Der Narr und der Weise
In der Fachliteratur hat der Dunning-Kruger-Effekt kaum Eingang gefunden - wohl auch, weil er gar zu trivial scheint. Schon der englische Dichter William Shakespeare fügte vor mehr als 400 Jahren in sein Theaterstück "As You Like It" ("Wie es euch gefällt") den Satz ein: "The fool doth think he is wise, but the wise man knows himself to be a fool." ("Der Narr meint, er sei weise, doch der weise Mann weiß, dass er ein Narr ist.")
Darüber hinaus gibt es durchaus kritische Stimmen zur Originalarbeit von 1999. Der Mathematiker Eric Gaze vom Bowdoin College in Brunswick (USA) gab im vergangenen Jahr bei "The Conversation", einer Plattform für Beiträge von Forschern und Akademikern, zu bedenken, dass der mathematische Ansatz, mit dem der Effekt nachgewiesen wurde, möglicherweise falsch ist. Die Rechenmethode übertreibe die Überschätzung der unteren 25 Prozent der Teilnehmer, so Gaze.
Dunning erklärte dazu, dass für die Kritik nur die ursprüngliche Studie berücksichtigt werde. Danach sei der Zusammenhang aber in einer Reihe weiterer Analysen geprüft worden.
Wenn es auch womöglich statistisch bedingte Einschränkungen gebe, an dem Zusammenhang an sich zweifle er nicht, sagt Erb. "Ich glaube an den Dunning-Kruger-Effekt."