Bravorufe für Pavlov
Sein Landsmann Emil Pavlov beherrscht ebenfalls mühelos sein Organ. In einem Juwel des Verismo-Repertoires, dem „Lamento di Federico“ von Francesco Cilea, konnte man ihn effektvoll erleben, was natürlich Bravorufe erzeugte.
Die bekam auch der Italiener Orfeo Zanetti für seine Bajazzo-Arie. Der frühere Mailänder-Scala-Sänger kann noch immer seinen üppigen und dramatischen Tenor ausstellen. Stets der Liebling des Publikums gewesen ist Vincenzo Sanso, ein Sänger, dessen Schmelz, Belcanto-Leidenschaft und Grandezza man bei jedem seiner Auftritte in Arien und besonders in den neapolitanischen Liedern zu schätzen wusste. Aber die Stimmen werden älter und so zeigten sich an diesem Abend nicht alle Stars in blendender stimmlicher Verfassung. Aber dafür ging in den Ensembles „die Post ab“ und die gefühlvollen Canzonen waren ein Fest der Tenöre. Im Trinklied aus „La Traviata“ gesellte sich noch Andrea Hörkens dazu, und zwei Mal verstärkte Marshall die Runde. Auffallend war, dass weniger die lyrischen und kantablen Qualitäten dieser Prachttenöre zu bewundern waren, dafür ihr kraftvolles Timbre, Stimmvolumen und teils strahlende Höhe. So wurden die Zuhörer bestens bedient, auch wenn die Galanacht immer mehr zum vokalen Gemischtwaren-Charakter tendiert. Doch es sind stimmtechnisch famose Sänger, die bis zu den Zugaben aus dem Vollen schöpfen.
Das Orchester unter Nayden Todorov unterstrich mit Strauß-Polka und Radetzky-Marsch – wobei hier spaßeshalber Vincenzo Sanso den Taktstock schwang – den Unterhaltungswert eines Neujahrskonzerts.