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Grenzach-Wyhlen Der Wald ist keine Sparkasse mehr

Tim Nagengast
Dass eine Gemeinde Wald besitzt und bewirtschaftet, ist keine Garantie mehr auf finanzielle Einnahmen. Foto: Tim Nagengast

Forstbetriebsplan: Defizit für Gemeindewald erwartet / Eschen sterben weg und Buchen leiden

Der Besitz von Wald und dessen Bewirtschaftung ist für viele Gemeinden schon lange keine sichere Bank mehr. Das gilt auch für Grenzach-Wyhlen, wie Forstrevierleiter Markus Dischinger am Dienstagabend im Hauptausschuss darlegte. Klar ist außerdem: Der Wald verändert sein Gesicht. Die Eschen sterben flächendeckend ab und werden zunehmend zum Sicherheitsrisiko, Buchen und Fichten kämpfen gegen sich verändernde Wachstumsbedingungen infolge des Klimawandels.

Von Tim Nagengast

Grenzach-Wyhlen. Es ist noch gar nicht so lange her, da zauberte die alljährliche Forstbetriebsergebnis-Präsentation Gemeinderäten und Kämmerern landauf, landab ein Freudestrahlen ins Gesicht. Es galt die Maxime: Holz geht immer. Papierindustrie, Möbelhersteller, „die Chinesen“ und zunehmend auch Häuslebauer und Eigenheimbesitzer setzten auf den nachwachsenden Rohstoff als Bau- beziehungsweise Heizmaterial. Die Preise kannten – von Ausnahmen wie etwa in „Käferjahren“ einmal abgesehen – nur eine Richtung: nach oben. So spülte der Verkauf von Holz stets gutes Geld in die zumeist notorisch klammen Gemeindesäckel. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Wie Markus Dischinger im Grenzach-Wyhlener Hauptausschuss vorrechnete, dürfte die Doppelgemeinde im nächsten Jahr mit ihrem kommunalen Forst ein Defizit von 16 000 Euro einfahren. Kalkulierten Ausgaben in Höhe von 85 400 Euro stehen Einnahmen von nur 69 500 Euro gegenüber.

Die Esche stirbt

Dischinger kündigt außerdem jede Menge außerplanmäßige Hiebsmaßnahmen im Zuge des durch einen Pilz verursachten Eschentriebsterbens an. Geschädigte Bäume können bei Wind einfach umkippen, es brechen Teile von ihnen ab. „Abgängige“ Eschen würden daher präventiv gefällt, um Gefahren zu vermeiden. Geschehe dies nicht, müssten aus Sicherheitsgründen sukzessive immer mehr Teile des Waldes für die Öffentlichkeit gesperrt werden, sagte der Forstrevierleiter im Hauptausschuss. Die Esche sei bei uns kaum zu retten, diese Baumart werde hier wohl verschwinden.

Die Buche kämpft

Nicht ganz so dramatisch, aber keineswegs gut ist die Lage bei der in unserer Ecke häufigsten Laubbaumart: der Buche. Bedingt durch die dürren Sommer kämpfen viele davon mit Trockenheitsfolgen. Denn ein feucht-kühler Sommer hat eben nicht gereicht, um drei aufeinanderfolgende Dürrejahre wettzumachen. Heißt bei den Buchen: Kronen sterben ab, Rinden werden nekrotisch, manche Äste arg dürr.

Wo für den Menschen Gefahr droht, will Dischinger daher nicht nur Eschen, sondern auch geschädigte Buchen fällen lassen. Letztere lasse man aber „auf der Fläche“ in nicht unmittelbarer Nähe zu Waldwegen gerne als sogenannte Habitatbäume stehen, wie das Alt- und Totholzkonzept dies vorsehe.

Ebenfalls mit den Folgen des Klimawandels zu kämpfen hat in den hiesigen Tieflagen die Fichte. In Grenzach-Wyhlen gibt es zwar derer nicht allzu viele (beziehungsweise generell kaum Nadelbäume), aber die paar, die im Wald stehen, haben es zunehmend schwer und zeigen Trockenheitsschäden. Immerhin habe die Witterung im vergangenen Jahr dafür gesorgt, dass der Borkenkäfer beim Nadelholz nicht so zuschlagen konnte. Hiebsreife Fichten will Forstrevierleiter Dischinger aber bei entsprechender Marktlage präventiv hauen lassen, „bevor sie vom Käfer gefressen werden“. Diese Baumart werde in den Tieflagen nicht überleben.

Aber: Die Natur berappelt sich. Der Forstrevierleiter sprach von flächendeckender Naturverjüngung.

Geplante Maßnahmen

In Grenzach-Wyhlen beträgt der jährliche Holzhiebsatz 1850 Festmeter. Aufgrund des Eschentriebsterbens ist in den vergangenen Jahren jedoch deutlich mehr Holz gehauen worden (mehr als 1100 Festmeter Esche bei einem Gesamthieb von 1700 Festmetern). Dischinger zufolge ist für kommendes Jahr daher ein Hiebsatz von insgesamt 1240 Festmetern vorgesehen.

Die Schwerpunkte im kommenden Jahr liegen dann im Bereich Neufeld/Dengeligeist (880 Festmeter), wo vor allem Eschen und Fichten gefällt werden sollen. Der Dengeligeistweg werde daher zeitweise gesperrt, kündigte Dischinger an. Diese Maßnahme werde aber rechtzeitig angekündigt. Außerdem werde eine Umleitung eingerichtet, denn der Dengeligeistweg ist einer der beliebtesten Spazier- und Wanderwege bei Grenzach.

Am Rührbergweg in Wyhlen ist ein Schwachholzhieb vorgesehen (360 Festmeter). Außerdem plant Dischinger am Hofackerweg und der Bettinger Straße zwei Kultursicherungen.

Generell gilt: Die Waldbewirtschaftung ist schwerer geworden. Zu viele externe Faktoren machen den Forstleuten das Leben nicht leichter. Mal müssen ganze Bereiche des Waldes aufgrund des Gefährdungspotenzials bearbeitet werden (Eschen fällen etc.), mal ist der Aufwand für die Fällung eines Einzelbaums aufgrund der vielen Steillagen in und um Grenzach-Wyhlen herum extrem hoch – und so weiter.

„Die Sparkassenfunktion des Waldes ist leider vorbei“, resümierte Dischinger im Hauptausschuss. Und schob nach: „Es ist irgendwie schade, dass man seit einigen Jahren nicht mehr proaktiv im Wald unterwegs sein kann, sondern nur noch irgendwelchen Sachen hinterherrennen muss.“

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