Grenzach-Wyhlen Eine Viertelstunde macht so viel aus

Manfred Herbertz
Sie freuen sich über den gelungenen Start der Lesepatenschaften (von links): Melanie Penninggers (VHS, „Freiwillig engagiert“), Lindenschulrektor Christian Dierkes, die Lesepaten Michael und Renate Braun sowie Lehrerin Claudia Thoma. Foto: Manfred Herbertz

Lesepatenschaften: Renate und Michael Braun lesen regelmäßig mit Grundschülern aus Grenzach-Wyhlen.

Grenzach-Wyhlen - „Ich war total erstaunt, wie begeistert die Kinder sind“, sagt Renate Braun. Dabei geht es doch „nur“ ums Lesen. Renate Braun und ihr Mann Michael sind ehrenamtliche Lesepaten an der Linden- und der Bärenfelsschule.

Als der Autor dieser Zeilen dabei ist, sind die Brauns in der Lindenschule, um zusammen mit Kindern der dritten Klasse zu lesen. Jeweils 15 bis 20 Minuten sitzen die beiden „Paten“ mit jeweils einem Schulkind in einer Leseecke und schmökern zusammen in einem Buch. Die Kinder lesen vor und unterhalten sich mit Renate und Michael Braun zudem über das Gelesene. „Denn nicht immer wird das, was gelesen wird, auch verstanden“, erläutert Lindenschul-Rektor Christian Dierkes.

Darum geht es in dem Projekt: Die Sprach- und Lesekompetenz von Kindern zu verbessern. Vor allem bei Ausländerkindern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist – aber nicht nur bei diesen –, gebe es mitunter Leseschwächen. Mit den ehrenamtlichen Lesepaten sei eine individuelle Förderung möglich.

Das Projekt der ehrenamtlichen Lesepaten an der Linden- und der Bärenfelsschule geht auf die Initiative der Plattform „Freiwillig engagiert“ zurück, die an der VHS angedockt ist. Melanie Penninggers von der VHS betreut die Plattform und freut sich, dass mit dem Ehepaar Braun ein erster, sehr erfolgreicher Schritt gemacht worden ist.

Motivationsschub für die Kinder

„Lesen ist eine wichtige Kernkompetenz“, sagt Lehrerin Claudia Thoma, deren Drittklässler in den Genuss der Lesepaten kommen. Seit Januar läuft das Projekt an der Lindenschule. „Und wir haben positive Auswirkungen festgestellt“, betont Thoma. Die Kinder würden die Zeit, die sie allein mit ihren Lesepaten verbringen, genießen. „Es ist ein echter Motivationsschub festzustellen.“ Wortschatz und Ausdrucksweise der Kinder hätten sich positiv entwickelt, stellt die Lehrerin fest.

Und dass die Kinder das Angebot gerne nutzen, manifestiert sich beispielsweise in der Aussage eines Schülers: „Ich habe heute Geburtstag, darf ich heute vorlesen?“ Auch bei Elternsprechtagen habe es nur positive Rückmeldungen gegeben.

Renate und Michael Braun bestätigen diese Einschätzung. Das Ehepaar steht nicht mehr im Berufsleben und hat eigentlich keine pädagogische Erfahrung. „Meine Eltern waren zwar beide Lehrer“, sagt Michael Braun mit einem Lächeln, doch das sei nicht der Ausschlag gewesen. Die beiden hatten die Anzeige der Freiwilligenplattform gelesen und sich nach kurzem Überlegen gemeldet. „Uns geht es gut, und wir haben Zeit.“

Verstärkung gesucht

Und es macht Spaß. „Wir lernen selbst noch ständig hinzu“, sagen die beiden. „Von den Kindern kommt so viel zurück.“ Es sei schade, dass sich nicht noch mehr Menschen hier engagieren, bedauert Renate Braun. Sie will anderen Mut machen, sich hier einzubringen.

Sicher könne man die Frage stellen „was bringt das, eine Viertelstunde mit einem Kind zu lesen“, sagt Michael Braun, doch der Erfolg liege gerade in der Kontinuität. Auch Schulleiter Dierkes und Lehrerin Thoma stimmen zu. Und so stellen die Brauns fest: „Lesepate zu sein bringt viel Freude.“

Wer sich als Lesepate engagieren will, informiert sich bei der Plattform „Freiwillig engagiert“, E-Mail: info@freiwilligenarbeit-gw.de, Tel. 07624/1033 (VHS), oder bei der Lindenschule, Tel. 07624/ 915 10.

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