Grenzach-Wyhlen Den Alltag verlässlich gestalten

Die Oberbadische

Interview: Liliane Kreuzer, Leiterin des Emilienparks, spricht über die Arbeit unter Pandemiebedingungen

Durch den „Lockdown“ ruht das Leben in vielen Bereichen. Wer es möglich machen kann, arbeitet von zuhause aus („Homeoffice“). In etlichen Berufen aber ist dies überhaupt nicht machbar. Zum Beispiel im Pflegebereich.

Grenzach-Wyhlen. In diesen Coronazeiten ist der Alltag weder für die Bewohner noch für das Personal in Seniorenheimen einfach, wie Liliane Kreuzer im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Rolf Rombach darlegt. Kreuzer leitet das AWO-Seniorenheim Emilienpark in Grenzach.

Frage: Frau Kreuzer, warum darf ich Sie nicht besuchen?

Gerne hätten wir Sie empfangen, dennoch möchten wir jegliches Risiko vermeiden. Daher dürfen Besucher, bei denen ein Haushaltsangehöriger in Quarantäne ist, nicht in die Einrichtung.

Frage: Wie nehmen die Angehörigen der Bewohner inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen an?

Im Gegensatz zum Sommer, als immer wieder die Rückmeldung kam, ob denn nicht langsam mal beim Besuchsrecht die Verordnung gelockert werden kann, akzeptieren 99 Prozent der Angehörigen und Besucher die Sicherheitsvorkehrungen. Seit einiger Zeit bitten wir die Besucher, auch FFP2-Masken zu tragen, die sie von uns erhalten, um eine unbewusste Ansteckung soweit wie möglich zu vermeiden.

Dennoch gibt es ab und an immer noch vereinzelt Personen, die die Maskenpflicht in Frage stellen. Natürlich ist es für alle nervig, aber es bietet einfach Schutz für alle, denn man darf nicht vergessen, nicht nur die Bewohner müssen geschützt werden, auch die Mitarbeiter und auch die anderen Besucher. Denn wenn Mitarbeiter in Quarantäne müssen, fallen diese aus und dann muss in Notbesetzung gearbeitet werden.

Unverständnis ist im Fall eines Verdachtsfalles oder eines bestätigten Falles leider zu beobachten, wenn dann kurzfristig die Einrichtung geschlossen wird, um Infektionsketten nicht weiterzuführen und in Ruhe mit dem Gesundheitsamt alle weiteren Schritte zu besprechen. Wir sehen dies so: Lieber zwei Tage lang keine Besuche, als 14 Tage keine Besuche, wenn unbeabsichtigt das Virus verbreitet worden ist und dann eine Quarantäne für den Wohnbereich oder das gesamte Haus verhängt wird. Auch wenn wir verstehen, dass es für unsere Angehörigen schwer ist, wenn sie nicht kommen können.

Wenn wir die derzeit geltenden Kontaktbeschränkungen im privaten Bereich betrachten und ein Pflegeheim dem entgegenstellen, entstehen je nach Besuchslage in einem Pflegeheim sehr viele Kontakte. 94 Bewohner, 103 Mitarbeiter, externe Therapeuten, Ärzte und Besucher. Homeoffice machen und zu Hause bleiben ist für uns Beschäftigte im Pflegeheim nicht drin. Wir haben die meisten Kontakte im beruflichen Alltag und nicht im privaten Bereich. Aber auch wenn wir alle versuchen, uns zu schützen, kann es immer wieder passieren, dass doch mal jemand erkrankt, da wir wie alle anderen Menschen außerhalb im privaten Bereich Familie haben, die ebenfalls durch Kindergarten, Schule oder Beruf Kontakte haben.

Frage: Dürfen Besucher aktuell in den Emilienpark?

Derzeit dürfen Bewohner je zwei Besucher pro Tag bekommen. Bei Palliativbewohnern gibt es selbstverständlich Ausnahmen, und es werden individuelle Absprachen mit den Angehörigen getroffen, sofern die Palliativsituation zu sehen ist.

Frage: Hat es für die Bewohner Veränderungen gegeben?

Für die Bewohner hat sich der Alltag aus pflegerischer Sicht nicht groß verändert seit Beginn der Coronapandemie. So lange kein Covid-19-Fall oder ein Verdachtsfall in der Einrichtung vorhanden ist, läuft der Alltag mit entsprechenden Hygieneregeln.

Der Unterschied zu vor der Pandemie liegt hauptsächlich darin, dass alle Mitarbeiter und Besucher angewiesen sind, eine Maske zu tragen, und die Betreuungsangebote in kleinerem Rahmen und gegebenen Hygienestandards und mit Abstand stattfinden. Ansonsten hat sich bei uns nicht viel im Alltag der Bewohner verändert.

Frage: Wie kommen die Mitarbeiter zurecht, durchgehend mit der Schutzausrüstung zu arbeiten?

Unsere Mitarbeiter arbeiten seit längerer Zeit im direkten, längeren Kontakt mit FFP2- Masken. Die Einrichtung hat wie alle anderen Einrichtungen ein individuelles Coronakonzept, nach welchem, je nach Lage, gehandelt wird. Ansonsten kommen nur im Verdachtsfall oder im bestätigten Fall weitere Schutzmaßnahmen zum Tragen. Dann heißt es Schutzkittel, Visier und mehr. Das macht die Arbeit dann alles andere als leicht.

Frage: Ist inzwischen genügend Schutzausrüstung vorhanden?

Seit Anfang des Sommers haben wir genügend Schutzausrüstung und erhalten regelmäßig Nachschublieferungen.

Frage: Können Schnelltests Ihrer Einrichtung helfen?

Zum Thema Schnelltests haben wir eine zwiegespaltene Meinung. Im Verdachtsfall und im Fall der Fälle sind diese sicherlich ein gutes Instrument, um schnell testen zu können und schnelle Ergebnisse zu erhalten und gegebenenfalls Infektionsketten dadurch zu brechen. Dennoch bedarf es hierzu Fachkräfte, die diese Tests durchführen müssen. Diese Zeit wird bisher nicht vergütet und ist zusätzliche Arbeit. Diese Zeit geht den Bewohnern ab, und ich kann auch nachvollziehen, dass meine Mitarbeiter nicht begeistert sind und nicht unbedingt Abstriche durchführen wollen.

Frage: Lange wurde bemängelt, dass das Geld in der Pflege fehlt. Bekommen Sie den Mehraufwand refinanziert?

Was nachher schlussendlich refinanziert wird, wird sich zeigen. Derzeit können wir alle Mehraufwendungen, die durch Corona entstehen, einreichen.

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