Wier: Im vergangenen Jahr hatten wir uns schon Gedanken gemacht, ob sich ein Abholservice lohnen würde. Doch wenn man einen solchen anbietet, muss man „just in time“ liefern können. Der Musikverein hat das mit seinen Hähnchen erfolgreich hinbekommen. Aber das ist eben auch nur ein Produkt. Das war schon schwierig. Dann kommt ja noch das Zeitfenster von 15 Minuten hinzu, wo die Leute pünktlich sein sollten. Wir müssten neben Spargel aber ganze Gerichte aus mehreren Komponenten mit Kartoffeln, Schinken oder Schäufele machen. Das wäre relativ schwierig zu händeln. Das Dessert des Jahres mit Eis wäre zusätzlich eine Herausforderung.
Frage: Mit Trockeneis?
Wier (lacht): Ja, in Kooperation mit Roche.
Lucht: Der Wunsch nach einem Abholservice kam schon öfter auf. Aber die Leute, die nicht in der Organisation involviert sind, können es sich nur schwer vorstellen, was administrativ dahinter steckt. Wie eben geschildert, sind die Punkte vielschichtig, und das Risiko, der Material- und der Personaleinsatz – das ist alles sehr unsicher. Wenn das mit dem Zeitfenster dann nicht klappt und der Spargel zu lange herumliegt, dann könnte das die von uns gewohnte Qualität beeinflussen. Und das wollten wir nicht.
Frage: Welche Risiken haben Ihre Entscheidung noch beeinflusst?
Lucht: Die Corona-Regelungen haben sich oft geändert. Für ein „to go“ hätten fünf Personen, die sich treffen durften, logistisch nicht gereicht. Auch bei anderen Konstellationen hätte eine kurzfristige Änderung der Pandemieregelungen eine Absage zur Folge haben können, und wir wären dann auf den Lieferungen sitzen geblieben.
Wier: Es ist natürlich schade, denn es trifft nicht nur unsere Vereine, sondern auch die helfenden Gruppen. Die haben ebenfalls mit den Einnahmen kalkuliert, die bei unserem Fest stets möglich waren. Es ist schwierig – alle Vereine leben von solchen Events.
Was uns betrifft, wir müssen im November, Dezember unsere Bestellungen rausgeben. Deswegen haben wir uns frühzeitig schon besprochen. Der Turnerbund, die Bands, die weitere Infrastruktur, das muss in die Wege geleitet werden. Bierbrunnen sind aktuell nicht so gefragt. Aber das weiß man ja vorher nicht immer. Und auch Stornogebühren fallen ja an, die man ebenfalls bezahlen muss. Inzwischen haben Künstler das auch in ihren Verträgen.
Lucht: Musikvereine kommen auch gerne zu uns. Mit etwas Vorlaufzeit muss aber auch hier gerechnet werden, damit genug Musiker dabei sind. Oder man denke an die Ausstattung für das Kinderprogramm! Es sind viele Punkte, kleine und große, die mit dem Spargel- und Erdbeerfest zusammenhängen. Bei der Menge an Posten können die Stornierungsgebühren einem Verein mächtig weh tun.
Wier: Ein kleiner Trost: Die Menge an Erdbeeren, die wir benötigt hätten, wären wegen des Regens dieses Jahr schwer zu bekommen gewesen. Und es hat das ganze Wochenende lang geregnet: Der Wettergott hat also mit uns geweint!
Frage: Gibt es Planungen für 2022?
Wier: Wichtig ist für uns, dass alle wieder dabeisein können beim nächsten Mal: Gäste, Freunde, Lieferanten. Wir hoffen, dass alle noch da sind, wenn es wieder losgeht. Mit Schrecken haben wir gelesen, dass es bei einem Geräteverleiher derzeit sehr schlecht aussieht. Wir würden gerne nächstes Jahr wieder gemeinsam und unbeschwert feiern.
Lucht: Die Frage ist auch: Wie schnell kehrt die echte Normalität wieder ein? Kann man in Zukunft wieder ungezwungen irgendwo hingehen? Wie verhalten sich die Leute? Und sind sie direkt dazu bereit, sich in eine Menschenmasse zu begeben? Ich frage mich, ob man das vielleicht auch erst wieder lernen muss.
Frage: Also zunächst ein Konzept erstellen?
Lucht: Ich denke, wir kleinen Vereine können entspannt abwarten, wie größere Veranstalter, etwa vom Mittelalterfestival oder von Bundesligaspielen, reagieren werden. Von deren Ergebnissen können dann auch kleinere Veranstaltungen profitieren. Bis November wissen wir hoffentlich mehr. Zum einen wegen Fasnacht, aber auch, um dann zu entscheiden, ob das nächste Spargel- und Erdbeerfest stattfinden wird.
Wier: Da ist für uns noch so ein Punkt, der vielen Menschen nicht klar ist: Neben unserem Acht-Stunden-Job haben wir alle noch einen riesigen ehrenamtlichen Aufwand nebenbei. Dieser wird gerne unterschätzt!