Grenzach-Wyhlen Auch Gottes Part soll durchklingen

Die Oberbadische
Die 40 Sänger des Chores wurden von Matthias Reif dirigiert und von Elisabeth Mattes routiniert an der Orgel gestützt. Foto: Willi Vogl Foto: Die Oberbadische

Jubiläen: Cäcilienfest: Kirchenchöre St. Georg und St. Michael feiern gemeinsam / Ehrungen

235 Jahre musikalisches Engagement bringen die beiden Kirchenchöre von St. Georg und St. Michael gemeinsam auf die „Waage“. Seit drei Jahren sind der 1894 gegründete Chor St. Georg und der 1909 aus der Taufe gehobene Chor St. Michael vereint. Das Cäcilienfest bot am Sonntag die Gelegenheit, die Jubiläen singend beim Gottesdienst und beim anschließenden Empfang im Gemeindehaus zu feiern.

Von Willi Vogl

Grenzach-Wyhlen. „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist zu schweigen“: Mit diesen Worten versuchte der französische Schriftsteller Victor Hugo, sich dem Phänomen Musik anzunähern. „Nicht schweigen, sondern Gott loben wollen wir“, rief Pfarrer Uwe Schrempp die Gemeinde zum Chorjubiläum auf. Dabei erinnerte er sich an Wolfgang Gaber, den Diözesanpräses des Cäcilienverbandes, der ihm bei der Priesterausbildung vermittelt habe, worauf es bei gutem Kirchengesang ankomme. Neben einer gewissenhaften und genauen Umsetzung des Notentextes sei vor allem eine Beteiligung des Herzens entscheidend, damit in der Welt auch der Part Gottes durchklingen kann.

Messe brève à Notre Dame du Vorbourg

Übertragen auf den anstehenden kirchlichen Strukturwandel in der Region stellte Schrempp fest, dass es wenig nütze, virtuos die Klaviatur der Neuorganisation zu beherrschen, ohne dabei die spirituelle Seite der Kirchengemeinschaft zu spüren und zu leben.

Der vereinigte Kirchenchor führte die Messe bréve à Notre Dame du Vorbourg für dreistimmigen gemischten Chor und Orgel des Schweizer Komponisten Joseph Bovet auf. Neben den schlichten Sätzen der klassischen Messteile gab es zur Gabenbereitung im Wechsel mit dem Gemeindegesang auch ein rhythmisch attraktives Kirchenlied nach einem Text von Hans Bernhard Meyer und einer Melodie von Peter Janssens. Die etwa 40 Sänger wurden von Matthias Reif dirigiert und von Elisabeth Mattes routiniert an der Orgel begleitet.

Besonders festlich wurde es mit den Violoncello-Beiträgen von Cyprian Kohut. Andächtig lauschte man hier dem Largo aus der Oper Xerxes von Georg Friedrich Händel, einem Adagio von Tomaso Albinoni und dem Ständchen von Franz Schubert.

Nach dem Gottesdienst lud der Chor zum Empfang mit Sekt und Hefezopf in den Gemeindesaal. Für kirchenmusikalische Laune der anderen Art sorgte hier Florian Metz am Piano und der Chor „Gospeltrain“ mit Titeln wie „Gemeinsam auf dem Weg“ oder „Wade in the Water“.

Blick ins Archiv

„Chorgesang kann überirdisch schön sein“, stellte Anneliese Stiebellehner in ihrem historischen Rückblick zu den beiden Chören fest und vermutet darin auch die Attraktion, die den Kirchenchorgesang in Grenzach-Wyhlen für viele Gemeindemitglieder so attraktiv macht. Beim Blättern im Archiv hatte sie ehrgeizige Projekte entdeckt: darunter Konzerte zusammen mit Solisten und Orchestern oder gemeinsam mit anderen Chören. Dabei hätten auch gesellige Anlässe wie Fassnachts- und Tanzveranstaltungen, Hocks und Konzertbesuche die Chorgemeinschaft gefestigt. Man habe nach dem Kaiserreich zwei Kriegs- und Besatzungszeiten, die Entwicklung von der Agrar- in eine Industriegesellschaft überstanden. Mit der derzeitigen Altersstruktur und der Stimmverteilung im Chor sowie einer aktiven Nachwuchsgewinnung ist Stiebellehner zuversichtlich, den Chorgesang in der heutigen Informationsgesellschaft auch in das nächste Jahrhundert weitertragen zu können. Ihr Dank galt nicht nur den Sängern, sondern auch allen, die im Verein gewissenhaft Funktionen ausüben.

Ehrung

Zusammen mit dem Kirchenratsvorsitzenden Michael Örtlin ehrte sie drei verdiente Sänger der Bassgruppe: Patrick Örtlin (zehn Jahre), Stefan Rhein (40) und Bernhard Schwander (65).

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