trainer und Spieler des Landesligisten SG Maulburg/Steinen: Die deutsche Abwehr habe ich in der Spieleröffnung schon mal besser gesehen. Ich glaube aber, dass Flick in der Abwehr mit Raum, Rüdiger, Süle und Kehrer die zur Zeit beste Formation gefunden hat. Zumindest defensiv haben Kehrer und Raum gegen Spanien gut gearbeitet. Im Mittelfeld sehe ich Gündogan noch nicht als Stammspieler. Goretzka war eine Bereicherung. Musiala muss immer spielen. Und es wäre vielleicht nicht verkehrt, im nächsten Spiel anstelle von Gnabry Sané in der Startformation zu bringen.

Ich bin dafür, dass Füllkrug gegen Costa Rica beginnt. Wir haben einfach das Problem, dass wir bei der Chancenverwertung nicht clever genug sind. Füllkrug bringt ein anderes Element in das deutsche Spiel. Er ist einer, den man mit hohen Bällen füttern kann.

Ralf Brombacher, Schiedsrichter-Obmann des Südbadischen Fußballverbandes: „Eine Stammformation hat Flick nicht gefunden, eher ein Gerüst. Nach wie vor sind wir auf den Außenverteidiger-Positionen schwach besetzt.

Zukünftig ist bei dieser WM ein echter Neuner, den wir nun in Füllkrug haben, die bessere Variante. Mit seiner Leistung gegen Spanien hat er bewiesen, dass er diese Rolle ausfüllen kann. Er ist einer, der mit seiner Präsenz den Mitspielern vorne auch Räume schafft. Das war auch im Spanien-Spiel zu sehen, so dass auch Kimmich, Sané und Musiala zu Chancen kamen.“

Volker Scherer, Vorsitzender des Bezirksligisten TuS Binzen: „Das war ein ganz anderer Auftritt als gegen Japan, obwohl Flick seine Startelf nur auf zwei Positionen geändert hat. Mit Goretzka im Mittelfeld und Kehrer auf der rechten Verteidiger-Position sind alle deutschen Spieler aggressiv und entschlossen in die Zweikämpfe gegangen. Das Gegentor wurde zwar durch einen individuellen Fehler begünstigt, doch gegen solch eine Weltklasse-Mannschaft kann man nicht fehlerlos spielen. Da hatte Spanien in der Defensive schon größere Probleme gegen uns. Ich wünsche mir, dass Kimmich keine Eckbälle und Freistöße mehr schlägt. Sie waren völlig wirkungslos.

Flick hat den richtigen Mann für die Spitze gefunden. Mit seiner Körperlichkeit und seiner Abschlussstärke bringt Füllkrug ein Element ins Spiel, das der deutschen Mannschaft gefehlt hat.“

Robert Hoffmann, Trainer des DEL2-Klubs EHC Freiburg: „Ich denke, dass Deutschland ganz anständig gespielt hat. Deshalb dürfte Flick mit seiner Aufstellung nicht so falsch gelegen haben. Füllkrug rein oder raus: Das ist für mich ein klares rein. So einen echten Mittelstürmer tut jeder Mannschaft gut. Gerade seine Entschlossenheit beim Tor war das, was mir bei ihm so gut gefallen hat.“

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