Positiv sei gewesen, dass die Löw-Equipe relativ wenig in der Defensive zugelassen habe, gerade wenn man an die überdurchschnittliche Offensive der Franzosen denke. „Enttäuscht war ich aber andererseits von der Spielidee der Franzosen. Wenn ich mit so einer Mannschaft und mit dieser Qualität so eine defensive Ausrichtung habe , finde ich das aus fußballerischer Sicht doch sehr schade.“
Für die Deutschen gelte es jetzt, die ausstehenden Spiele positiver zu gestalten, um die Gruppenphase zu überstehen. „Das traue ich der Mannschaft zu.“
Marco Schneider (Ex-Coach des FC Auggen und nun in der Sportlichen Leitung tätig): „Die DFB-Kicker sind engagiert zu Werke gegangen, sind mehr gelaufen als die Franzosen und hatten mehr den Ball. Was das Engagement und den Einsatz anbelangt, kann man den Deutschen nichts vorwerfen. Das reicht aber nicht gegen eine solch starke Mannschaft wie Frankreich, auch wenn das Gegentor eher unglücklich zustande kam.“
Das Spiel, findet Schneider, sei so gelaufen, wie es die Franzosen wollten. Sie seien tief gestanden und haben auf Ballgewinne spekuliert. „Und wir haben es nicht geschafft, den Ball in die Tiefe zu spielen, sondern haben es mit Chip-Bällen probiert, die dann häufig abgefangen wurden. Die Folge waren schnelle Konter der Franzosen. „Ihre individuelle Klasse und der Speed nach vorne, dazu die defensive Kompaktheit waren durchaus beeindruckend.“
Die Löw-Elf habe es nicht geschafft, sich offensiv durchzusetzen. „Wir konnten unsere Geschwindigkeit nicht ins Spiel bringen und haben bei Umschaltmomenten zu langsam agiert“, findet Schneider. Solche gab es auch viel zu selten. Was seiner Meinung nach daran lag, dass es in der Zentrale kaum Spieler gebe, die Bälle frühzeitig erobern möchten. „Ein Emre Can geht dazwischen, holt sich früh die Bälle.“ Das brauche man, um die Räume zu haben, die dann zu Torchancen führen. „Dazu muss der Gegner unsortiert sein.“
Werner Gottschling (Trainer des Landesligisten FSV Rheinfelden): „Das war ein ordentlicher Auftritt.“ Aber man habe auch deutlich den Unterschied gesehen. Frankreichs Qualität sei überragend: schnell, technisch stark. „Bei uns kamen oftmals Bälle nicht an oder sie sprangen vom Fuß. Wir waren alles andere als brandgefährlich, Eins-gegen-Eins-Duelle waren Fehlanzeige.“ Toni Kroos sei überraschend präsent gewesen, Ilka Gündogan dagegen nicht. Havertz sei nicht aufgefallen, Timo Werner und Sané hätte Löw ebenfalls draußen lassen können. „Aber nochmals: Es war ordentlich, und gegen solch einen Gegner darf man verlieren.“