Grenzach-Wyhlen Die Freude am nicht Vollendeten

Die Oberbadische
Der Bildhauer Thomas Th. Willmann mit seinen lebensgroßen Frauenfiguren aus Holz zwischen den Mauerresten in der Grenzacher Römervilla. Foto: Jürgen Scharf Foto: Die Oberbadische

Ausstellung: Thomas Th. Willmann zeigt Köpfe, Figuren und Tuschzeichnungen in der Römervilla

Vor 26 Jahren hat Thomas Th. Willmann schon einmal in der Grenzacher Römervilla ausgestellt, zuvor in den 80er Jahren sogar drei Mal im Schlössle. Eine lange Zeit, seither ist bei dem in Schallbach lebenden Künstler und ehemaligen Kunsterzieher bildhauerisch und bildnerisch viel passiert.

Von Jürgen Scharf

Grenzach-Wyhlen. Willmanns neue Ausstellung im Regionalmuseum für römische Alltagskultur in Grenzach bringt im plastischen Bereich einen großen Querschnitt durch sein Schaffen, während die Tuschzeichnungen und Improvisationen aus den vergangenen fünf Jahren stammen und die Kreidezeichnungen aus diesem Sommer.

Der Bildhauer und Grafiker war in letzter Zeit etwas zurückhaltend mit Ausstellungen, umso größer war bei der Eröffnung der Publikumsandrang. Die Rundumgalerie füllte sich zusehends mit einem kunstinteressierten Publikum, das von Willmanns Arbeiten sehr angetan war. Diese sind aber auch sehr schön präsentiert.

Wenn man hereinkommt, geht man an den marmornen Flügelfiguren und dem Kopfpaar vorbei, zwei figürlichen Reliefs. Dann stößt man auf den „Großen Kopf“, die älteste Skulptur aus den 1980er Jahren. Der „Große Schreiende“ aus Götterbaum lässt mit seiner expressiven Ausdruckskraft an Edvard Munchs malerische Parallele „Der Schrei“ denken: sehr beeindruckende freie bildhauerische Arbeiten, gleichwohl fiktive Köpfe. Der keilartige „Kopf im Block“ oder „Kopf, entstehend“ scheinen wie aus dem Steinblock herauszuwachsen.

Der Kopf als ein zentrales Thema

Das Thema Kopf interessiert Willmann schon immer. So gibt es in seinem Werk archaische Kopfbüsten aus Holz und Stein, aber auch sehr reduzierte helmartige Kopfformen aus poliertem Marmor. Mit ihren kaum noch merklichen figürlichen Andeutungen sind sie fast schon abstrakt. Das Motiv „Kopf“ wird auch in zwei Masken variiert.

Imponierend zwischen den Mauerresten der Villa urbana stehen Willmanns vier lebensgroße Frauenfiguren aus unterschiedlichem, farbig bearbeiteten Holz, teils mit natürlichen Rissen, die durch ihre statuenhafte Gestaltung sehr gut zum römischen Ambiente passen. An den früheren und aktuellen Arbeiten sieht man eine Entwicklung und den künstlerischen Weg zu den Reliefplastiken neueren Datums.

Das Thema „Stein“ taucht auch in Tagebuchzeichnungen von Felsformationen aus der Bretagne auf. In diesen Zeichnungen kommt der Bildhauer durch, denn das Steinige hat mit Willmanns Liebe zur Bildhauerei eine Beziehung. Die Felsformen sind von Plastizität bestimmt, weniger von der Linie als dem gestalterischen Element. Diese großen Zeichnungen hat Willmann nach ergiebigen Skizzen ausgearbeitet.

Das Sujet Stillleben beschäftigt den Künstler seit seiner Studienzeit. Als er jüngst in Portugal war, sind Bilder von Fischen (Thunfisch, Dorade) und Fischköpfen entstanden, die schon eindeutig Nature morte-Charakter haben.

Improvisationen mit Tusche

Eine andere Serie („Wintertage“) zeigt menschenleere Schneelandschaften zwischen Todtnauberg und Bernau, sehr sparsam mit der Rohrfeder ausgeführte große Blätter in Weiß, Schwarz und wenigen Zwischentönen, in bewusster Reduktion gehalten. Darunter sind auch freiere Umsetzungen, großzügig, ja fast schon kalligrafisch angelegt. An diesen Winterbildern sieht man, dass Willmann das Nonfinito reizt, das nicht Vollendete, die Andeutungen, ähnlich wie bei einem guten Gedicht.

Ganz frei und spontan, mit breitem Pinsel und unverdünnter Tusche, hat er die Serie von sechs „Improvisationen“ zeichenhaft „niedergeschrieben“ – Bilder ohne Inhalt, mit Form in Bewegung, voller gestischem Pinselschwung: dynamische Blätter, bei denen der Betrachter assoziieren darf.

„Die Ausstellung passt wunderbar in die Römervilla“, befand Helmut Bauckner vom veranstaltenden Verein für Heimatgeschichte. Durch das Material Marmor, die stelenhaften Frauenfiguren und die archaischen Arbeiten stellt sich auch für den Künstler selber ein deutlicher Bezug zur Antike her.

Weitere Informationen: Die Ausstellung kann bis zum 13. Oktober besichtigt werden. Öffnungszeiten: samstags von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 11 bis 18 Uhr.

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