Grenzach-Wyhlen Der Urenkel des Venezianers

Tim Nagengast
Tilo Levante (rechts) hatte Freunde, Bekannte, Weggefährten und Kunden zu seinem Firmenjubiläum eingeladen. Auch Bürgermeister Tobias Benz (links) machte dem Geschäftsmann und engagierten Lokalpolitiker seine Aufwartung. Foto: zVg/Daniela Philipp

Tilo Levante – in Grenzach-Wyhlen allseits bekannter Geschäftsmann und Lokalpolitiker – feiert sein 25-jähriges Firmenjubiläum. Was viele nicht wissen: Der Ur-Grenzacher hat italienische Wurzeln. Diese liegen weit zurück und sind hochinteressant.

„Ja, guten Tach!“, sagt Tilo Levante gern, wenn man ihm auf der Straße die Hand schüttelt. Nach dieser recht preußisch klingenden Begrüßung geht’s dann gleich auf Alemannisch weiter. Denn der 61-Jährige ist ein Ur-Grenzacher. Und es gibt wohl kaum jemanden im Dorf, der Tilo Levante nicht kennen dürfte.

Sehr breit aufgestellt

Das liegt unter anderem daran, dass der Informatiker mit Doktortitel unheimlich breit aufgestellt ist: So führt er einerseits einen Computer- und EDV-Laden, in dem es aber auch im klassischen Bereich angesiedelte Gesellschaftsspiele, Experimentier- und Baukästen zu kaufen gibt. Und den Lotto-Schein kann man auch „bim Dokter Levante“ abgeben oder sich sein Päckchen dort einliefern lassen. Die Firma betreut aber auch vorwiegend kleine und mittelständische Unternehmen im IT-Bereich.

Und – ach ja: Bis vor fast genau auf den Tag drei Jahren war Levante obendrein auch noch der „Pöschtler“ von Grenzach. Bis er von sich aus die Verträge mit der Deutschen Post kündigte, weil die Einnahmen aus dem Betrieb der Postagentur in keinem Verhältnis zu seinem Aufwand stünden, wie Levante damals gesagt hatte.

Ideenreicher Lokalpolitiker

Auch ehrenamtlich ist der umtriebige und nie um ein Schwätzchen verlegene Unternehmer sehr präsent. Zum Beispiel im Gemeinderat. Dort sitzt er für die Fraktion der FDP. Der leidenschaftliche Liberale tritt dabei nicht nur als versierter und bestens vorbereiteter Zahlenversteher (und kritischer Prüfer derselben) in Erscheinung. Auch kämpft Levante dort mit Nachdruck für die Einhaltung der gesetzlich garantierten Lernmittelfreiheit und beweist mit seinen Wortbeiträgen regelmäßig, dass er – ganz Freidemokrat – überhaupt kein Freund von ihm unnötig erscheinenden Regelungen ist. Auch als „soziales Gewissen der Grenzach-Wyhlener FDP“ setzt Levante regelmäßig Akzente. Nicht umsonst heißt die vor wenigen Jahren nach einem eigenen Rechenmodell eingeführte Sozialstaffelung der Kindergartengebühren im Rathausjargon „Levante-Matrix“. Denn auf ihn geht dieses Gebührenmodell zurück. Levante hatte es entwickelt und sowohl den gesamten Gemeinderat als auch die Verwaltung davon überzeugen können.

Spannende Herkunft

Der Nachname des Geschäftsjubilars könnte vielleicht den einen oder anderen dazu verleiten, Tilo Levante ein fröhliche „Buon giorno!“ entgegenzurufen. Das aber wäre sinnlos. Denn der 61-Jährige spricht kein Italienisch, auch wenn er wohl italienische Vorfahren hat. Wirklich rekonstruieren lässt sich dies jedoch nicht, jedoch war der Urgroßvater des Grenzacher Unternehmers ein Findelkind, das im 19. Jahrhundert in Venedig aufgefunden wurde. Man gab dem Bub dann den Namen Virgilio Levante und schickte ihn in ein oberitalienisches Waisenheim.

Doch die Zeiten waren unruhig. Venedig war nach dem Wiener Kongress 1815 zum lombardo-venezianischen Königreich gekommen, das von Habsburg, also Österreich, regiert wurde. Virgilio Levante, so berichtet sein Grenzacher Urenkel, „wollte aber keinen Krieg spielen“ und zog fort in eine habsburgische Bergwerksiedlung. Von dort aus verschlug es den jungen Mann dann irgendwie ins obere Wiesental. Auch dort wurde seinerzeit Bergbau betrieben.

Von Venedig nach Mambach

Virgilio Levante lebte fortan in Mambach (heute Stadtteil von Zell im Wiesental), wurde dort sesshaft, baute seine eigene Baufirma auf und gründete eine Familie. „Zwölf Kinder hat mein Urgroßvater damals gezeugt. Und eines davon zog dann nach Grenzach“, weiß Tilo Levante aus familiären Erzählungen. „Deswegen gibt es gerade auch im Wiesental heute noch einige Levantes. Und ich habe noch keinen hiesigen Levante getroffen, mit dem ich nicht irgendwie verwandt bin“, schmunzelt der Unternehmer.

Im Haus aufgewachsen

Seine Geschäftsräume an der Grenzacher Hauptstraße waren übrigens auch seine Kinderstube. Der heutige Büro- und Besprechungsraum von Tilo Levante und seinem siebenköpfigen Team war sein Kinderzimmer. Die Raumaufteilung im Haus war dabei ein wenig abenteuerlich. „Wenn ich zu meinen Eltern in die Wohnung wollte, musste ich durch den Laden gehen“, deutet Tilo Levante auf die heutige Bürotür. „Während der Schulferien musste ich also vor 8.30 Uhr gefrühstückt haben.“ Warum?

Weil Klein-Tilo sonst während des Betriebs womöglich im Pyjama durch das Modegeschäft seiner Mutter Olga („Rübin & Co.) gelatscht wäre.

Feier in lockerem Rahmen

Aber auch als Herr im gesetzteren Alter zweckentfremdet der Inhaber die Räume dann und wann: So verkauft Tilo Levante in seinem Geschäft nicht nur seine Produkte und Leistungen, auch die Fraktionssitzungen der FDP finden darin statt – quasi im Schaufenster.

Und auch die Feier aus Anlass seines 25-jährigen Firmenjubiläums war dort. Kunden kamen, Kunden gingen, manche blieben. Schnell hatten sie ein Glas Sekt in der Hand, plauschten in ganz lockerem Rahmen miteinander, mit dem Geschäftsjubilar und dessen Freunden aus Politik und Gesellschaft, die sich dort dieser Tage ein Stelldichein gaben.

Dabei erfuhren sie so manche interessanten Dinge. Daraus ist schließlich dieser Artikel entstanden, der eigentlich gar nicht geplant war. Zumindest nicht in dieser Form.

Umfrage

Was darf was kosten?

Der Vorschlag, dass Langzeitarbeitslose, die ein Jahr gearbeitet haben, eine 1000-Euro-Prämie bekommen sollen, ist umstritten. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading