Van Engen: Die erste Generation von Kirchenliedern kann man im 16. Jahrhundert, etwa bei den damaligen niederländischen und norddeutschen Komponisten festmachen. So stammen etwa „Ein feste Burg ist unser Gott“ oder „Nun danket alle Gott“ aus dieser Zeit. Hier kann ich meine Forschung förderlich mit der Aufführungspraxis in Grenzach verbinden.
Frage: Bei einem Gottesdienst fiel mir auf, dass Anfangs- und Schlussmusik ein großes konzertantes Gewicht hatten. Ist dies in Zeiten verordneter Stille eine Überlebensnische für Livemusik oder auch ein unverzichtbarer klingender spiritueller Anker als Ergänzung zur reinen Wortverkündigung?
Braken: Eindeutig „Ja“. Der aktive Teil der Gemeinde muss derzeit leider wegfallen. So fokussierten wir uns stärker auf den instrumentalen Teil, der jedoch auch in Zeiten vor Corona in den Präludien und Postludien bereits umfangreich ausfiel. Wir sind froh, dass wir diese Musikteile durch unsere Besetzungsmöglichkeiten vergleichsweise farbig gestalten können.
Bišcevic: Die Reduktion auf Instrumente und weniger Sänger entstand kurzfristig aus der Not heraus und wurde von der Gemeinde sehr positiv angenommen.
Van Engen: Im Oktober hatten wir einen Kantatengottesdienst mit der ganzen Kantorei geplant, der leider der Pandemie zum Opfer fiel. Wir haben das Glück, nicht nur begeisterte Sänger im Chor zu haben, sondern auch Sänger, die Noten lesen können, und teilweise welche mit einer privaten Gesangsausbildung. Damit ergab sich die Möglichkeit zu einer coronakonformen kleinen Besetzung.
Frage: Wie sehen die Pläne aus, wenn man zu einer wie auch immer gearteten Normalität zurückkehren kann?
Van Engen: Wir wünschen uns vier oder fünf Kantatengottesdienste im Jahr.
Braken: Der Gemeinde gefällt auch das derzeitige Gestaltungsformat sehr gut, und ich könnte mir in geringem Umfang eine Weiterführung vorstellen.
Bišcevic: Der besondere Reiz liegt in der klanglichen Vielfalt unserer Instrumentenkombination.
Frage: Gibt es konkrete Pläne für die nahe Zukunft?
Van Engen: Wir müssen trotz Pandemie planen. Leider ist das für den 12. Dezember in der katholischen Kirche Grenzach geplante Benefizkonzert für die Kirchenmusik der Pandemie zum Opfer gefallen. Frank Hirtle und Helmut Bauckner haben uns hierzu dankenswerterweise den Kontakt eröffnet. Wir hoffen auf einen Nachholtermin, sobald dies wieder möglich ist.
Braken: Ich empfinde den wechselseitigen harmonischen Austausch zwischen der Gemeinde und uns Musikern als Bereicherung. Für mich als Holländer ist es eine schöne und interessante Erfahrung, hier vor Ort in eine andere Musik- und Kommunikationskultur einzutauchen.
Bišcevic: Ich bin der Kirchenleitung für die Möglichkeit dankbar, mittels unserer Spezialisierung auch ungewöhnliche Musikformate entwickeln zu können.