Berlin/Grenzach-Wyhlen - Ein Haus am Burgackerweg, ein Straßenschild in der Ortsmitte und so manches Bild in privaten Wohnstuben: Vieles in Grenzach-Wyhlen erinnert noch heute an Paul Maier-Pfau.
Der Gastronom, Bandleader und Musiker David Canisius hütet in Berlin das künstlerische Erbe seines Großvaters Paul Maier-Pfau.
Berlin/Grenzach-Wyhlen - Ein Haus am Burgackerweg, ein Straßenschild in der Ortsmitte und so manches Bild in privaten Wohnstuben: Vieles in Grenzach-Wyhlen erinnert noch heute an Paul Maier-Pfau.
Gehütet und hochgehalten wird das Erbe des 1899 in Nollingen geborenen und 1979 in Grenzach gestorbenen Malers jedoch ungefähr 800 Kilometer weiter nordöstlich: in einem Berliner Restaurant namens „PeterPaul“. Dort hält Gastronom, Bandleader und Musiker David Canisius das künstlerische Erbe seines Großvaters Paul Maier-Pfau in Ehren.
Als unser Redakteur Tim Nagengast auf Spurensuche geht, stellt er fest: Einen nagelneuen, aufwendigen Bildband mit Werken Maier-Pfaus gibt es es obendrein.
Torstraße 99. Ist das jetzt schon im Prenzlauer Berg oder noch in Mitte? Egal. Wer am Berliner „Alex“ in die U8 springt, steigt zwei Stationen später am Rosenthaler Platz aus. Von da sind es nur ein paar Schritte ins „PeterPaul“. Dort wird nicht nur klassisch deutsch gekocht und en miniature gespeist, sondern auch das Gedenken an Paul Maier-Pfau gepflegt. Dessen Werke dominieren das Restaurant. Betreiber ist David Canisius.
Maier-Pfaus Bilder fallen den Restaurantgästen auf
Der Enkel des bekannten Malers vom Hochrhein ist nicht nur Gastronom, sondern als Sologeiger der Leiter der Swing-Band „The Capital Dance Orchestra“, dazu Hobbyläufer, DJ, Mit-Erfinder des TV-Formats „arte-Lounge“ und des Club-Formats der Deutschen Grammophon.
Als Bub weilte er häufig in Grenzach bei seinem Großvater, den er sehr verehrt. So sehr, dass sein Berliner Restaurant einer Galerie gleicht. Maier-Pfau, wo man auch hinsieht. Jetzt versteht man auch, wer der „Paul“ im Namen des Restaurants wohl sein mag.
Corona-Pandemie macht Pläne zunichte
„Wie oft sprechen uns unsere Gäste auf die Bilder an! Wie oft werden wir danach gefragt? Mehrmals pro Woche“, sagt David Canisius. Da lag es für ihn nahe, dem Werk seines Großvaters ein Buch zu widmen.
Der prächtige Bildband (siehe Info unten) mit rund 60 ausgewählten Gemälden Maier-Pfaus hätte eigentlich im „PeterPaul“ vorgestellt werden sollen. Mit einer Party samt Lesung, Live-Musik, Essen und Trinken. Mit Stammgästen, Freunden, Kunstliebhabern. Doch die Corona-Pandemie hat Canisius’ Plänen einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. So erschien „Paul Maier-Pfau – Selected Works“ nahezu im Stillen, wie Canisius bedauert.
David Canisius kommt regelmäßig nach Grenzach
Apropos Stille: Die genießt der Wahl-Berliner sehr gerne auf dem Rührberg, auf der Chrischona oder dem Grenzacher Hornfelsen. „Wir kommen wenigstens einmal im Jahr nach Grenzach-Wyhlen, um Freunde zu besuchen und auf den Friedhof zu gehen, wo meine Großeltern Martha und Paul liegen“, erzählt der 52-Jährige.
Als begeisterter Läufer nutzt er gerne die Gelegenheit, übers Hörnli zu joggen. Oder durchs Markgräflerland. „Das liebe ich! Der Sommer dauert dort glatt zwei Monate länger als bei uns hier!“
Auch ein Gang durch den Burgackerweg gehört für den Gastronomen beim Besuch in seiner heimlichen zweiten Heimat dazu. „Wir hatten das Haus meines Opas noch ganz lange, lange gehalten und es vermietet“, erzählt er nachdenklich. Er hing sehr am großelterlichen Anwesen. „Aber so war das auch keine Dauerlösung.“ Die Entfernung zu Berlin. „Wenn dann was ist, fahren Sie 800 Kilometer runter und wieder rauf. Aber wir haben tolle Käufer gefunden, die den Charme des Hauses erkannt haben“, freut sich der gebürtige Heidelberger.
Nur vage kann er erahnen, wie viele Gemälde sein Großvater im Laufe seines Künstlerlebens geschaffen hat. „Ein paar Hundert waren es wohl. Personenporträts, Landschaftsbilder in und um Grenzach, das Rheinknie, der Schwarzwald, das Markgräflerland“, zählt Canisius auf. Er besitzt selbst mehr als 100 Maier-Pfau-Bilder, „die hier schlummern“. Und stellt sie quasi im rollierenden System in seinem Restaurant aus.
Das fällt auf. So sehr gar, dass Canisius mit einem unter seinen Gästen weilenden Verleger ins Gespräch kommt. „Und das Ergebnis ist das neue Buch. Mir geht es darum, das Werk meines Großvaters noch bekannter zu machen“, hält der Betreiber des Restaurants „PeterPaul“ fest.
Man könne kaum schätzen, wie viele Menschen im Dreiländereck noch heute Gemälde seines Großvaters besitzen, überlegt Canisius. „Und, ja, im Kunstmuseum Karlsruhe hängen auch noch welche“, weiß er. „Ich bin es meinem Opa schuldig, denn wir haben uns sehr geliebt. Und ich liebe sein Werk. Auch verbindet uns, dass wir beide Geige spielen, denn Opa hat nicht nur gemalt.“ Es sei für ihn Vergnügen und Pflicht gleichermaßen, Paul Maier-Pfaus Erbe zu hüten.
Der Lebensweg des Paul Maier-Pfau
Doch wer war der Künstler eigentlich, der 1979 in Grenzach starb und nach dem die Gemeinde sogar eine Straße benannte?
Wer das Buch „Selected Works“ aufschlägt und Jan Winkelmanns Vorwort über Paul Maier-Pfau liest, erfährt: Der Maler wurde 1899 in Nollingen geboren und lebte fast 60 Jahre lang in Karlsruhe, wo er zwischen beiden Weltkriegen die Kunstakademie besuchte. In seiner künstlerischen Frühphase, wie Winkelmann schreibt, „noch recht erdig“, wandte Maier-Pfau sich ab 1925 der Neuen Sachlichkeit zu, nachdem er die namensgleiche Ausstellung in der Mannheimer Kunsthalle gesehen hatte.
Regelmäßig malt der Künstler Porträts: von sich selbst, aber auch von Mitgliedern seines familiären und sonstigen Umfeldes. Im Buch „Selected Works“ findet man beispielsweise den in Grenzach-Wyhlen noch bestens bekannten Wolf Wetzel als jungen Schüler. Erstaunt entdeckt man am Ende des Bandes dann fast schon fotorealistische Gemälde von Sakralgebäuden wie dem Dom zu Mainz oder das Innere des Pantheons in Rom. Auch das Kolosseum hat Maier-Pfau in diesem Stil gemalt.
Fast vier Jahrzehnte lang arbeitete Maier-Pfau als Kunsterzieher. Nach seiner Emeritierung zog es ihn zurück an den heimatlichen Hochrhein. Bis zu seinem Tode 1979 lebte er in Grenzach-Wyhlen am Burgackerweg. Dort hält man sein Erbe in Ehren. Und in Berlin.
Buch-Info:
Weitere Werke von Paul Maier-Pfau kann man unter http://bit.ly/PaulMaierPfau ansehen.