Im Übrigen ist das Projekt von ED aus Sicht der Sozialdemokraten gar nicht so CO2-neutral, wie es den Anschein habe. Laut der bereits im Internet abrufbaren Sitzungsvorlage für den Gemeinderat hat das bei der Stromerzeugung im Wasserkraftwerk anfallende Turbinenwasser nämlich nur eine Temperatur von 25 Grad. „Da kann man doch nicht mehr von Abwärme sprechen. Dafür bräuchte man schon 85 bis 90 Grad“, verdeutlicht Hellmut Lischer. Genau deshalb müsse ED auch „nachfeuern“. Vereinfacht gesagt, will das Unternehmen das Wasser unter Einsatz von eigenem Strom auf die entsprechende Temperatur bringen. Dies mittels Großwärmepumpen und bei Bedarf auch über eine Holzpelletsanlage. Auch die Abwärme der „Power-to-Gas“-Anlage wird laut Vorlage von ED bei nur 55 Grad liegen.
Das Nahwärmenetz baut also auf drei Komponenten auf: Abwärme mit niedriger Temperatur, elektrischer Strom und Holzpellets.
„Greenwashing“
„Generell ist es von der CO2-Bilanz her aber nicht gut, Strom zum Heizen einzusetzen“, erklärt Lischer. Denn jede – aus welcher Quelle – erzeugte Kilowattstunde Strom, die dem Netz entnommen werde, produziere rund ein halbes Kilo CO2, wie er anhand eine Veröffentlichung des Umweltbundesamtes nachweist („Entwicklung der spezifischen Kohlendioxid-Emissionen des deutschen Strommix in den Jahren 1990 bis 2016“). Lischer spricht in diesem Zusammenhang mit Blick auf das Vorhaben von ED von „Greenwashing“, also einer beschönigenden, da ökologisch wohlklingenden Darstellung.
Intveens Fazit: „Man will rund 1400 Leute auf Dauer an ein Projekt binden und stellt das überdies als klimaneutral dar. Darüber muss vorab unbedingt diskutiert werden.“