Grenzach-Wyhlen Aufenthaltsqualität steht im Zentrum

Rolf Reißmann
Vanessa Edmeier brachte in der Podiumsdiskussion Meinungen von Stadtplaner Donato Acocella, Tobias Bürgermeister Benz, Wirtschaftsförderin Silke d’Aubert und Joachim Schlageter, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins zusammen. Dabei blieb es keineswegs todernst (von links). Foto: Rolf Reißmann

Es war ein passender Rahmen für das Wirtschaftstreffen: Am Rand der Leistungsschau fanden Handwerker, Gewerbetreibende und mittelständische Unternehmer zusammen, um Gedanken zur weiteren Ausgestaltung der Gemeinde auszutauschen.

Hauptreferent am Freitagabend war Donato Acocella, bekannt durch seine Beratungstätigkeit zur Ausgestaltung von Ortszentren. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war die Frage, welche Anforderungen der Umbruch im Handel an die Neugestaltung von Stadt- und Gemeindezentren stellt. Stichwort hier ist vor allem die Hinwendung der Kunden zum Online-Handel. Dieser Trend erhielt durch die Einschränkungen während Corona nochmals einen gewaltigen Schub, wenngleich sich der Kauf beim örtlichen Handel derzeit wieder etwas im Aufwind befinde, stellte Acocella fest.

Von der Einkaufsmeile zum Begegnungsareal

Was also kann aus den über die vergangenen Jahrzehnten hinweg mit Mühe und Geld eingerichteten Fußgängerzonen werden? „Aufgabe bleibt es, auch künftig die Menschen in die Orte zu holen. Also müssen wir ihren neuen Ansprüchen gerecht werden,“ erläuterte er.

Sicherlich bleibe der Erwerb von Waren des täglichen Bedarfs auch künftig eine starke Säule für den Einkauf vor Ort. Gleichzeitig aber entwickelten sich die bisher vielfältigen Einkaufszonen mehr und mehr zu Begegnungsarealen, in denen Gastronomie, Beratung und Unterhaltung gleichzeitig gesucht werden. Alle Ansprüche zu erfüllen, werde immer schwieriger. Zeichneten sich die frühen deutschen Fußgängerzonen durch fast unerschöpfliche Sortimentsvielfalt aus, so gewann in den letzten Jahren die Aufenthaltsqualität für alle Generationen deutlich an Bedeutunggleichzeitig, skizzierte Acocella die Entwicklung.

„Die neuen Mitten werden Vielfalt schaffen“

Mit Blick auf den jetzt beginnenden Ausbau der beiden Ortsmitten in Grenzach und Wyhlen stellte der Stadtplaner fest, dass sich die Gemeinde hier für zwei unterschiedliche, aber sehr erfolgversprechende Lösungen entschieden habe. Die neuen Mitten werden Vielfalt schaffen, gleichzeitig aber auch Entwicklungsmöglichkeiten in die Zukunft offen lassen.

Joachim Schlageter, Vorsitzender des Handwerker- und Gewerbevereins, meinte, dass die geplante Mischung die Attraktivität der Ortsmitten steigern und diese beleben werde. Bürgermeister Tobias Benz sieht eine weitere Aufgabe darin, gute Bedingungen für nicht-kommerzielle Anbieter zu schaffen; in diesem Sinne trage zum Beispiel das Familienzentrum im Zentrum zur Belebung bei.

Bereits in seiner Begrüßung hatte Benz darauf verwiesen, warum es eben erforderlich sei, zwei Ortsmitten unterschiedlichen Charakters zu schaffen: Grenzach und Wyhlen unterscheiden sich sowohl in Tradition als auch in der gegenwärtigen Lebensform, und diese sollten eben auch bei Neugestaltung erhalten bleiben. Der Erwerb sogenannter Schlüsselgrundstücke durch die Gemeinde sei eine wichtige Voraussetzung für die jetzigen Planungen gewesen.

Attraktiv für Auswärtige und Einheimische

Michael Schwab erkundigte sich danach, ob die künftige Umgehungsstraße den heutigen Einkaufsverkehr an der Gemeinde vorbeiführe werde. „Ganz und gar nicht“, meinte Donato Acocella. Wenn sich die neue Ortsmitten etablieren können, bevor die neue Straße eröffnet werde, bleibe der Besucherstrom. Überhaupt sei nicht anzunehmen, dass die neuen Zentren nur von auswärtigen Kunden genutzt würden, sie werden vor allem die Einwohner anlocken und sie sollten auch für Einwohner mit geringerer Finanzausstattung attraktiv sein.

Eben diese Gestaltung von Zentren nach individuellem Bedarf sei die richtige Herangehensweise; dazu könne es vom Kreis keine Steuerung geben, bekräftigte Landrätin Marion Dammann. Joachim Schlageter wies darauf hin, dass die Stabilität der ansässigen Industrie bedeutsam sei für die Gemeinde, das viele Handwerker und Gewerbetreibende aus diesen Betrieben Aufträge erhalten. Im Anschluss an Vortrag und Diskussion nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit zu Gesprächen.

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