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Grenzach-Wyhlen Der Traum vom Süden ist geplatzt

Tim Nagengast
An zahlreichen Kühlschränken in Grenzach-Wyhlen haftet dieser Magnet. Und nicht nur dort. Foto: Tim Nagengast

Der Gemeinderat von Grenzach-Wyhlen spricht sich mehrheitlich gegen die offizielle Zusatzbezeichnung „Südlichste Gemeinde Baden-Württembergs“ aus.

Lange Gesichter gab es am Dienstagabend im Gemeinderat nicht nur in den Reihen der Christdemokraten. Auch in manch anderem Gesicht im Ratsrund spiegelte sich die Enttäuschung darüber wider, dass der Vorschlag der CDU, für Grenzach-Wyhlen den offiziellen Zusatztitel „Südlichste Gemeinde Baden-Württembergs“ beim Innenministerium zu beantragen, das notwendige Quorum verfehlte. Damit verwarf das Gremium auch die Empfehlung des Hauptausschusses, der vergangenen Woche mehrheitlich für die Zusatzbezeichnung votiert hatte.

Fünf Ja-Stimmen fehlen

Drei Viertel der Ratsmitglieder – also 18 – hätten für den Zusatztitel votieren müssen. Nur 13 Räte stimmten am Ende der Debatte dafür, acht waren dagegen.

CDU rührt Werbetrommel

Für Bürgermeister Tobias Benz kam das verfehlte Quorum augenscheinlich unerwartet. Zwar hatte es bereits in vorangegangenen Debatten ein eher uneinheitliches Meinungsbild – auch innerhalb einzelner Fraktionen – gegeben. Nach dem positiven Empfehlungsbeschluss kam die Ablehnung durch den Gemeinderat aber offensichtlich überraschend für die Verwaltungsbank. „Okay, dann wird das absehbar nix mit dem Ortsschild, aber touristisch kann man’s ja trotzdem verwenden“, sagte Benz kurz und knapp.

„Süden weckt positive Gefühle“

Zuvor hatte Alfred Klassen im Namen der CDU-Fraktion, aus deren Reihen der Antrag auf Zusatzbezeichnung vor einigen Monaten gekommen war, noch einmal kräftig die Werbetrommel gerührt. An die Adresse derer, denen „Südlichste Gemeinde Baden-Württembergs“ als Begriff zu lang oder zu sperrig schien, sagte Klassen: „Südlich ist der Kernbegriff dieser Zusatzbezeichnung.“ Der Begriff „Süden“ löse „angenehme Gefühle“ bei den Menschen aus, wecke positive Assoziationen. Es gehe darum, positive Gefühle mit der Doppelgemeinde zu verbinden, „die mehr ist als nur bei Basel“. Klassen bezeichnete Grenzach-Wyhlen als eine „lebenswerte Insel“. Er wohne nun schon seit 20 Jahren in der Doppelgemeinde, „und ich habe in Deutschland noch nie so viel Wärme und Sonne wie hier erlebt“.

Levante: „Nicht prägnant genug“

Tilo Levante (FDP), dessen Familie, wie er sagte, „seit 17 Generationen oder so“ in Grenzach lebt, fand zwar, „dass es hier ganz viele schöne, tolle Sachen gibt“ und dass der südlichste Punkt „eine Tatsache“ sei. Ein „prägnanterer Begriff“ anstelle von „Südlichster Punkt Baden-Württembergs“ wäre ihm dennoch lieber.

Wesentlich weniger emotional wollte Carola Lambelet (FW) – selbst aus alter Grenzacher Familie stammend – an das Thema herangehen.

„Besser als The Länd“

„Wenn wir der südlichste Ort Deutschlands wären, okay“, sagte Lambelet. Aber dieser sei die Doppelgemeinde nun einmal nicht. Wenn sie gefragt werde, sage sie zumeist: „Ich wohne in Grenzach-Wyhlen bei Basel.“

„Wir sollten doch dazu stehen: Wo ist Grenzach-Wyhlen“, ergriff Ulrike Ebi-Kuhn (CDU), für die die Zusatzbezeichnung eine Herzensangelegenheit gewesen wäre, noch einmal das Wort und bat um Zustimmung. Auch Katja Schäfer (SPD) schloss sich Klassens und Ebi-Kuhns Bitte um Zustimmung an. Zumal sie „Südlichste Gemeinde Baden Württembergs allemal besser als The Länd oder so“ fand.

Ehe Leon Intveen (SPD) mit Erfolg einen Antrag auf Ende der Debatte stellte, sorgte noch eine Stellungnahme von Katharina Nobs (Grüne) für große Erheiterung und gelöste Stimmung im Ratsrund: „Wir sind zumindest die Gemeinde in Deutschland, die am weitesten von Berlin entfernt ist – das ist geografisch so.“

CDU ist bitter enttäuscht

Nach dem Ratsbeschluss, das Thema Zusatzbezeichnung nicht weiter zu verfolgen, brach sich auf der CDU-Bank dann die Enttäuschung Bahn. Wie die Reaktionen aus dem Ratsrund zeigten, fühlten sich einige Gremiumsmitglieder dabei von Ulrike Ebi-Kuhns Satz „Wir haben uns überlegt, ob der Antrag von der falschen Fraktion kommt“ wohl etwas provoziert. „Ich vermisse Solidarität. Die CDU hat oft bei Anträgen anderer Fraktionen zugestimmt“, legte sie nach. Für Geraune im Rat sorgte dann ihr Schlusswort: „Ihr könnt darüber nachdenken.“

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