Grenzach-Wyhlen Der Vergessenheit entrissen

Die Oberbadische

Anno 1726 stiftete ein Soldat eine hölzerne Wappenkartusche

Es ist ein historisches Kulturgut, das seit geraumer Zeit ein Dasein im Verborgenen in einer dunklen Ecke des evangelischen Pfarrhauses in Grenzach fristet und jetzt wieder ans Tageslicht geholt wurde: eine historische Wappenkartusche. Ein Soldat hat sie der evangelischen Kirche zu Grenzach anno 1726 gestiftet. Nun soll sie restauriert werden.

Von Manfred Herbertz

Grenzach-Wyhlen. Pfarrer Axel Huettner und Helmut Bauckner strahlen um die Wette, als sie die Wappenkartusche präsentieren. Jedoch: In dem wertvollen Schnitzwerk ist im wahrsten Sinne des Worts der Wurm drin, und auch die Bemalung ist teilweise ramponiert. Zwei Schleifen sind abgebrochen, und ein Akanthusblatt, das das Wappen umspannt, hat einen großen Riss.

„Exercitus Augusti Miles Evocatus“

Das Wappen selbst ziert folgender Schriftzug: „Kaiserlicher Hauptmann“. Zu sehen sind unter einem zum Hieb erhobenen Schwert mit eisernem Helm eine Mühle mit großem Rad, das an einer Brücke liegt. Am oberen Rand des Wappens stehen die Buchstaben „E.A.M.E“. Das steht für „Exercitus Augusti Miles Evocatus – des kaiserlichen Heeres berufener Führer“.

Hintergrund der Spende ist nicht mehr bekannt

Doch wie kommt diese Preziose nach Grenzach? Im Jahr 1726 hatte ein kaiserlicher Hauptmann namens Heinrich Friedrich Bruckmüller diese Kartusche der evangelischen Kirche gespendet. Die Geschichte dazu ist zwar nicht dokumentiert, aber in den alten Kirchenbüchern desselben Jahres findet man unter den Datum des 27. August einen Eintrag, der vom damaligen Pfarrer Jacob Portzelius gemacht wurde. Der Pfarrer notierte, dass eben jener Hauptmann die Wappenkartusche gespendet habe, die fortan in der Grenzacher Kirche an einem Kruzifix angebracht war, wie Huettner und Bauckner erklären. 1953 wurde das Kruzifix im Rahmen der Renovierung entfernt, der Korpus wurde 1998 bei einer neuerlichen Renovierung auf einem neuen Kreuz befestigt. Die Wappenkartusche aber war wohl schon viel früher auf den Speicher des Pfarrhauses gewandert und in Vergessenheit geraten.

Die Geschichte des genannten Bruckmüllers ist, soweit sie sich nachvollziehen lässt, eine spannende. Er war als kaiserlicher Hauptmann auf der Reichsfeste in Breisach stationiert. Es wird vermutet, dass er irgendwann nach Rheinfelden auf die Feste auf dem Stein abgeordnet wurde und eines Tages wohl in Grenzach – dort war die nächstgelegene evangelische Kirche – den Gottesdienst besuchte und die Wappenkartusche spendete.

Pfarrer Huettner nimmt an, dass das im Grenzacher Gotteshaus hängende Bild „Mariae Verkündigung“ ebenfalls von Bruckmüller gespendet worden sein könnte. Das Datum des Bildnisses von 1728 lasse durchaus den Schluss zu. Gesichert ist diese Theorie aber nicht.

Verein für Heimatgeschichte trägt die Kosten

Die Wappenkartusche ist Mitte dieser Woche in die Hände der Restauratorin Regine Drendler übergeben worden. Sie soll das kulturhistorisch wertvolle Stück fachgerecht restaurieren. Zunächst wird sie daran gehen, das Holz in mehreren Schritten zu verfestigen, was einige Wochen dauern wird. Dann werden die abgebrochen Teile befestigt und Lücken ausgebessert. Ziel sei, so die Restauratorin, dass das Wappen „gesund aussieht, aber nicht wie neu“.

Die Kosten für die Restaurierung übernimmt der Verein für Heimatgeschichte, wie Helmut Bauckner betont. Noch offen ist die Frage, wohin die Wappenkartusche nach ihrer Restaurierung kommt. Nach Möglichkeit an eine Wand in der Kirche, geschützt von einer Glasscheibe, schlägt Bauckner vor.

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