Erst Mitte des vergangenen Jahres holte er dann aber die Pläne aus der Schublade. Schneider schwebte schon länger vor, die Marketingagentur in Richtung Sport zu erweitern. „Ich war so im Alltag gefangen, dass ich das immer weiter vor mir hergeschoben habe“, erklärt der 45-Jährige.
Dann aber schrieb er eine entsprechende Stelle aus und fand in Lennert Stang die perfekte Unterstützung. Stang zog aus dem Frankfurter Raum ins Markgräflerland und kickt nun auch in Auggen. „Er hat eine tolle Bewerbung präsentiert, wir haben uns gleich super verstanden, und nun haut er sich voll rein. Er ist sehr eigeninitiativ“, lobt Schneider in den höchsten Tönen.
Seit September des vergangenen Jahres gibt es nun die „MS Agentur Sports“ nicht nur auf dem Papier. Seit Oktober steht die Homepage. Und seither konnten Schneider & Co. bereits acht Junioren-Bundesligaspieler sowie zwei Juniorentrainer für ihre Idee begeistern. Mit zahlreichen Akteuren befindet sich die Auggener Agentur in Kontakt. „Das ist eine tolle Zahl und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“
Aber welcher Weg? Weile statt Eile ist angesagt. Denn: „Wenn wir etwas angehen, dann nicht nur oberflächig. Wir schauen den Spieler genauer an. Talent ist wichtig, aber nicht der einzig ausschlaggebende Grund, um eine Partnerschaft einzugehen“, unterstreicht Schneider. Damit unterscheide man sich schon sehr von Beratern, die nur von Sportplatz zu Sportplatz tingeln und Spielern oder Eltern eilig ein Visitenkärtchen zustecken.
„Das Talent“, führt Schneider weiter aus, „ist mir gar nicht so entscheidend. Mentalität schlägt Qualität. Vielleicht sehe ich das so, weil ich selbst aus diesem Holz geschnitzt war.“ Er habe schon viele überragende Talente scheitern sehen, weil Charaktereigenschaften wie „Fleiß und Leidenschaft“ einfach nicht vorhanden waren. Oder weil auch der Verzicht auf die schönen Dinge keine Rolle spielte.
Es gelte offen zu sein: „Nur drei Prozent der Kicker in der U19-Bundesliga schaffen den Sprung in den Profibereich“, macht Schneider klar. Das ist ein verschwindend kleiner Teil.
Davon abgesehen, habe man auch nicht das Bedürfnis, 100 Spieler zu betreuen. „Da fehlt dann die emotionale Bindung“, weiß er. Einer endgültigen Zusammenarbeit gehe aus seiner Sicht auch erst einmal der Prozess des Kennenlernens voraus. Das könne sich über Monate hinziehen. „So lange, bis alle Beteiligten ein gutes Gefühl haben“, fasst es Schneider zusammen. Er nennt seine Klienten lieber „Sparringspartner“. Schließlich sei es eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Ihm seien „moralische und persönliche Aspekte wichtig“. Schneider: „Das ist die Basis von allem.“
Die Persönlichkeit gelte es dann, nach und nach zu entwickeln. Nicht jeder sei nämlich für das Haifischbecken geschaffen. „Da braucht es Persönlichkeit. Da braucht es zudem Selbstreflexion. Nicht immer ist nämlich der Trainer schuld, wenn es nicht klappt. Auch dafür sind wir da. Wir müssen den Spielern auch mal einen Tritt in den Allerwertesten geben. Willst du es schaffen, musst du Tag und Nacht dafür leben.“
Wichtig ist, dass man dann eine klare Identität entwickelt. Vielen Spielern und Vereinen im Profibereich fehle eine solche klare Positionierung. Als Beispiel nennt Schneider den FC Augsburg, der mit dem „aufwendigen Spiel“ der Marke Markus Weinzierl in der Bundesliga Fuß gefasst hat, und nach Weinzierls Aus dann mit Dirk Schuster eine völlig andere Ausrichtung anstrebte. „Nach vier Monaten war die Zusammenarbeit beendet“, so Schneider, den das nicht überraschte. „Es muss doch zusammenpassen. Ich jedenfalls finde das einleuchtend.“
Den Bogen vom sportlichen Bereich hin zur Identität, als einem wichtigen Bereich des Marketings, zu spannen, sei eine spannende Geschichte. „Das gehört zu unserem Konzept, da geben wir Hilfestellung, um die Möglichkeit auf Erfolg zu erhöhen“, sagt Schneider. Und das gelte insbesondere auch für Vereine. „Da vermisse ich das sehr. Umfeld und Historie müssen ins aktuelle Handeln einfließen.“
Gemeinsame Einheiten während Corona-Krise
Transparent müsse die Arbeit eines Spielerberaters sein. „Ich stelle immer mehr fest, dass das auch den Eltern wichtig ist.“ Das gelte auch für eine duale Ausbildung. Voll auf die Karte Fußball zu setzen, ist oft nicht mehr erwünscht. Auch hier schaut sich Schneider nach Optionen um. Fußball im College in den USA? Oder ein Fernstudium? „Wir haben Kooperationen am Laufen.“
Zwei seiner Jungs sind in Kiel unter Vertrag, dazu kommen Kicker vom Hamburger SV, der TSG 1899 Hoffenheim, SC Freiburg, Eintracht Frankfurt, Darmstadt 98 und dem FC Basel. Für sie hat die Agentur in Zeiten der Corona-Pause auch ein Online-Training zusammengestellt.
So treffen sich die Youngsters jeden Mittwochmorgen mit einem Sportwissenschaftler über eine Videokonferenz zur gemeinsamen Einheit. „Das hat einen familiären Touch. Das macht Laune. Jeder hat sich erst einmal vorgestellt, nun kennen sie sich auch untereinander“, freut sich Schneider. Auch das gehört zum Weg, den Marco und Isabelle Schneider mit ihrem Agenturteam beschreiten möchten. „Ich habe den Glauben nicht verloren, dass man trotz des Beherzigens wichtiger Werte in dieser Branche Fuß fassen kann. Jeder brüllt doch nach Kontinuität und Moral.“